Einmal bekam die kleine Hexe Lust in die Stadt zu reiten. Sie wollte sich dort auf dem Wochenmarkt umsehen.
2 «Fein!», rief Abraxas begeistert, «da komme ich mit! Bei uns im Wald ist es einsam, da gibt es nur viele Bäume und wenig Leute. In der Stadt, auf dem Wochenmarkt, ist das gerade umgekehrt!»
3 Sie konnten jedoch nicht gut mit dem Besen bis auf den Marktplatz reiten. Das hätte ein großes Hallo bei den Leuten gegeben und womöglich wäre ihnen dann sogar die Polizei auf den Hals gerückt. Sie versteckten daher den Besen am Stadtrand in einem Kornfeld und gingen zu Fuß weiter.
4 Auf dem Wochenmarkt drängten sich schon die Hausfrauen, Dienstmädchen, Bauernweiber und Köchinnen um die Verkaufsstände. Die Gärtnersfrauen priesen mit schriller Stimme ihr Grünzeug an, die Obsthändler riefen in einem fort: «Kaufen Sie Boskop-Äpfel und Butterbirnen!» Die Fischweiber wollten ihre gesalzenen Heringe anbringen, der Würstelmann seine heißen Frankfurter, der Töpfer die irdenen Krüge und Schüsseln, die er auf einer Strohschütte ausgelegt hatte. Hier rief es: «Sauerkraut! Sauerkraut!», dort rief es: «Wassermelonen, Kürbisse, bitte sehr! Wassermelonen, Kürbisse!»
5 Am lautesten ließ sich der Billige Jakob vernehmen. Er stand auf der obersten Stufe des Marktbrunnens, klopfte mit einem Hammer an seinen Bauchladen und schrie aus voller Kehle:
6 «Kauft, Leute, kauft! Heute ist's billig bei mir! Heute habe ich meinen Spendiertag, da gebe ich alles zum halben Preis her! Schnürsenkel, Schnupftabak Hosenträger! Rasierklingen, Zahnbürsten, Haarspangen! Topflappen, Schuhwichse, Knoblauchsaft! Immer heran, meine Herrschaften! Kaufen Sie, kaufen Sie! Hiiier ist der Billige Jakob!»
7 Die kleine Hexe freute sich über den Trubel. Hierhin und dorthin ließ sie sich von der Menge treiben. Sie kostete da von den Butterbirnen und dort aus dem Krautfass. Für ein paar Kreuzer erstand sie beim Billigen Jakob ein Feuerzeug und als Dreingabe schenkte er ihr einen gläsernen Fingerring.
8 «Danke schön!», sagte die kleine Hexe.
9 «Bitte sehr! – Immer heran, meine Herrschaften! Kaufen Sie, kaufen Sie! Hiiier ist der Billige Jakob!»
1 Ganz hinten (совсем сзади), im allerentlegensten Winkel des Marktes (в самом удаленном от всех углу рынка; der Winkel; entlegen – удаленный, расположенный далеко, legen – класть), stand stumm und traurig (стояла молча и печально; stehen-stand-gestanden; stumm – молчаливый) ein blasses Mädchen mit einem Korb voll Papierblumen (бледная девушка с корзиной, полной бумажных цветов). Achtlos (не обращая внимания) eilten die Leute daran vorüber (мимо спешили люди), niemand kaufte dem schüchternen Ding etwas ab (никто не покупал что-либо = ничего у застенчивой девчонки; abkaufen).
2 «Wie wäre es (как было бы = что бы было)», meinte der Rabe Abraxas, «wenn du dich seiner ein wenig annehmen würdest (если бы ты немного позаботилась о ней; sich annehmen + Genitiv)? Das arme Kind tut mir leid (мне жаль бедного ребенка).»
3 Die kleine Hexe bahnte sich einen Weg durch die Menge (проложила себе дорогу = пробилась сквозь толпу). Sie fragte das Mädchen:
4 «Kannst du die Blumen nicht loswerden (ты не можешь избавиться = продать цветы)?»
5 «Ach», sprach das Mädchen, «wer kauft schon im Sommer Papierblumen (кто же купит летом бумажные цветы; der Sommer – лето)! Mutter wird wieder weinen (мать снова будет плакать; die Mutter). Wenn ich am Abend kein Geld bringe (если я вечером не принесу никаких денег), kann sie kein Brot für uns kaufen (она не сможет купить для нас хлеб; das Brot). Ich habe noch sieben Geschwister (у меня еще семь братьев и сестер). Und Vater ist vorigen Winter gestorben (а отец умер прошлой зимой; sterben-starb-gestorben). Nun machen wir solche Papierblumen (теперь мы делаем такие бумажные цветы). Aber es mag sie ja niemand (но они никому не нравятся; mögen – любить /нравиться/).»
6 Mitleidig (сострадательно = с сочувствием; leiden – страдать) hatte die kleine Hexe dem Mädchen zugehört (выслушала девушку маленькая ведьма; zuhören). Einen Augenblick überlegte sie (мгновение обдумывала она), wie sie ihm helfen könnte (как она могла бы ей /девушке/ помочь). Dann kam ihr ein Gedanke (потом ей пришла в голову мысль; kommen-kam-gekommen; der Gedanke). Sie sagte:
7 «Ich kann nicht verstehen (я не могу понять), weshalb dir die Leute die Blumen nicht abkaufen wollen (почему люди не хотят покупать у тебя цветы). Sie duften doch (они же пахнут)!»
8 Ungläubig blickte das Mädchen auf (девушка недоверчиво подняла глаза; glauben – верить; aufblicken – взглянуть вверх).
9 «Duften (пахнут)? – Wie sollten Papierblumen duften können (как = разве могут пахнуть бумажные цветы)?»
10 «Doch, doch (нет, нет: «как же, напротив»)», versicherte die kleine Hexe ernsthaft (заверила маленькая ведьма серьезно). «Sie duften viel schöner (они пахнут намного лучше; schön – хороший, прекрасный) als richtige Blumen (чем настоящие = живые цветы). Riechst du es nicht (ты этого не чувствуешь; riechen – обонять, чуять)?»
11 Die Papierblumen dufteten wirklich (действительно пахли)! Das merkte nicht nur die kleine Verkäuferin (этого не замечала только маленькая продавщица).
12 Überall auf dem Marktplatz (везде на рыночной площади) begannen die Leute zu schnuppern (люди начали нюхать; beginnen-begann-begonnen – начинать). «Was duftet da (что тут пахнет)?», fragten sie untereinander (спрашивали они друг друга: «между собой»). «Nicht möglich (невозможно)! Papierblumen, sagen Sie (бумажные цветы, Вы говорите)? Gibt es die etwa zu kaufen (они есть, может быть, /чтобы/ купить = может быть, их можно купить)? Da muss ich mir gleich welche mitnehmen (тогда я должен /себе/ сейчас их, некоторое количество: «какие» взять /с собой/ = купить; welche – какие; некоторое количество /слово, заменяющее уже упоминавшееся существительное во множественном числе – Papierblumen/)! Ob sie wohl teuer sind (дорогие ли они; wohl – пожалуй, вероятно)?»
1 Ganz hinten, im allerentlegensten Winkel des Marktes, stand stumm und traurig ein blasses Mädchen mit einem Korb voll Papierblumen. Achtlos eilten die Leute daran vorüber, niemand kaufte dem schüchternen Ding etwas ab.
2 «Wie wäre es», meinte der Rabe Abraxas, «wenn du dich seiner ein wenig annehmen würdest? Das arme Kind tut mir leid.»
3 Die kleine Hexe bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sie fragte das Mädchen: