Die syntaktischen Beziehungen und die Satzglieder
Die Grundeinheiten der Syntax sind Satz, Wort und Wortgruppe. Auf diese Grundeinheiten gestützt, bilden sich andere Einheiten der Syntax: Satzglieder, Syntagmen, Satzfügungen usw.
Die Beziehungen zwischen den einzelnen syntaktischen Einheiten, die auf der gleichen syntaktischen Ebene liegen, sind entweder koordinierend (beiordnend) oder subordinierend (unterordnend). Die Beiordnung ist sowohl auf dem Gebiete der Satzfügung als auch auf dem der Wortfügung ziemlich gleich. Davon zeugt die Identität der satzverbindenden und wortverbindenden beiordnenden Konjunktionen. Viel mannigfaltiger sind dagegen die Formen der Unterordnung.
Die Anzahl und der Charakter der syntaktischen Beziehungen im deutschen Sprachbau bilden bis heute eine der umstrittenen Fragen der Grammatik. Traditionell gesehen, sind folgende Arten von syntaktischen Beziehungen im deutschen Sprachbau vorhanden (nach W.Admoni):
1) die prädikative Beziehung. Sie verbindet den selbständigen Nominativ, als das
Subjekt, mit dem finiten Verb, als dem Prädikat, oder durch Vermittlung des finiten Verbs mit den Nomina (oder verbalen Nomina) in verschiedener Form. Die prädikative Beziehung hat eine entscheidende Bedeutung für die Struktur des Satzes, da sie und nur sie eine geschlossene, kommunikativ selbständige Fügung der Wörter bildet. Eben deswegen sind Subjekt und Prädikat die Hauptglieder des Satzes. Morphologisch drück sich die prädikative Beziehung in der Kongruenz des Prädikats mit dem Subjektsnominativ aus. Das Prädikatsverb richtet sich nach dem Subjekt hinsichtlich der Person und der Zahl, das Prädikativ hinsichtlich der Zahl, des Geschlechts und des Kasus: Er ist Student - Sie ist Studentin - Wir sind Studenten.
2) die attributive Beziehung entsteht zwischen dem Substantiv und den Wortarten und Wortformen, die das Substantiv bestimmen, indem sie zur Gruppe des Substantivs gehören und von ihm syntaktisch abhängig sind. Z.B. weißer Schnee, schönes Wetter.
3) die Objektbeziehung entsteht zwischen dem Verb und den vom Verb abhängigen Satzgliedern, die die Gegenstände bezeichnen, auf welche die vom Verb ausgedrückte Handlung gerichtet ist (Objekte): dem Freund den Brief geben; der Studentin das Heft reichen.
4) die adverbiale Beziehung entsteht zwischen dem Verb und den vom Verb abhängigen Satzgliedern, die den Vorgang irgendwie charakterisieren oder die Umstande angeben, unter welchen sich der Vorgang vollzieht (Adverbialien): er geht in die Schule; das Buch liegt auf dem Tisch; ich lese am Abend gern; sie schreibt schnell.
5) die doppelte syntaktische Beziehung:
a) beim prädikativen Attribut: Er kommt gesund an;
b) beim Subjektsprädikativ: Er ist Student;
c) beim Objektspradikativ: Ich nenne ihn meinen Freund. (Die koordinierend-komplettive Beziehung).
Die syntaktischen Beziehungen sind grammatische Kategorien der Satz- bzw. der Wortfügungsebene. Die autosemantischen Wörter (Vollwörter), die im Satz oder in der Wortfügung Träger der syntaktischen Beziehungen verschiedener Art sind, nennt man in der Grammatik "Satzglieder".
Kein Satzglied existiert oder kann definiert werden außerhalb der syntaktischen Beziehung von zwei autosemantischen Wörtern im Satz. Nicht nur Subjekt und Prädikat bedingen und konstituieren einander, sondern auch nur die Inbeziehungssetzung eines Adjektivs, eines Substantivs oder Pronomens zu einem Substantiv macht es zum Attribut. Ebenso macht nur die Inbeziehungssetzung eines Substantivs, Adjektivs oder Adverbs zu einem Verb die ersteren zu Objekten oder Adverbialien