Nicht witzig – die Evolution des Lachens

Lachen ist eine Kommunikationsform, es baut Spannungen ab und kann Konflikte entschärfen. Und Lachen ist keine rein menschliche Eigenschaft, erstaunlich viele Tiere sind dazu in der Lage. Primaten, zu denen der Mensch gehört, natürlich, aber auch Mäuse und Ratten können lachen.

Das ist Grund genug zu untersuchen, wie sich das Lachen in der Evolution entwickelt hat und sogar welche Bedeutung es für die Entwicklung der Sprache gehabt haben könnte.
2007 forschte Jaak Panksepp an der Washington State University am Sozialverhalten von Ratten. Er stellte dabei fest, dass die Tiere beim Spielen ein zirpendes Geräusch im Bereich von 50 Hz ausstoßen. Diese Töne unterscheiden sich deutlich von anderen Lautäußerungen der Ratten. Am nächsten Tag entschied sich Panksepp, ein paar Ratten zu kitzeln. In den Jahren, die auf diese Entdeckung folgten, konnte die Arbeitsgruppe um Panksepp zeigen, dass es erstaunliche Parallelen im Lachverhalten von Ratten und Kleinkindern gibt, und Ratten, die besonders viel "Lachen", wenn sie gekitzelt werden, zeigen auch beim Umgang mit ihren Artgenossen einen ausgeprägt starken Spieltrieb. Dieses gemeinsame Spielen stärkt den sozialen Zusammenhalt zwischen den Ratten und eine Bindung zwischen ihnen und dem kitzelnden Forscher zeigte sich, als die Ratten die Nähe der Hand suchten, die sie gekitzelt hatte.

Die Lautäußerungen der Tiere wurden in Experimenten beeinflusst und nehmen ab, wenn die Ratte Hunger hat oder wenn unangenehme Lichtblitze während des Kitzelns aufleuchten. Und schließlich verbrachten junge Ratten, wenn sie vor die Wahl gestellt wurden, mehr Zeit mit ausgewachsenen Ratten, die öfter spontan zirpten. Panksepps Erkenntnisse werden kontrovers diskutiert, aber sie können ein Hinweis darauf sein, dass das Lachen eine evolutionsgeschichtliche Bedeutung bei sozial lebenden Tieren hat.

Dass Lachen eine relativ alte Erfindung ist, zeigte sich auch in Experimenten von Martin Meyer an der Universität Zürich. Untersucht wurde die Aktivität im Gehirn mit Hilfe eines Kernspintomografen, während die menschlichen Probanden sich Cartoons ansahen. Aktiviert wurde dabei unter anderem die Amygdala und der Nucleus Acumbens, beides Teile des Gehirns, die sich in der Evolution recht früh entwickelt haben, sowie Teile des präfrontalen Cortex – ein relativ junger Teil des Gehirns. Die älteren Teile des Gehirns haben wir gemeinsam mit vielen Primaten und Säugetieren, so dass die Fähigkeit zu lachen hier durchaus ihren Ursprung haben kann. Die höheren humoristischen Leistungen des menschlichen Gehirns ermöglichen es uns, auch komplexere Witze zu verstehen, die ein gewisses Maß an Verstandesleistung voraussetzen. Ob Tiere in der Lage sind Humor zu verstehen – zum Beispiel in Form von Schadenfreude – ist noch nicht untersucht worden. Allerdings sind Gorillas beobachtet worden, die vor ihren Artgenossen Purzelbäume schlagen, worauf die Zuschauer Lachlaute ausstießen. Zumindest unseren nächsten Verwandten scheint Humor also nicht fremd zu sein.

Pedro Marijuán und Jorge Navarro am Instituto Aragonés von Ciencias de la Salud in Spanien haben diesen Aspekt der Entwicklung des menschlichen Gehirns untersucht. Die Idee dabei ist, dass die Komplexität unseres Gehirns nicht in erster Linie zunahm, um Werkzeuge zu nutzen, sondern um in größer werdenden Gruppen das Sozialverhalten zu steuern. Schimpansen verbringen sehr viel Zeit – bis zu 20% - damit, sich gegenseitig das Fell zu pflegen. Diese Art, Zuneigung zwischen zwei Tieren zu zeigen, hat natürlich seine Grenzen, wenn die Gruppe größer wird. Durch das soziale Lachen hingegen können mehr Individuen gleichzeitig mit einbezogen werden, was das Leben in größeren Herden einfacher machen sollte.
Aber die Bedeutung des Lachens für den Menschen geht wahrscheinlich deutlich über das Zusammenleben des Menschen hinaus, wie Robert Provine von University of Maryland behauptet. Es könnte ein Grund dafür sein, warum der Mensch überhaupt angefangen hat zu sprechen.

Bei Schimpansen ist das Lachen ein relativ unkontrolliertes stoßweises Atmen, während es beim Menschen durchaus sehr kontrollierte Formen annehmen kann, letzteres setzt die Fähigkeit voraus, den Atemfluss zu beherrschen. Schimpansen können ihren Atem nur begrenzt kontrollieren und so pro Atemzug nur wenige Silben vokalisieren. Der Grund dafür ist, dass diese Primaten, obwohl sie auch gelegentlich auf zwei Beinen stehen, im wesentlichen Vierbeiner sind und der Brustkorb – wie bei allen anderen Vierbeinern auch – eine tragende Funktion übernimmt, wobei Laufen und Atmen eng miteinander verbunden sind.
Erst als sich die Frühmenschen aufrichteten, verlor der Brustkorb seine Stützfunktion und konnte flexibler werden. Auf diese Weise wurden abweichende Atemrhythmen möglich, bei den zum Beispiel zwei, drei oder fünf Schritte auf einen Atemzug kommen, während Vierbeiner immer einen Atemzug pro Schritt machen müssen. Durch diese Entkopplung des Atemsystems von der Bewegung wurden mehrsilbige Lautäußerungen für den Menschen erst möglich.
Lachen ist also nicht nur an Witze gebunden, tatsächlich sind die meisten Situationen, in denen wir lachen, soziale Interaktionen (man denke nur an den Chef, der einen unlustigen Witz erzählt, aber lachen tun wir trotzdem), bei denen es in erster Linie darum geht, sich mit den anderen in der Gruppe oder dem Gegenüber wohl zu fühlen. Und das Lachen könnte eine wesentliche Rolle gespielt haben, als sich der Mensch auf seine Hinterbeine stellte und zu sprechen begann – und sei es auch nur, um schlechte Witze zu reißen.

Chemie

Chemie-Nobelpreis für deutschen Mikroskopie-Pionier

Den Nobelpreis für Chemie 2014 erhalten drei Forscher, die die Auflösungsgrenzen der Lichtmikroskopie bis in den Bereich einzelner Moleküle verschoben haben. Der deutsche Stefan Hell erreichte dies mit der von ihm entwickelten STED-Mikroskopie, die beiden US-Forscher Eric Betzig und William Moerner entwickelten die Einzelmolekül-Mikroskopie.

Lange galt die Lichtmikroskopie als ausgereizt und für höhere Auflösungen ungeeignet: Strukturen, die weniger als 200 Nanometer auseinander liegen, so die seit rund 130 Jahren unangefochtene Lehrmeinung, könnten unter dem Lichtmikroskop nicht scharf voneinander getrennt werden. Ein im Lichtstrahl fluoreszierender Marker erscheint daher als unscharfer Fleck, sobald er die kritische Größe unterschreitet.

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