Semantisch-strukturelle Klassifikation
5.2.2.1 Nach der Leistung im Satzunterscheidet man:
Vollverbenbezeichnen Handlungen, Vorgänge, Zustände und können im Satz als vollwertige Prädikate gebraucht werden. essen, lesen, schlafen
Hilfsverbenhaben, sein, werden dienen zur Bildung zusammen-gesetzter Verbalformen – Zeitformen des Aktivs und Passivs, Infinitiv II – und haben in diesem Fall keinen eigenen semantischen Inhalt.
Kopulaverben– sein, werden.
Er ist lustig. Er ist Schlosser.
Er wird Lehrer. Es wird dunkel.
Funktionsverben. In der Regel haben diese Verben einen abgeschwächten semantischen Inhalt (beginnen, anfangen, aufhören, abschließen u. a.).
Modalverben(können, dürfen, sollen, müssen, mögen, wollen, lassen) bezeichnen das Verhältnis des Subjekts des Satzes zum Vorgang, der durch das Vollverb im Infinitiv ausgedrückt wird, sowie das Verhalten des Sprechers zur Aussage.
Ihr Kind kann schon laufen. Ihr dürft heute zu Hause nicht bleiben. Du sollst die Nachricht weitergeben. Fritz ist krank und muss im Bett bleiben. Ich möchte gern Physik studieren. Alle wollen Frieden aufrechterhalten. Petra ließ ihre Wohnung renovieren.
5.2.2.2 Nach der Beziehung zum Subjekt und Objektunterscheidet man subjektive und objektive Verben.
Die subjektiven Verben drücken eine Handlung oder einen Vorgang aus, die sich auf kein Objekt richten: laufen, kommen, bleiben, sitzen u. a.
Die Handlung der objektiven Verben ist immer auf eine andere Person oder ein anderes Ding gerichtet: lesen, geben, sich erinnern, brauchen, haben u. a.
Je nach der Rektion des objektiven Verbs unterscheidet man direktes, indirektes und präpositionales Objekt, z. B.: einen Kuli brauchen, dem Schulfreund begegnen, sich an die Kollegen erinnern.
Die Verben mit dem direkten Akkusativobjekt werden transitive Verben genannt. Im Gegensatz zu allen anderen Verben, die man als intransitive Verben bezeichnet.
Im Akkusativ steht gewöhnlich das Objekt, das unmittelbar von der Handlung betroffen wird, z. B.: einen Brief schreiben, Großreine machen, den Artikel verfassen, jmdn anlügen, jmdn ansprechen.
Alle übrigen Verben, sowohl die objektiven (mit Dativ, Genitiv oder Präpo-sitionalobjekt) als auch die subjektiven, nennt man intransitive Verben: hantieren (Sie hantierte in der Küche.), erwachen, warten, sich erinnern, sich erholen.
Einteilung nach der Wortbildung
Nach der Wortbildungsind zu unterscheiden:
– einfache oder Stammverben: lesen, gehen, machen; – abgeleitete Verben1: landen, verbessern, weggehen.
Die Präfixesind be-, ge-, er-, ver-, zer-, ent-, emp-, miss-. Sie sind immer unbetont und untrennbar.
begrüßen, gebrauchen, erzählen, vergessen, empfinden, entgehen, missbrauchen
Neben den Präfixen gibt es Verbzusätze, die stets betont und trennbar sind: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu- u. a. abfahren, ankommen, aufnehmen, ausgeben, beibringen, einnehmen, mitfahren, nachtragen, vorbereiten, zuhören
Der jeweilige Verbzusatz wird vom Verb im Prädikat des selbstständigen Satzes im Präsens, Präteritum und im Imperativ abgetrennt. Ich stehe auf. Er nimmt Arznei ein. Der Zug kommt an.
Die Halbpräfixe (Präverbe) durch-, über-, unter-, um- können sowohl als Präfixe als auch als Verbzusätze fungieren. durchfallen, durchsuchen, übersetzen, umgehen usw. um´fahren: Der Transport hat eine große Stadt umfahren. ´umfahren: Das Auto hat das Straßenschild umgefahren.
Die Verben mit den Präfixen durch-, über-, unter-, um- sind transitiv.
Er umging den Platz.
Sie unterdrückte ein Lächeln.
Es gibt Verben, die affixlos von zusammengesetzten Substantiven abgeleitet sind: frühstücken (das Frühstück), langweilen (die Langeweile).
Die zusammengesetzten Verben
Als erster Teil eines zusammengesetzten Verbs kann auftreten: – ein Substantivstamm (teilnehmen, stattfinden); – ein Adjektivstamm (wahrnehmen, freisprechen).
Die zusammengesetzten Verben haben die Betonung auf dem ersten Teil.
______
1 Die Ableitung geschieht vom verbalen oder nominalen Stamm mit Hilfe von Affixen (Suffixen und Präfixen) oder ohne Affixe durch Veränderung des Stammvokals. Der Stammvokal wird zum Umlaut.
AUFFORDERUNG (IMPERATIV)
Der Imperativ (die Befehlsform) ist die knappste Form des Verbs zum Ausdruck von Aufforderungen (Bitten, Wünschen, Ratschlägen, Empfeh-lungen, Appellen, Aufrufen, Anweisungen, Verboten).
Da sich der Sprecher mit dem Imperativ immer direkt an Sprechpartner
wendet, um diese zum Handeln zu veranlassen, tritt dieser Modus nur in
der 2. Person Singular und Plural und in der Höflichkeitsform auf.
SingularBleib hier! Lies laut!
Sprich nicht so schnell!
PluralBleibt hier! Lest laut!
Sprecht nicht so schnell!
HöflichkeitsformBleiben Sie hier! Lesen Sie laut!
Sprechen Sie nicht so schnell!