Vi. Modalverben in subjektiven aussagen

Modalverben können objektiv und subjektiv gebraucht werden.

Behauptungen:

Modalverben sollen und wollendrücken subjektiv eine Behauptung oder ein Gerücht aus:

Das Modalverbsollen:

z.B: Felix N. behauptetgegenüber einer Nachbarin, dass sein früherer Untermieter

kriminell war.

Die Nachbarin erzählt das ihrer Freundin weiter und sagt: Der Untermietersoll kriminell gewesen sein.

Ein Sprecher gibt wieder, was jemand von einer anderen Person oder einem Sachverhalt behauptet (hat). Seine Skepsis gegenüber der Äußerung kann er mit dem Modalverb sollen zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise deutet er an, dass er nicht sicher ist, ob die Behauptung stimmt.

Das Modalverb sollen lässt sich folgendermaßen umschreiben:

z.B: Man behauptet/berichtet/erzählt, dass der Untermieter kriminell war.

Ich habe gehört/erfahren, dass der Untermieter kriminell war.

Es heißt, dass der Untermieter kriminell! war.

Angeblich / Gerüchten zufolge war der Untermieter kriminell.

Das Modalverb wollen:

z.B: Der Schauspieler Lorenzo Bello behauptet, dass er schon immer viele Bewunderer hatte. Der Schauspieler Lorenzo Bellowill schon immer viele Bewunderer gehabt haben.

Ein Sprecher gibt wieder, was jemand vonsich selbst behauptet (hat). Mit Hilfe des Modalverbs wollen kann er zum Ausdruck bringen, dass er der Äußerung skeptisch gegenübersteht und an deren Richtigkeit zweifelt.

Das Modalverb wollen lässt sich folgendermaßen umschreiben:

z.B: Er behauptet / sagt von sich / versichert / gibt damit an, dass er schon immer viele Bewunderte hatte.

Ob sollen und wollensubjektive oder objektive Bedeutung haben, hängt im Präsens von Kontext ab:

z.B:

Jansoll 10 Fremdsprachen beherrschen. Objektive Bedeutung: Jans Eltern wollen das.
Subjektive Bedeutung: Man behauptet so von ihm.
Jan will 10 Fremdsprachen beherrschen. Objektive Bedeutung: Das ist Jans Ziel.
Subjektive Bedeutung: Jan behauptet das von sich selbst.

In der Vergangenheit sieht man den Bedeutungsunterschied bereits an der Form:

z.B: objektiv: Jan sollte 10 Fremdsprachen beherrschen.

subjektiv: Jan soll 10 Fremdsprachen beherrscht haben.

So bei subjektiven Aussagen über ein Geschehen in der Vergangenheit gebraucht man den Infinitiv Perfekt:

z.B: beherrscht haben

gekommen sein

Modalverben in subjektiven Aussagen können auch im Passiv gebraucht werden. Dann steht das Vollverb im Infinitiv Präsens Passiv oder im Infinitiv Perfekt Passiv:

Infinitiv Präsens Aktiv: machen, zerstören

Infinitiv Präsens Passiv; gemacht werden, zerstört werden

z.B: Meine Oma soll die Torte machen.

Die Soldaten sollendas Schloss zerstören.

Die Torte soll von meiner Oma gemacht werden.

Das Schloss sollvon Soldaten zerstört werden.

Infinitiv Perfekt Aktiv: gemacht haben, zerstört haben

Infinitiv Perfekt Passiv: gemacht worden sein, zerstört worden sein

z.B: Meine Oma soll die Torte gemacht haben.

Vor 300 Jahren sollen Soldaten das Schloss zerstört haben.

Die Torte soll von meiner Oma gemacht worden sein.

Vor 300 Jahren soll das Schloss von Soldaten zerstört worden sein.

Vermutungen:

Die Modalverben müssen, dürfen (nur im Konjunktiv II), können und mögen drücken in der subjektiven Aussage Vermutungen aus: Mit der Wahl eines dieser Modalverben gibt der Sprecher zu erkennen, wie stark er von dem Wahrheitsgehalt eines Vorgangs /einer Tatsache/einer Information überzeugt ist.



100% absolut sicher 90% fast sicher 75% wahrscheinlich 50% möglich
muss, kann (nicht) müsste (eigentlich) dürfte könnte, mögen

z.B: 1a) Die Alarmanlage wurde bei dem Einbruch ausgeschaltet. Ich bin überzeugt,

dass der Einbrecher den Mechanismus der Alarmanlage gekannt hat.

Der Einbrechermuss den Mechanismus der Alarmanlage gekannt haben.

1b) Ich glaube aber nicht, dass es ein Angestellter der Bank war.

Esmuss aberkein Angestellter der Bankgewesen sein.

2) Du bist sicher Peter.

Du müsstest eigentlich Petersein.

3) Wahrscheinlich hat er sich in den Räumen der Bank gut ausgekannt

Ichnehme an, dass er sich in den Räumen der Bank gut ausgekannt hat.

Erdürfte sich in den Räumen der Bank gut ausgekannt haben.

4a) Es ist auchmöglich, dass er genaue Pläne der Bank hatte.

Erkönnte auchgenaue Pläne der Bank gehabt haben.

Denn sonst ist esunmöglich, dass er so genau Bescheid wusste.

Denn sonstkönnte ernicht so genau Bescheid gewusst haben.

4b) Es ist aber auchmöglich, dass er Beziehungen zum Personal hatte.

Er mag aber auch Beziehungen zum Personal gehabt haben.

Die Modalverben lassen sich folgendermaßen umschreiben:

100%-muss, kann (nicht) Mit Sicherheit/Bestimmt/Zweifellos: Bestimmt hat Max diesen Witz erzählt. Ich bin mir ganz sicher, dass Max diesen Witz erzählt hat. Max mussdiesen Witz erzählen.
90%-müsste (eigentlich) Ich bin mir fast sicher/es ist so gut, wie sicher: Ich bin mir fast sicher, dass Max diesen Witz erzählt hat. Max müsstediesen Witz erzählen.
75%- dürfte Wahrscheinlich/ Vermutlich/Ich nehme an: Ich nehme an, dass Max diesen Witz erzählt hat. Max dürftediesen Witz erzählen.
50%- könnte, mögen Möglicherweise/Vielleicht/Es ist denkbar/Ich halte es für möglich: Ich halte es für möglich, dass Max diesen Witz erzählt hat. Max könnte/ magdiesen Witz erzählen.

Ob die Verben subjektive oder objektive Bedeutung haben, hängt im Präsens von Kontext ab:

z.B:

Max muss viel Geld verdienen. Objektive Bedeutung: Er hat eine groβe Familie. Er ist gezwungen, viel Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren.
Subjektive Bedeutung: Er ist ein sehr erfolgreicher Fernsehstar, ich bin sicher,dass er viel Geld verdient.

In der Vergangenheit sieht man den Bedeutungsunterschied bereits an der Form:

z.B:objektiv: Max musste viel Geld verdienen(Imperfekt)

Er hat viel Geld verdienen müssen(Perfekt).

subjektiv: Er muss viel Geld verdient haben.

Anmerkung

Vermutungen können auch mit dem Futur I (=Gegenwart) und Futur II (= Vergangenheit) ausgedrückt werden:

z.B: Er wird sich in den Räumen der Bank auskennen.= Er dürftesich in den Räumen derBankauskennen.

Er wird sich in den Räumen der Bank ausgekannt haben. = Er dürftesich in den Räumen derBankausgekannt haben.

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