Die Variante und Invariante bei der Übersetzung
Einer der wichtigsten Begriffe in der Theorie der Übersetzung ist der Begriff „Invariante der Übersetzung“. Im Verlauf des Übersetzungsprozesses werden praktisch alle Größen, die sich an der Übersetzung teilnehmen, umgewandelt.
Es werden umgewandelt nicht nur Zeichen, d.h. die Wörter und Wendungen der AS durch Wörter und Wendungen der ZS ersetzt, sondern es werden bei diesem Ersatz auch alle von ihnen bezeichneten Größen geändert.
Die Diskrepanz der Umfänge der Begriffe in verschiedenen Sprachen, die Diskrepanz der Begriffssysteme selbst, das Vorhandensein der verschiedenartigen Vieldeutigkeit in der jeweiligen Sprachpaare, die unterschiedlichen semantischen Ebenen, die Nichtübereinstimmung des grammatischen Baus der Sprachen u.a.m. sind die Ursachen dafür, dass der Übersetzer bei diesen Umwandlungen irgendeine unveränderliche Größe zugrunde legen muß und kann.
Bei der Betrachtung der Übersetzung bzw. des Translats geht es nicht um ein selbständiges Werk des Übersetzers, sondern um die Übersetzung eines bestimmten Originals, die adequat sein soll. Mit anderen Worten handelt es sich darum, dass die Übersetzung den sinnlichen Inhalt und die stilistischen Besonderheiten des Originals gemäß den ZS-Normen wiedergeben soll. Je höher die Ebene der Adequatheit ist, desto besser und genauer ist die Übersetzung.
Das Kriterium, das es ermöglicht von der Übersetzung und nicht von einem selbständigen schlöpferischen Werk des Übersetzers zu sprechen. Es soll doch etwas geben, was in sich selbst verbleibt und aus dem Original in die Übersetzung übergeht. Dieses „etwas“ heißt die Invatiante der Übersetzung. Ein Begriff der aus Mathematik in die Sprachwissenschaft übernommen wurde. Das ist also eine Größe, die bei diesen oder jenen Umwandlungen unverändert bleibt. Bei der Übersetzung des Originals aus einer Sprache in einem andere wird ein bestimmter Inhalt dieser oder jener Gedanke, der mit Mitteln einer Sprache ausgedrückt werden ist, mit den Mitteln einer anderen Sprache wiedergeben ist. Somit bleibt der Sinn des Originals bei der Übersetzung unverändert. Es wird dabei nur die Form des Gedankenausdrucks geändert. Die Invariante ist ein abstrakter Begriff, der materiell nicht existiert. In der Sprache gibt es nur Varianten, die durch Wörter ausgedrückt werden. Die Invariante ist eine Kategorie des Denkes, die nur gedanklich von den Menschen wahrgenommen wird ohne eine sprachliche Form oder eine sprachliche Hülle zu haben.
Der Begriff „die Invariante“ erlaubt uns richtig darüber zu entscheiden, was beim Übersetzungsprozeß unverändert bleiben soll. Unverändert bleibt eben die Invariante des Gedankens, die im Falle der Übersetzung die Invariante der Übersetzung bezeichnet wird. Die Invariante der Übersetzung wird dem Übersetzer bewußt bei seinem Eindringen in den gesamten Sinn des ursprünglichen Ausgangstextes sobald sich der Übersetzer sozusagen auf die Frequenz die kommunikative Aufgabe des Senders und die mit ihr zusammenhängende Interpretation der Realität Begriffen hat. Erst nach der Wahrnehmung der Invariante der Übersetzung kann der Übersetzung eine weitere Etappe seiner Tätigkeit realisieren, d.h. den ZS-Text verfertigen.
Kontrollfragen zur Vorlesung Nr.7
1. Was ist die Ursache dafür, dass der Übersetzer bei den Umwandlungen irgendeine unveränderliche Größe zugrunde legen kann?
2. Worum geht es bei der Betrachtung der Übersetzung?
3. Was ist die Invariante der Übersetzung?
4. Was erlaubt uns „die Invariante“?
Vorlesung Nr.8