Die Modellierung des Satzes
Satzmodelle sind abstrakte Schemen, die die wesentlichen Züge eines Satzes darstellen. Die Satzmodelle gehören zum Sprachsystem ihre Zahl ist übersichtlich konkrete Sätze, die nach diesen Modellen gebildet werden können, gehören zur Rede. Die Satzmodellierung ist von großer Bedeutung für die Syntaxforschung; für den praktischen Fremdsprachenunterricht; für die Maschinenübersetzung.
1.Das älteste Satzmodell ist das Modell der Satzglieder. Es gibt 5 Satzglieder; es ist sehr einfach konkrete Sätze nach den Satzgliedern zu analysieren. Aber dieses Modell hat auch einen schwachen Punkt: die Zahl der Satzmodelle ist unübersichtlich, unzählig für die Maschinenübersetzung taugt dieses Modell überhaupt nicht.
2.Das Modell der unmittelbaren Konstituenten (непосредственные составляющие). Dieses Modell beruht auf der binären Aufgliederung des Satzes. Dabei sind unmittelbare Konstituenten die maximalen Satzsegmenten, in die der Satz aufgegliedert werden kann. Jeder der unmittelbaren Konstituenten wird weiter aufgegliedert, bis man zu Satzsegmenten kommt, die nicht weiter gliedbar sind.
*Wir | studieren | an der pädagogischen | Universität.
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Diese Methode ist gut für die Ausgliederung der einzelnen Satzglieder, aber es gibt auch schwache Seiten: die Zahl der Satzmodelle ist unübersichtlich; diese Methode taugt nicht für die Maschinenübersetzung; diese Methode wurde weiter entwickelt in die Theorie von Leo Temiere (Schweizer Linguist) und wurde jedes Satzmodell durch den Stammbaum dargestellt (древо зависимости)
Satz
WIR studieren
an der Uni
pädagogischen
Die Stammbaumanalyse zeigt uns die Abhängigkeitsverhältnisse in den einzelnen Satzgliedern, deshalb ist sie für den Sprachunterricht von Bedeutung. Aber dieses Modelierungsverfahren hat derselben schwachen Seiten, wie das Modell UK.
3.Johannes Erben: seinem Modelierungsverfahren liegt die Valenz der Verben zugrunde. Im Deutschen gibt es 4 Gruppen der Verben nach ihrer Valenz: 1stellige; 2stellige; 3stellige; 4stellige Verben, deshalb gibt es 4 Satzmodellen nach Erben:
E1—V: Vater schläft. (E— Ergänzung; V— Verb)
E1—V—E2: Wir besprechen ein Thema.
E1—V—E2—E3: Ich danke dir für Hilfe.
E1—V—E2—E3—E4: er wirf ihn die Handschuh ins Gesicht.
4.Paul Grebe beschreibt 31 Satzmodell, die er in der Gruppen zusammengefasst. Im Unterschied zu Erben vertritt er nicht die verbo-zentrische Satztheorie, für ihn bildet die Satzbasis das prädikative Verhältnis: Subjekt|Prädikat (Hauptsatzglieder);
Gruppen von Satzmodellen:
Ergänzungslose Sätze (das 1. Modell von Erben)
Satzmodell mit einer Ergänzung (das 2. Modell von Erben)
Satzmodell mit mehreren Ergänzungen (die 3. Und 4. Modelle von Erben)
5.W.G. Admoni hat 12 Satzmodelle beschrieben; er nennt sie Satztypen. Zu Grunde seiner Theorie liegen zwei Prinzipien:
1. Die Semantik des Satzmodells
2. Die Struktur des Satzes mit Angabe der grammatischen Formen der Satzglieder.
Satzmodelle nach Admoni:
SN+V= Subjekt im Nominativ+Verb= Vorgangssatz: Arbeiter arbeiten.
SN+V+OA= Subjekt im Nominativ+Verb+Objekt im Akkusativ=Handlungssatz: Arbeiter fällen Bäume;
SN+K+PrN= Subjekt im Nominativ+Kopula+Prädikativ im Nominativ=Einbeziehung des Einzelnen ins Allgemeine: Die Rose ist eine Blume.
SN+K+PrG= Subjekt im Nominativ+Kopula+Prädikativ im Genetiv=der innere Zustand des Gegenstandes: Er ist guter Laune.
SN+K+ABlok\temp= Subjekt im Nominativ+Kopula+Adverbiale Bestimmung des Lokals oder Temporals=lokale oder temporale Beziehung: Er ist im Garten (wo?); der Tag war da (wann?).
SN+MV+Inf= Subjekt im Nominativ+Modalverb+Infinitiv=Vorgangssatz als Variante des ersten Modells: Der Junge muss baden und schwimmen.
SN+haben/es gibt+OA= Subjekt im Nominativ+Verb+Objekt im Akkusativ=Zustand oder Existenz eines Gegenstandes=Ich habe Angst; es gibt Leute.
es+K+SN= es+Kopula+Subjekt im Nominativ=die Existenz eines Gegenstandes: Es war einmal ein König.
es+V=es+Verb= unpersönlicher Satz=Es schneit; es wird getanzt.
SG+K+Wquant= Subjekt im Genetiv+Kopula+Wort mit quantitativer Beziehung=partitiver Satz(разделительное предложение): Der Gaste waren viele.
SN=Subjekt im Nominativ=Existenzsatz, nominativischer Satz: Tiefe, Stille, Nacht.
6.H. Brinckmann (Prinzip wie bei Admoni):
Vorgangssatz: es taut; die Blumen blühen.
Handlungssatz (es gibt ein transitives Verb): wir schreiben ein Diktat.
Adjektivsatz: der Junge ist klug.
Substantivsatz: das ist ein Tisch.
7.O.I. Moskalskaja: das Kriterium für die Unterscheidung der zwei Gruppen der Satzmodellen ist das Vorhandensein oder das Fehlen des finiten Verbs:
1. Haupttypen der Satzmodelle (mit finiten Verbalformen):
Zweigliedriger Satz (S+P): wir pflücken Äpfel; kommen sie mit!
Formell zweigliedriger Satz: es regnet; es wird hier nicht gebadet.
Formell eingliedriger verbaler Aussagesatz: mich friert—es friert mich; hier wird gearbeitet—es wird hier gearbeitet.
Eingliedriger imperativischer Satz: Komm! Hilf mir!
2. Sondertypen (ohne finite Verbalform):
Nicht verbaler eingliedriger Satz: Ja! Nein!
Verbaler eingliedriger Satz: Aufstehen! Still gestanden!
Idiomatischer Satz: Gefällt dir die deutsche Grammatik? Und ob?; Du bist faul.—Ich bin faul? Bist du verheiratet?—Ich und heiraten?
Komplexer Satz
1. Allgemeine Charakteristik
2. Das Satzgefüge (die Hypotaxe)
3. Die Satzreihe (die Parataxe)
4. Der konjunktionsloser Satz.