Text 2. Grundlinien deutscher Geschichte nach dem ersten Weltkrieg
Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers am 28. Juni 1914 führte zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Der Erste Weltkrieg, von 1914 bis 1918, brachte zunächst Erfolge für die deutschen Armeen im Westen und – nach anfänglichen Verlusten – im Osten. Im Westen wurde von 1914 an ein Stellungskrieg geführt. Der Kaiser trat seit Kriegsbeginn in den Hintergrund; die schwachen Reichskanzler mussten sich im Verlauf des Krieges immer stärker dem Druck der Obersten Heeresleitung mit Feldmarschall Paul von Hindenburg als nominellem Chef und General Erich Ludendorff als eigentlichem Kopf beugen. Dass der Krieg verloren war, wurde erst viel zu spät von der deutschen Führung akzeptiert, so dass sich Deutschland zunächst in einem Waffenstillstand im November 1918 und dann im Friedensvertrag von Versailles 1919 erheblichen Reparationsforderungen, Gebietsabtretungen, Verboten und Einschränkungen gegenüber sah.
1918 wurde Deutschland Republik. Am 9. November 1918 übernahm der Sozialdemokrat Friedrich Ebert die Regierung. Seine Ziele waren ehrenhafte Beendigung des Krieges und geordneter Übergang zum demokratischen Reichsstaat. Dabei verzichtete er nicht auf die bisher kaiserlichen Beamten, Offiziere und Richter. Er einigte sich auch mit Generalfeldmarschall von Hindenburg. Die Offiziere behielten ihre alten Rechte. Aus den Menschen, die freiwillig unter Waffen bleiben wollten, wurden Freikorps gebildet. Gegen Versuche linksradikaler Kräfte, die Revolution in sozialistischer Richtung weiterzutreiben, wurde militärisch vorgegangen.
Unter dem Schutz der Freikorps konnten die Wahlen zur Nationalversammlung im ganzen Reich durchgeführt werden. In der im Januar 1919 gewählten Nationalversammlung, die in Weimar tagte und eine neue Reichsverfassung beschloss, hatten die drei uneingeschränkt republikanischen Parteien – Sozialdemokraten, Deutsche Demokratische Partei und Zentrum ― die Mehrheit. Die Kommunistische Partei Deutschlands nahm an den Wahlen nicht teil.
Wegen der Unruhen in der Hauptstadt tagte die Nationalversammlung in Weimar, sie trat am 6. Februar 1919 zusammen. Nach dem Tagungsort der Nationalversammlung bekam die Republik den Namen die „Weimarer Republik“. In der Zeit zwischen Erstem Weltkrieg und 1933, der so genannten Weimarer Zeit, gibt es drei Perioden: die Zeit bis 1923, die Zeit zwischen 1924 und 1929 und die Zeit danach bis 1933. Die erste Periode war charakterisiert durch zum Teil bürgerkriegsähnliche Zustände, eine totale Geldentwertung in der groβen Inflation, durch Besetzungen des Rheinlands wegen ausbleibender Reparationszahlungen Deutschlands, verbunden mit Kämpfen und Separationsbestrebungen. In der zweiten Periode kam es zu einer Konsolidierung – sowohl wirtschaftlich durch die Währungsreform von 1923 als auch politisch. In dieser Zeit – den „goldenen Zwanzigern“ – blühten Wissenschaft und Kunst auf, wurde Berlin zu einem kulturellen Zentrum, auch andere Städte entwickelten sich weiter.
Nach dem Tode des ersten Reichspräsidenten, des Sozialdemokraten Friedrich Ebert, wurde 1925 der ehemalige Feldmarschall Hindenburg gewählt.
Im Oktober 1929, der Beginn der dritten Periode, kam es zunächst an der New Yorker Börse zum Zusammenbruch der Kurse, was sich weltweit und auch in Deutschland auswirkte und zum Zusammenbruch der Kurse an der Börse und von Banken führte. Das Ergebnis war die Krise, die zum Schluss etwa 6 Millionen Arbeitslose hervorbrachte. Mit der Wirtschaftskrise 1929 begann der Niedergang der Weimarer Republik. Linker und rechter Radikalismus machten sich Arbeitslosigkeit und allgemeine Not zunutze. Im Reichstag fanden sich keine regierungsfähigen Mehrheiten mehr. Die Kabinette waren abhängig von der Unterstützung des Reichspräsidenten. Die bisher bedeutungslose nationalsozialistische Bewegung Adolf Hitlers, die extrem antidemokratische Tendenzen und einen wütenden Antisemitismus mit scheinrevolutionärer Propaganda verband, gewann seit 1930 sprunghaft an Gewicht und wurde 1932 stärkste Partei. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler.
Das Hauptziel von Hitler war vor allem die Gewinnung der politischen Macht. Es ging das Regime mit rücksichtlosem Terror vor. Tausende verschwanden ohne Gerichtsverfahren in eilig errichteten Konzentrationslagern. So wurden im Februar 1933 nach dem Brand des Reichstages durch Notverordnung die Grundrechte auβer Kraft gesetzt. Die Regelung galt bis 1945. Parlamentarische Gremien auf allen Ebenen wurden abgeschafft oder entmachtet. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften verboten. Sofort nach der Machtergreifung hatte das Regime mit der Verwirklichung seines antisemitischen Programms begonnen. Die Polizei geriet unter nationalsozialistische Kontrolle und wurde mit SS und SA zum Instrument, mit dem die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) das totalitäre System ausbauen wollte.
Am 10. Mai 1933 fanden in Berlin wie auch in den deutschen Haupt- und Universitätsstädten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Viele Schriftsteller erhielten Schreibverbot oder wurden ausgebürgert. Sie waren gezwungen auszuwandern, weil sie Existenz und Schaffensfreiheit verloren hatten.
Die deutschen Schulen hatten die Aufgabe, „den politischen Menschen zu bilden, der in allem Denken und Handeln dienend und opfernd in seinem Volk wurzelt und der Geschichte und dem Schicksal seines Staates ganz und unabtrennbar zuinnerst verbunden ist“.
Als 1934 Hindenburg starb, vereinigte Hitler in seiner Person das Kanzler- und Präsidentenamt. Damit bekam er als Oberster Befehlshaber die Wehrmacht in seine Hand. Hitler gelang es, mit Arbeitsbeschaffungs- und Rüstungsprogrammen die Wirtschaft wieder zu beleben und die Arbeitslosigkeit schnell abzubauen. Dabei wurde er durch das Ende der Weltwirtschaftskrise begünstigt.
Hitlers Auβenpolitik hatte zwei Seiten. Einerseits suchte er die militärische Macht Deutschlands zu stärken und rüstete zuerst heimlich, dann offen. Auβerdem verfolgte er sein Ziel, für Deutschland einen Lebensraum im Osten zu finden. Seit 1938 begann Hitler seine „Ostraumpolitik“ zu verwirklichen.
Aufgabe 5. Lesen und übersetzen Sie den folgenden Text. Schreiben Sie die unbekannten Wörter heraus, lernen Sie sie. Geben Sie den Inhalt des Textes wieder.