Text 3. Arminius der Cherusker
Die relativ kleinen Gruppen der Stämme empfanden sich jeweils als selbständige Einheit. Den Germanen gelang es deshalb selten, mehrere Stämme für ein Ziel zu vereinen. Genau dies hatten die Römer frühzeitig erkannt und machten es sich zu Nutze. Sie schlossen Bündnisse mit verschiedenen Stämmen und spielten die Germanen gegeneinander aus. Untypisch für germanisches Verhalten ist deshalb der sogenannte Arminius-Aufstand im Jahre 9 nach Christus. Dem Cherusker Arminius war es während des Aufstandes gelungen, zerstrittene Stämme, die immer wieder untereinander Streitigkeiten austrugen, unter seiner Führung zu einen. Gemeinsam versuchte man sich erfolgreich gegen die Römer zur Wehr zu setzen. Die Herrschaft der Römer über die germanischen Stämme rechts des Rheins wurde so verhindert.
Arminius wurde um das Jahr 16 vor Christus als Sohn des Cheruskerfürsten Segimer geboren. Die Zeiten waren unruhig: Ein paar Jahre nach seiner Geburt eroberte der römische Heerführer und spätere Kaiser Tiberius (42 vor Christus bis 37 nach Christus) während seiner Germanenfeldzüge auch das Gebiet der Cherusker, das sich von der oberen Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zur Elbe erstreckte. Arminius und sein Bruder wurden als Geiseln nach Rom gebracht und dort ausgebildet. Arminius, der wahrscheinlich vorher Armin hieß und dessen Name nun ins Lateinische übertragen wurde, wurde dort zum Stabsoffizier (Tribun) und begleitete das Heer des Tiberius in den Jahren 4 bis 6 nach Christus bei Feldzügen durch Germanien. Arminius hinterließ dabei einen guten Eindruck. Er erhielt für seine Verdienste das römische Bürgerrecht und wurde in den Ritterstand erhoben.
Gegen 7 nach Christus kehrte Arminius in seine Heimat zurück. Als Kommandeur germanischer Hilfstruppen (Auxiliareinheiten) war er Publius Quinctilius Varus, dem Statthalter der gallischen Provinzen und Oberbefehlshaber über die Rhein-Legionen, unterstellt. Varus hatte den Befehl, Germanien endgültig zu einer römischen Provinz zu machen. So trieb er Steuern ein und behandelte die Germanen wie Untertanen des Römischen Imperiums. Arminius wechselte die Fronten – aus welchen Gründen genau, darüber geben die historischen Quellen keine Auskunft.
Im Jahr 9 nach Christus kam es zu dem blutigen Aufstand der Germanen unter der Führung von Arminius, der als Varusschlacht in die Geschichte eingegangen ist. Mit diplomatischem Geschick war es ihm gelungen, die vorher zerstrittenen Stämme der Cherusker, Chattten, Angrivarer, Marser und Brukterer zu einen.
Arminius' Leben wurde auch nach der gewonnenen Schlacht nicht langweilig: Er hatte Thusnelda, die Tochter des Cheruskerfürsten Segestes, gegen dessen Willen geheiratet. Segestes holte sich seine Tochter mit militärischer Gewalt wieder zurück. Daraufhin belagerte Arminius seinen Schwiegervater, der schließlich den Römer Germanicus zur Hilfe rief. Dieser konnte Segestes und Thusnelda befreien und brachte beide nach Rom. Nun kämpfte Arminius gegen Germanicus, doch er konnte keine bedeutenden militärischen Erfolge mehr erzielen. Um 19 oder 21 nach Christus wird Arminius ermordet – in den historischen Quellen heißt es: „von Verwandten“.
Hätten die am Aufstand beteiligten Germanen weiter zusammen agiert, wäre es ihnen vielleicht gelungen, die Römer auch links des Rheins in Bedrängnis zu bringen. Doch die germanische Mentalität war eine andere. Arminius, der rund 100 Jahre später vom römischen Historiker Tacitus als Befreier der Germanen angesehen wurde, wurde von ihnen nur als einer von vielen betrachtet. Ziemlich schnell hatte er viele Neider, die begierig darauf waren, seine Macht zu erlangen. Kaum waren die Römer vertrieben, brachen erneut Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Stämmen aus. Wäre Arminius ein Römer gewesen, wäre ihm aufgrund seiner Leistung der Stolz des gesamten Imperiums gewiss gewesen. Als Germane hingegen wurde Arminius im Jahr 21 nach Christus Opfer seiner eigenen Verwandten, die befürchteten, dass er zu mächtig würde.
Arminius galt als erster deutscher Nationalheld. In den Jahren 1838-1875 wurde ihm bei Detmold ein riesiges Denkmal errichtet.
Test
1. Die Römer schlossen Bündnisse mit Germanen.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
2. Für germanisches Verhalten war der Aufstand im Jahre 9 nach Christus typisch.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
3. Die Herrschaft der Römer über die germanischen Stämme rechts des Rheins wurde verhindert.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
4. Arminius wurde nicht ausgebildet.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
5. Arminius erhielt für seine Verdienste das römische Bürgerrecht und wurde in den Ritterstand erhoben.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
6. Nach der gewonnenen Schlacht wurde Arminius' Leben langweilig.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
7. Arminius wurde Opfer seiner eigenen Verwandten, die nicht wollten, dass er zu mächtig würde.
a) Ja, das stimmt.
b) Nein, das stimmt nicht.
Aufgabe 7. Setzen Sie aus der Wortliste die richtigen Wörter in die Lücken ein.
Die Wortliste: Feinde, Cherusker, Loyalität, Kastellen, drei, Varus, Forum/Marktplatz, Varus, 9, Provinz, linksrheinisches/gallisches, 30.000, Selbstmord, Thingplatz, 37, Schlachtformation, Aufstand
Im Jahre _____________ nach Christus fand die _________schlacht statt, die nicht nach ihrem Gewinner Arminius, sondern ihrem Verlierer benannt ist. Der mögliche Schauplatz dieser Schlacht liegt bei Kalkriese im heutigen Niedersachsen. Als Sohn eines germanischen Fürsten vom Stamm der _______________ wurde Arminius nach Rom geschickt, wo er eine römische Ausbildung genoss. Die Römer versuchten, sich durch derartige Geiselnahmen die ______________ der eroberten germanischen Stämme zu sichern. Entlang des Rheins hatten sie eine Reihe von _______________ und weitere Stützpunkte, neuesten Ausgrabungen zufolge sogar eine zivile Stadt mit _____________, entlang der Flüsse auf rechtsrheinischem Gebiet gegründet. Der römische Statthalter _______________ hatte den Auftrag, das Land zur ________________ auszubauen und zog sich durch seine Rücksichtslosigkeit den Unmut der eroberten germanischen Stämme zu. Arminius wurde in seine alte Heimat geschickt, um den Statthalter zu unterstützen. Allerdings traf er sich mit den Führern anderer germanischer Stämme, die zuvor ________________ waren, auf einem _______________ und forderte den ________________. Mit _______________ Legionen, Hilfstruppen und dem Tross von insgesamt _______________ Mann lockte er Varus in eine Falle in bewaldetem Gelände, in dem die Römer keine _________________ einnehmen konnten. Aus Schmach über die Niederlage beging Varus noch auf dem Schlachtfeld ________________. Nach der Schlacht kürten die germanischen Stämme Arminius zum Fürsten. Nach weiteren vernichtenden Niederlagen der Römer zogen diese sich im Jahr 16 nach Christus auf ________________Gebiete zurück. Die Rivalitäten der germanischen Stämme brachen allerdings trotz des Sieges wieder auf, was dazu führte, dass Arminius 21 nach Christus im Alter von ________________ Jahren ermordet wurde.
Aufgabe 8. Teilen Sie sich in zwei Gruppen auf, die die Anführer der germanischen Stämme darstellen. Diese treffen sich auf dem Thingplatz und müssen diskutieren, ob sie sich den Römern entgegenstellen sollen oder nicht. Eine Gruppe wird von Arminius geführt, die andere von seinem Gegenspieler, der nicht gegen die Römer kämpfen will. Argumente dafür oder dagegen (»Knechtschaft oder Freiheit«) sollen ausgetauscht werden. Wenn Vorschläge von den anderen abgelehnt werden, sollen sie laut murren, werden sie hingegen befürwortet, sollen sie mit Ihren Waffen (Stiften und Schreibunterlagen) klappern.
Aufgabe 9. Lesen Sie und übersetzen Sie den folgenden Text.