Franzisk Skaryna und seine Zeit

Die Renaissance (Wiedergeburt der Antike) beginnt im 14. Jh. in Ita­lien, breitet sich im 15. Jh. über ganz Europa aus und gilt mit der Reformation zusammen als die Schwelle der europäischen Neuzeit. Die Humanisten lernen und lehren die alten Sprachen, vor allem das Griechische, veröffentlichen viele Werke der antiken Schriftsteller. Maler, Bildhauer, Architekten wie Raffael, Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Michelangelo und andere studieren die Kunstwerke des Altertums, beobachten mit größter Genauigkeit die Natur und bilden sie ab.

Leichen werden seziert, um den menschlichen Körper zu erforschen. Die Entdecker Kolumbus, Magellan und andere beweisen die Kugelgestalt der Erde. Der Astronom Kopernikus lernt die Bewegung der Erde und Sonne. Der menschliche Geist befreit sich von den Fesseln altüberlieferten mittelalterlicher Auffassungen, und es entsteht ein neues Weltbild.

Die Entdeckung der Buchdruckerkunst durch Johann Gutenberg ermöglichte eine schnelle, weite und billige Verbreitung der neuen Ideen und Kenntnissen.

Die Päpste und die Fürsten bedienen sich der Künstler, um ihr fürstliches Ansehen zu steigern und ihre Hauptstädte oder Residenzen glänzend auszustatten.

Die Reformation, die von verschiedenen Klassen und Schichten durchgeführt wird, trägt zur Neugestaltung der kirchlichen aber auch der gesellschaftlichen Verhältnisse bei. Die Reformatoren, die Humanisten werden aber auch durch die Kirche verfolgt. Reformation ist die kirchliche Erneuerungsbewegung, die im 16. Jh. weite teile Europas epress und bis in die gesamte Lebensgestaltung hinein entscheidend geprägt hat. Die Reformation ist zwar positiv durch die geistlichen Strömungen des Humanismus und der Renaissance.

Die humanistischen Ideen kamen auch nach Osteuropa, über Tschechien, Polen. Das gesellschaftlich-kulturelle Leben im Großfürstentum Litauen befand sich auch unter dem Einfluß der Wiedergeburt. Der Einfluß äußerte sich vor allem in der Entstehung von neuen Städten, die später das Magdeburger Recht erhielten. Es entstanden vielseitige Handelsbeziehungen zwischen den Städten des Ost- und Westeuropas. Solche Städte wie Vilnius, Brest, Polazk, Minsk und andere waren damals in ganz Europa bekannt. Junge Leute aus reichen Familien kamen nach Europa, um sich ausbilden zu lassen. Der litauische Adel kam in Berührung mit den italienischen Humanisten. Die katholische Kirche nutzte aber die polnischen Magnaten für die Unterdrückung des belarussischen Volkes aus. Es wurde verboten, Belarussisch zu sprechen und in den Kirchen belarussisch zu predigen. In mehreren Städten des litauischen Großfürstentums kam es zum Aufruhr, zu Protesten gegen die Vorherrschaft der katholischen Kirche, gegen die polnischen Magnaten.

Polazk war damals eines der größten Kultur- und Handelszentren des litauischen Großfürstentums. Hier wurde 1485 Franzisk Skaryna geboren. Er entstammte einem vornehmen Haus. Als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, hatte er in seiner Jugend keine materiellen Sorgen. Sein Großvater hatte als Kaufmann ein beträchtliches Vermögen erworben, sein Vater, auch ein Kaufmann, bezog zusätzlich Einkünfte vom Land. Der Sohn sollte auch in Vaters Fußstapfen treten. Der Beruf eines Kaufmanns forderte damals eine gute Allgemeinbildung, gute Fremdsprachenkenntnisse und vor allem kaufmännische Erfahrungen. Sein Vater nahm ihn oft auf Reisen nach Riga, Nowgorod mit. Wie alle Kinder aus reichen Familien besuchte Franzisk Skaryna eine Kirchenschule. Er war sehr lernbegierig, begabt. Von seiner frühesten Kindheit an empfand er eine starke Hinneigung zu Büchern. Seine besondere Vorliebe galt aber den Inschriften. Schon als Kind machte er einen kleinen Stempel aus Wachs mit seinen Vornamen und Namen, Franzisk hatte vertrauten Umgang mit seinem Lieblingslehrer Kukscha, einem Mönch aus dem Erlöser-Kloster, von dem Franzisk tief beeindruckt war. Kukscha schrieb Bücher mit grüner, roter, schwarzer Tinte ab, erzählte dem Jungen verschiedene Geschichten. Damals war in den Kirchenschulen in Polazk das Kirchenslawische die Unterrichtssprache, aber um weiter an den europäischen Universitäten zu studieren, epres man Latein kennen, Die lateinische Sprache war damals die schriftliche Weltsprache in ganz Europa. Franzisk Skaryna besuchte dann die Zisterzienserklosterschule, die die Zisterziensermönche beim katholischen Kloster eröffnet hatten, um Latein zu lehren.

1505 beendete Franzisk Skaryna die Krakower Universität, er studierte dort freie Künste und erhielt dort den Ehren-Bakkalaureus. Er gab sich damit nicht zufrieden. Franzisk Skaryna studierte weiter Fremdsprachen, Grammatik, Logik, Mathematik, Astronomie, Musik, Medizin und promovierte in Krakow zum Doktor der freien Künste. 1512 eignete er sich an der Universität Padua in Italien eine umfassende medizinische Bildung an und promovierte zum Doktor der Medizinwissenschaften. Skarynas größte Vorliebe galt aber den Büchern. Die Druckkunst verbreitete sich rasch über ganz Europa. Druckereien befanden sich damals in Mainz, Köln, Rom, Basel, Paris. Damals existierten schon in Deutschland mehr als 50 Druckereien, es gab damals mehr als 200 Buchdrucker. Die Kunst des Buchdrucks kam auch nach Tschechien, dann nach Polen. 1517 eröffnete Franzisk Skaryna seine eigene Druckerei in Prag, druckte sein erstes Buch „Das Psalmenbuch“. 1519 beendete er den Druck der 23 Bücher der Bibel in der altbelarussischen Sprache. Die Bibel war damals die Quelle des Wissens und der ethischen Erziehung. Die gedruckten Bücher galten damals als Höchstleistungen der Typographie, denn sie waren alle mit Porträts, Inschriften, Gravüren, Illustrationen versehen. Die Bücher waren in einer verständlichen Sprache geschrieben, für klein und groß, arm und reich. Außerdem enthielt jedes Buch ein Vorwort, eine Art literarischer Werke.

1522 heiratete Franzisk die reiche Witwe des Stadtrates und eröffnete in Vilnius die erste Druckerei auf dem Territorium des litauischen Großfürstentums. Hier wurden von Franzisk Skaryna „Das kleine Reisebuch“ 1522, „Der Apostel“ 1525 gedruckt.

Der Tod seines Bruders in Posnan fügte ihm epresstiches Leid und großen materiellen Schaden zu. Sein Bruder war stark verschuldet und Franzisk Skaryna wurde zur Verantwortung gezogen. Nach vielen Prozessen war er gezwungen, seine Heimat zu verlassen, und er ließ sich in Prag nieder. Hier trat er bei dem König Ferdinand als Gärtner in den Dienst. Seine vielseitige Ausbildung half ihm schon mehrmals die schweren Zeiten zu überwinden. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Prag. Skaryna führte dort ein zurückhaltendes Leben. In Prag druckte er „Das Buch der Lieder“, „Das Buch der Könige“. Schon zu seinen Lebzeiten berühmt und verehrt starb Franzisk Skaryna 1540. Skarynas vielseitiges Schaffen machte einen großen Einfluß auf die ganze Kultur der ostslawischen Länder, auf die Herausbildung der belarussischen Sprache und Kultur.

Задание 3. Ответьте на следующие вопросы к тексту:

1. Wie verstehen Sie die Worte von Georg Chr. Liechtenberg (1724 – 1799): „Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert, und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten“? 2. Beschreiben Sie den Werdegang von Franzisk Skaryna! Beginnen Sie mit der Reformation, Erneuerungsbewegung der Kirche. Welche Rolle spielten dabei die Zisterzienserklosterschulen? 3. Welche Bedeutung hat Franzisk Skarynas Schaffen für Belarus?

GEBURT DES BUCHES № 3

Задание 1. Прочитайте следующие имена существительные. Следите за правильным ударением.

Das Pergamentbuch, das Schriftstück, der Sprachbereich, das Schreibbuch, der Bleibuchstabe, der Seitenaufbau, das Fingerspitzengefühl, die Druckmaschine, die Auflagehöhe, die Buchbinderei, der Buchhändler, die Zwischenstation.

Задание 2. Обратите своё внимание на перевод следующих словосочетаний:

● mit der Hand – от руки (писатъ), вручную ● im Kopf entspringen – рождаться в голове ● kommen zu– попасть к кому-л. ● den Weg finden – (зд.) проложить дорогу

Задание 3. Прочитайте текст. Переведите его на русский язык.

Geburt des Buches

Ein Buch ist wie ein Kind, es wird mit Schmerzen und bitterеr Mühe geboren. Der Unterschied ist nur: Beim Buch ist es nicht so klar, wer Vater und Mutter sind. Es gibt viele Väter und viele Mütter. Die Idee zu einem Buch entspringt meist in irgendeinem Kopf. Der Autor skizziert den Inhalt des Buchs, dann wird das Manuskript niedergeschrieben – früher mit der Hand, heute mit der Maschine oder dem Computer,

Das Manuskript wird einem Verlag oder einigen Verlagen angeboten. Meist wird es überall abgelehnt (die armen Poeten haben es schwer). Oder – große Ausnahrne – ein Verlag greift zu. Nun gibt es Diskussionen über viele Details, schließlich wird der Verlagsvertrag abgeschlossen. In der Verlagsredaktion wird das Manuskript sorgfältig durchkorrigiert und gekürzt, manchmal auch ergänzt. Beim Hersteller (oder der Herstellerin) wird das graphische Gesicht des Buches entwickelt: Schrift, Bilder, Papier, vielleicht Farbe, Einteilung der Flächen, Einband usw. Von der Herstellung wandert das Manuskript in die Druckerei. In der Druckerei wird der Text «gesetzt» früher mit Bleibuchstaben, heute mit Computer. Darauf folgt der Seitenaufbau eine heikle Arbeit, die Erfahrung und Fingerspitzengefühl verlangt. Dann wird gedruckt. Welche Druckmaschine man verwendet, das hängt ab von der Auflagenhöhe und Größe des Produkts. Von hier wandert das bedruckte Papier in die Buchbinderei.

Dort wird es geschnitten, geordnet, gebunden, epresst und verpackt. Uber mehrere Zwischenstationen kommt das Buch zum Buchhändler. Wird der Tag kommen, wo die Buchstaben den schmalen Weg finden durch die Brille, die Pupille, den Sehnerv bis in den Kopf eines Lesers? Oder war das Buch umsonst geboren?

Пояснения к тексту:

●mit Schmerzen und bitterer Mühe geboren родиться в болях и горьких муках ● das Datail [-tae] деталь ●das grafische Gesicht графический облик ● die heikle Arbeit деликатная (тонкая) работа ● das Fingerspitzengefühl тонкое чутье ● die Auflagenhöhe размер тиража ● die Zwischenstation промежуточная стадия ● der Sehnerv зрительный нерв

Задание 4. . Ответьте на следующие вопросы к тексту:

1. Was bedeutete das Wort «Buch» ursprünglich? 2. Was bezeichnete «Buch» in der weiteren Entwicklung? 3. Warum hat das Buch viele Väter und Mütter? 4. Wie wird heute das Manuskript niedergeschrieben? 5. Was macht man mit dem Buch In der Verlagsredaktion? 6. Wie wird der Text in der Druckerei bearbeitet?

Задание 5. Äußern Sie Ihre Meinung: War das Buch umsonst geboren?

IV семестр

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