Text 4. Dr. Hartungs Sprechstunde

Der Dozent Oberarzt Dr. Hartung saß am Steuer seines roten Autos. Er überquerte den großen Platz an der Oper und bog nach rechts in das Viertel der Universitätsklinik ab. Er ließ den Wagen auf der Straße stehen und betrat die Klinik. Der Pförtner grüßte, zwei Pfleger fuhren einen Kranken in den Aufzug. Hartung eilte in sein Dienstzimmer. Er wusch sich die Hände, zog den weißen Kittel an und ging ins Erdgeschoß, wo er von fünfzehn Uhr fünfzehn an seine Sprechstunde in der Poliklinik hatte.

Das Wartezimmer war voller Patienten. Es waren wirklich sehr viele Kranke da. Daran war das herbstliche feuchtkalte Wetter schuld.

Als erster betrat das Sprechzimmer ein junger Mann.

„Nehmen Sie bitte Platz! Was fehlt Ihnen?“ wendete sich der Arzt an den Patienten.

„Sonntags bin ich auf dem Lande bei meinen Verwandten gewesen und habe mich erkältet. Ich habe Husten, Schnupfen, und das Schlucken tut mir weh."

„Haben Sie Ihre Temperatur gemessen?"

„Ja, ich habe Fieber, 37,5 am Morgen und 38,6 am Abend."

„Machen Sie den Oberkörper frei. Bitte, tief atmen! Noch tiefer atmen. Halten Sie den Atem an."

„Doktor, was fehlt mir?"

„Sie haben sich eine Erkältung zugezogen. Es ist nichts von Bedeutung, trotzdem müssen Sie doch einige Tage das Bett hüten. Ich verschreibe Ihnen eine Mixtur gegen den Hu­sten. Und hier haben Sie Tabletten, das ist ein Mittel gegen Fieber. Was sind Sie von Beruf?"

„Ich bin Arbeiter und Fernstudent." „Ich stelle Ihnen einen Krankenschein für drei Tage aus". Einer nach dem anderen betraten die Patienten das Sprech­zimmer Dr. Hartungs. Er fragte, betastete, behorchte, beklopf­te, verschrieb Arzneien, verordnete Bettruhe und Diät.

Als eine der letzten betrat eine Frau das Sprechzimmer. Sie hatte längere Zeit in der StationDr. Hartungs gelegen. Es war eine schmächtige fünfzigjährige Frau mit tief liegenden Augen und schmalen blassen Lippen.

„Frau Märten, will es denn immer noch nicht besser werden?“, fragte Dr. Hartung.

„Immer dasselbe, Herr Doktor. Das Herz macht mir zuschaffen.“

Er untersuchte die Patientin. Das Herz war schlecht. Wie sollte er der Frau helfen? In diesem Fall helfen keine Tropfen. Vor einem Vierteljahr war ihr einziges Kind von einem Auto überfahren worden... Seitdem ist die Frau krank.

„Frau Märten, ich verschreibe Ihnen keine Pillen. Ich er­zähle Ihnen eine Geschichte. Wollen Sie?"

Die Frau nickte, und er erzählte ihr von der Mutter, die vier Söhne geboren und drei Söhne und den Vater der Söhne im Krieg verloren hatte. Den dritten, den neunjährigen, hatte vor ihren Augen ein „Tiger"-Panzer zermalen. Und vor mei­nen Augen, dachte er. Meinen Bruder Dieter, den jüngsten... Es ergriff die Frau. „Aber“, sagte sie, „sie hat ja einen Sohnbehalten. Und ich...“

„Frau Märten", sagte Dr. Hartung, „in unserer Klinik gibt es Kinder, die eine Mutter brauchen. Wenn Sie wollen, gehe ich einmal mit Ihnen hin; wir sehen uns die Kinder an...“

Die Frau schwieg. Er drang nicht weiter in sie, er setzte sich hinter den Schreibtisch und sagte beiläufig: „Ich habe hier einen Kurplatz in Bad Liebenstein. Ich denke, es täte Ihnen gut.“

Die Frau antwortete nichts. Sie nahm ihre Handtasche vom Stuhl, ihre Lippen waren noch blasser als zuvor. Sie gab ihm die Hand. „Auf Wiedersehen, Herr Doktor."

Es verstrichen seit diesem Herbsttag einige Monate. Eines Tages wurde Dr. Hartung gebeten, die Poliklinik-Sprechstun­de der großen Spinnerei im Osten der Stadt zu übernehmen. Er fuhr in die Spinnerei und fand nur wenige Patienten vor. Der schwierigste Fall war eine Reinemachefrau mit einem Bronchialkatarrh.

Am Werkausgang traf er Frau Märten. Ihr Herz machte ihr manchmal auch jetzt zu schaffen. Aber sie hatte klare Augen und eine feste Stimme. Sie arbeitete nicht mehr an der Maschine, sondern in der Kinderkrippe des Betriebs.

Hartung musste mit ihr in den schattigen Garten zwischen Kindergarten und Krippe hinübergehen und sich „ihr“ Kind ansehen, das sie sich auf seinen Rat adoptiert hatte. Es war ein Mädchen mit roten Backen und schwarzem Lockenhaar.

Alles war in bester Ordnung. Hartung freute sich über Frau Märten und mit ihr über das Kind.

Textaufgabe

Erzählen Sie den Text nach.

24. Übersetzen Sie ins Deutsche.

1. Мучают ли больного сильные головные боли? 2. Твой сын полощет горло? 3. Прописал ли ему врач все необ­ходимые лекарства? 4. Он чувствует себя все еще плохо? 5. Бросил ли он курить? 6. Перенесли ли Вы в детстве скарлатину и корь? 7. Вы простудились в эту сырую погоду? 8. Было ли у Вас воспаление легких? 9. Ее родители еще живы? 10. Ее лечил тот же самый врач? Делали ли ему просвечивание? 12. Тебе нужно соблюдать диету? 13. Как твое здоровье? 14. Что у тебя болит? 15. На что она жалуется? 16. Какие болезни она перенесла? 17. Что прописал ему врач? 18. Сколько дней она не ходила на работу? 19. Сколько дней твой сын лежал в постели? 20. Где простудилась твоя подруга? 21. Как чувствовал себя больной после лечения? 22. Когда Вы заболели? 23. Кто ле­чил Вашу дочь?

25. Übersetzen Sie den folgenden Dialog ins Deutsche.

В комнате ожидания одной поликлиники сидят больные. Возле кабинета врача две женщины ведут разговор.

–Я переехала в другой дом, а прихожу все к тому же врачу, в свою старую поликлинику.

– А разве в Вашей поликлинике нет хороших врачей?

– Конечно, есть. Но этот врач лечит меня уже много лет. Он знает мою болезнь, он проводил разные виды ле­чения. Я Вам говорю, он делает чудеса!

– Да, мне тоже очень нравится этот врач. Он разгова­ривает с больным спокойным тоном и это успокаивает боль­ного.

– В прошлый раз врач был недоволен мною. Я не при­нимала лекарства, которые он мне прописал.

– Он прав. Так очень трудно лечить больного. Надо придерживаться его указаний и делать все то, что он счи­тает нужным.

– Да, конечно. Вот в прошлом году врач велел мне бро­сить курить. Это он сказал мне категорическим тоном. Я бросила, хотя мне это было очень трудно. Но теперь я ему за это очень благодарна. Я себя чувствую значительно лучше. А что с Вами?

– Я чувствую себя последнее время неважно. Иногда у меня бывает сильное сердцебиение. Мне хочется посовето­ваться с врачом. Говорят, что он светило в области болезней сердца.

– Конечно, он прекрасный специалист. Вы теперь по­нимаете, почему я прихожу именно к этому врачу!

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