Resi zuckt ratlos mit den Schultern.
6 Frau Palfy greift rettend ein. „Wir können doch nicht ewig auf dem Treppenflur stehen bleiben!“
7 „Bitt’ schön!“ Resi reißt die Tür auf.
8 „Momenterl!“ sagt der Herr Kapellmeister gemächlich. „Ich muss erst einmal in die andere Wohnung!“
9 Alle außer ihm erstarren. Schon am Hochzeitstag will er wieder ins Atelier am Ring? (Nein, die Resi erstarrt ganz und gar nicht! Sie lacht vielmehr lautlos in sich hinein!)
10 Herr Palfy geht zu Herrn Gabeles Wohnungstür, zückt einen Schlüssel und schließt in aller Seelenruhe auf!
11 Lottchen rennt zu ihm. An der Tür ist ein neues Schild angebracht, und auf dem neuen Schild steht deutlich zu lesen: “Palfy”!
12 „O Vati!“ ruft sie überglücklich.
13 Da steht auch schon Luise neben ihr, liest das Schild, kriegt die Schwester am Kragen und beginnt, mit ihr eine Art Veitstanz aufzuführen. Das alte Stiegenhaus wackelt in allen Fugen.
14 „Nun ist’s genug!“ ruft schließlich der Herr Kapellmeister. „Ihr schert euch jetzt mit der Resi in die Küche und helft ihr!“ Er schaut auf die Uhr. „Ich zeig der Mutti inzwischen meine Wohnung. Und in einer halben Stunde wird gegessen. Wenn’s soweit ist, klingelt ihr!“ Er nimmt die junge Frau an der Hand.
15 An der gegenüberliegenden Tür macht Luise einen Knicks und sagt: „Auf gute Nachbarschaft, Herr Kapellmeister!“
1 Die junge Frau legt Hut und Mantel ab (снимает шляпу и пальто: ablegen – снимать /о верхней одежде и головных уборах/). „Was für eine Überraschung (какой сюрприз)!“ meint sie leise.
2 „Eine angenehme Überraschung?“ fragt er.
3 Sie nickt.
4 „Es war schon lange Lottchens Wunsch, bevor’s auch der meinige wurde (прежде чем это стало и моим /желанием/)“, erzählt er zögernd. „Gabele hat den Feldzugsplan (план военой компании: der Feldzug – поход, компания /воен./) bis ins kleinste ausgearbeitet (разработала до малейших деталей) und die Schlacht der Möbelwagen eingeleitet (и инициировала: «ввела» битву машин для перевозки мебели; einleiten – начинать; принимать меры; предпринимать шаги)."
5 „Deswegen also mussten wir erst noch in die Schule?“
6 „Ja. Der Transport des Flügels hielt den Kampf der Möbeltitanen etwas auf (перевозка фортепьяно несколько задержала бой мебельных титанов: aufhalten; der Transpórt).“
7 Sie treten ins Arbeitszimmer. Auf dem Flügel steht die aus dem Schreibtischschubfach auferstandene Fotografie (воскресшая; auferstehen – воскресать; возрождаться) einer jungen Frau aus einer vergangenen (из прошлого, прошедшего), unvergessenen Zeit (незабытого времени). Er legt den Arm um sie (обнимает ее). „Im dritten Stock links werden wir zu viert glücklich sein, und im dritten Stockwerk rechts ich allein, aber mit euch Wand an Wand.“
8 „So viel Glück!“ Sie schmiegt sich an ihn (прижимается, прильнула).
9 „Jedenfalls mehr, als wir verdienen (во всяком случае больше, чем мы заслуживаем)“, sagt er ernst.
10 „Aber nicht mehr, als wir ertragen können (можем вынести)."
11 „Ich hätte nie geglaubt, dass es das gibt (я бы никогда не подумал, что такое бывает, случается)!“
12 „Was?“
13 „Dass man verlorenes Glück nachholen kann (что утраченное счастье можно наверстать: «догнать»; verlieren - терять) wie eine versäumte Schulstunde (как пропущенный урок; versäumen – пропускать, прогуливать /занятия/; упустить; der Saum – кайма, обшивка, подол)."
14 Er deutet (указывает) auf ein Bild an der Wand. Aus dem Rahmen (der Rahmen – рама) schaut, von Gabele gezeichnet, ein kleines, ernstes Kindergesicht auf die Eltern herab (/сверху/ вниз). „Jede Sekunde unseres neuen Glücks“, sagt er, „verdanken wir unseren Kindern (обязаны мы нашим детям).“
1 Die junge Frau legt Hut und Mantel ab. „Was für eine Überraschung!“ meint sie leise.
2 „Eine angenehme Überraschung?“ fragt er.
Sie nickt.
4 „Es war schon lange Lottchens Wunsch, bevor’s auch der meinige wurde“, erzählt er zögernd. „Gabele hat den Feldzugsplan bis ins kleinste ausgearbeitet und die Schlacht der Möbelwagen eingeleitet.“
5 „Deswegen also mussten wir erst noch in die Schule?“
6 „Ja. Der Transport des Flügels hielt den Kampf der Möbeltitanen etwas auf.“
7 Sie treten ins Arbeitszimmer. Auf dem Flügel steht die aus dem Schreibtischschubfach auferstandene Fotografie einer jungen Frau aus einer vergangenen, unvergessenen Zeit. Er legt den Arm um sie. „Im dritten Stock links werden wir zu viert glücklich sein, und im dritten Stockwerk rechts ich allein, aber mit euch Wand an Wand.“
8 „So viel Glück!“ Sie schmiegt sich an ihn.
9 „Jedenfalls mehr, als wir verdienen“, sagt er ernst.
10 „Aber nicht mehr, als wir ertragen können.“
11 „Ich hätte nie geglaubt, dass es das gibt!“
12 „Was?“
13 „Dass man verlorenes Glück nachholen kann wie eine versäumte Schulstunde.“
14 Er deutet auf ein Bild an der Wand. Aus dem Rahmen schaut, von Gabele gezeichnet, ein kleines, ernstes Kindergesicht auf die Eltern herab. „Jede Sekunde unseres neuen Glücks“, sagt er, „verdanken wir unseren Kindern.“
1 Luise steht, mit einer Küchenschürze geschmückt (украшенная кухонным фартуком = наряженная в …), auf einem Stuhl und heftet mit Reißzwecken (прикрепляет кнопками: die Reißzwecke) die Titelseite der Münchner Illustrierten an die Wand.
2 „Schön“, sagt Resi andächtig.
3 Lottchen, gleichfalls (также) in einer Küchenschürze, werkelt eifrig am Herd (что-то там колдует усердно, энергично у плиты; werken – работать, мастерить; werkeln – поделывать, возиться с чем-то /непрофессионально/; der Herd).
4 Resi tupft sich eine Träne aus dem Augenwinkel (вытирает: «промокает» /кончиком платка или фартука/ «слезу из уголка глаза»; der Winkel - угол), schnüffelt (сопит носом) leise und fragt dann, noch immer vor der Fotografie stehend: „Welche von euch beiden ist denn nun eigentlich welche?“
5 Die kleinen Mädchen schauen einander betroffen an.
Dann starren sie auf die angezweckte Fotografie. Dann blicken sie erneut einander an.
6 „Also ...“, sagt Lottchen unschlüssig.
7 „Ich saß, als uns der Herr Eipeldauer knipste, glaub ich, links“, meint Luise nachdenklich.
8 Lotte schüttelt zaudernd den Kopf. „Nein, ich saß links. Oder?“
9 Die zwei recken die Hälse zu ihrem Konterfei empor (вытягивают шеи вверх к своему изображению: das Konterfei – изображение, портрет /устар., здесь - шутливо/; от франц. contrefait – скопированный, изображенный).
10 „Ja, wenn ihr’s selber nicht wisst, welche welche ist!“ schreit die Resi außer sich (вне себя) und beginnt zu lachen.
11 „Nein, wir wissen’s wirklich selber nicht!“ ruft Luise begeistert. Und nun lachen alle drei, dass ihr Gelächter bis in die Nebenwohnung hinüberdringt (проникает).
12 Dort drüben fragt die Frau, fast erschrocken: „Wirst du denn bei solchem Lärm arbeiten können?“
13 Er geht an den Flügel und sagt, während er den Deckel öffnet: „Nur bei solchem Lärm!“ Und indes (в то время как, между тем как) nebenan das Gelächter einschläft, spielt er seiner Frau aus der Kinderoper das Duett in Es-Dur vor, das bis in die Küche der Nachbarwohnung dringt. Die drei hantieren (хлопочут, возятся) so leise wie möglich, um sich auch ja keinen Ton entgehen zu lassen (чтобы не упустить; entgehen - ускользать).
14 Als das Lied verklungen ist (отзвучала: verklingen; klingen – звучать), fragt Lottchen verlegen:
15 „Wie ist das eigentlich, Resi? Wo nun Vati und Mutti wieder mit uns zusammen sind, können Luise und ich doch noch Geschwister bekommen?“
16 „Ja freilich!“ erklärt Resi zuversichtlich (уверенно; die Zuversicht – уверенность, глубокое убеждение). „Wollt ihr denn welche haben (хотите /братьев и сестер/ иметь)?“
17 „Natürlich“, meint Luise energisch.
18 „Buben oder Mädel (das Mädel /южно-нем./ = das Mädchen)?“ erkundigt sich Resi (осведомляется, справляется) angelegentlich (входя в детали, настоятельно; die Angelegenheit – дело, вопрос).
19 „Buben und Mädel!“ sagt Lotte.
20 Luise aber ruft aus Herzensgrund (от всей души: «из глубины сердца»): „Und lauter Zwillinge (и сплошные близнецы, и только чтобы были близнецы)!“
1 Luise steht, mit einer Küchenschürze geschmückt, auf einem Stuhl und heftet mit Reißzwecken die Titelseite der Münchner Illustrierten an die Wand.
2 „Schön“, sagt Resi andächtig.
3 Lottchen, gleichfalls in einer Küchenschürze, werkelt eifrig am Herd.
4 Resi tupft sich eine Träne aus dem Augenwinkel, schnüffelt leise und fragt dann, noch immer vor der Fotografie stehend: „Welche von euch beiden ist denn nun eigentlich welche?“
5 Die kleinen Mädchen schauen einander betroffen an.