Der alte Herr verspricht, sofort zu kommen. Er ist genau so aufgeregt wie die Resi.
7 Sie ruft in der Staatsoper an. „Gut is’!“ antwortet man ihr. „In der Pause werden wir’s dem Herrn Kapellmeister ausrichten.“
8 Resi rast wieder ins Schlafzimmer. Das Kind schlägt um sich und stammelt wirres, unverständliches Zeug. Die Decken, Kissen und Betten liegen am Boden.
9 Wenn bloß der Herr Hofrat käme! Was soll man machen? Umschläge? Aber was für welche? Kalte? Heiße? Nasse? Trockene?
1 In der Pause sitzt der befrackte Kapellmeister Palfy (одетый во фрак) in der Garderobe der Sopranistin. Sie trinken einen Schluck Wein und fachsimpeln (ведут профессиональную беседу, на своем профессиональном жаргоне; das Fach – ящик /стола, комода/; /изучаемый/ предмет; simpel – простоватый, недалекий). Die Leute vom Theater reden immer vom Theater. Das ist nun einmal so (так это сложилось, просто это так). Da klopft es. „Herein (войдите: «сюда-внутрь»)!“
2 Der Inspizient tritt ein (входит помощник режиссера: «наблюдатель» /лат./ - следящий за тем, как проходят репетиции, спектакли). „Endlich find ich Sie, Herr Professor!“ ruft der alte zapplige Mann (непоседливый, суетливый; zappeln – барахтаться; трепетать; сучить ногами, размахивать, двигать руками). „Man hat aus der Rotenturmstraße angeläutet (звонили). Das Fräulein Tochter ist urplötzlich krank geworden (совершенно неожиданно заболела). Der Herr Hofrat Strobl wurde sofort benachrichtigt (извещен; die Nachricht – весть, известие) und dürfte bereits am Krankenlager eingetroffen sein (и, видимо, уже прибыл к ложу больной: eintreffen).“
3 Der Herr Kapellmeister sieht blass aus (бледным). „Dank dir schön, Herlitschka“, sagt er leise. Der Inspizient geht.
4 „Hoffentlich ist es nichts Schlimmes (будем надеяться, что ничего серьезного: «плохого»; schlimm)“, meint die Sängerin. „Hat die Kleine schon die Masern (корь) gehabt?“
5 „Nein“, sagt er und steht auf. „Entschuldige, Mizzi!“ Als die Tür hinter ihm zugefallen ist (захлопнулась), kommt er ins Rennen (бросается бежать).
6 Er telefoniert: „Hallo, Irene!“
7 „Ja, Liebling? Ist denn schon Schluss? Ich bin noch lange nicht ausgehfertig (я еще вовсе не готова, чтобы выйти, пойти /куда-либо/; fertig - готовый)!“
8 Er berichtet hastig (сообщает, рассказывает поспешно), was er eben gehört hat (что он только что услышал). Dann sagt er: „Ich fürchte, wir können uns heute nicht sehen!“
9 „Natürlich nicht. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Hat die Kleine schon die Masern gehabt?“
10 „Nein“, antwortet er ungeduldig (нетерпеливо; die Geduld – терпение; dulden – терпеть; допускать). „Ich rufe dich morgen früh (завтра утром) wieder an.“ Dann hängt er ein.
11 Ein Signal ertönt. Die Pause ist zu Ende. Die Oper und das Leben gehen weiter (продолжаются).
1 In der Pause sitzt der befrackte Kapellmeister Palfy in der Garderobe der Sopranistin. Sie trinken einen Schluck Wein und fachsimpeln. Die Leute vom Theater reden immer vom Theater. Das ist nun einmal so. Da klopft es. „Herein!“
2 Der Inspizient tritt ein. „Endlich find ich Sie, Herr Professor!“ ruft der alte zapplige Mann. „Man hat aus der Rotenturmstraße angeläutet. Das Fräulein Tochter ist urplötzlich krank geworden. Der Herr Hofrat Strobl wurde sofort benachrichtigt und dürfte bereits am Krankenlager eingetroffen sein.“
3 Der Herr Kapellmeister sieht blass aus. „Dank dir schön, Herlitschka“, sagt er leise. Der Inspizient geht.
4 „Hoffentlich ist es nichts Schlimmes“, meint die Sängerin. „Hat die Kleine schon die Masern gehabt?“
5 „Nein“, sagt er und steht auf. „Entschuldige, Mizzi!“ Als die Tür hinter ihm zugefallen ist, kommt er ins Rennen.
6 Er telefoniert: „Hallo, Irene!“
7 „Ja, Liebling? Ist denn schon Schluss? Ich bin noch lange nicht ausgehfertig!“
8 Er berichtet hastig, was er eben gehört hat. Dann sagt er: „Ich fürchte, wir können uns heute nicht sehen!“
9 „Natürlich nicht. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Hat die Kleine schon die Masern gehabt?“
10 „Nein“, antwortet er ungeduldig. „Ich rufe dich morgen früh wieder an.“ Dann hängt er ein.
11 Ein Signal ertönt. Die Pause ist zu Ende. Die Oper und das Leben gehen weiter.
1 Endlich ist die Oper aus (закончилась)! Der Kapellmeister rast in der Rotenturmstraße die Stufen hoch. Resi öffnet ihm. Sie hat noch den Hut auf, weil sie in der Nachtapotheke war.
2 Der Hofrat sitzt am Bett.
3 „Wie geht’s ihr denn?“ fragt der Vater flüsternd.
4 „Nicht gut“, antwortet der Hofrat. „Aber Sie können ruhig laut reden. Ich hab ihr eine Spritze gegeben (сделал укол).“
5 Lottchen liegt hochrot und schwer atmend in den Kissen. Sie hat das Gesicht schmerzlich verzogen (болезненно исказила: verziehen; der Schmerz – боль), als tue ihr der künstliche Schlaf (словно искусственный сон делает ей), zu dem sie der alte Arzt gezwungen hat (принудил; zwingen – вынуждать), sehr weh (больно).
6 „Masern?“
7 „Keine Spur (ничего подобного: «ни следа»: die Spur)“, brummt der Hofrat.
8 Die Resi kommt ins Zimmer und schnüffelt Tränen hinunter (всхлипывая, проглатывает слезы).
9 „Nun nehmen Sie schon endlich den Hut ab!“ sagt der Kapellmeister nervös.
10 „Ach ja, gewiss! Entschuldigen S’!“ Sie setzt den Hut ab und behält (держит: «оставляет») ihn in der Hand.
11 Der Hofrat schaut die beiden fragend an. „Das Kind macht offenbar eine schwere seelische Krise durch (проходит через тяжелый душевный кризис; die Seele – душа)“, meint er. „Wissen Sie davon? Nein? Haben Sie wenigstens eine Vermutung (хотя бы, по меньшей мере предположение; vermuten – предполагать; догадываться, подозревать)?“
12 Resi sagt: „Ich weiß freilich nicht (правда не знаю), ob’s damit etwas zu schaffen hat (имеет ли к этому какое-либо отношение: schaffen – делать), aber … Heut Nachmittag ist sie ausgegangen. Weil sie wen sprechen müsst’! Und eh sie ging (прежде чем ушла), hat sie g’fragt, wie sie am besten zur Kobenzallee käme.“
13 „Zur Kobenzallee?“ fragt der Hofrat und schaut zu dem Kapellmeister zu.
14 Palfy geht rasch nach nebenan (в соседнюю комнату; nebenan – возле, рядом) und telefoniert. „War Luise heute Nachmittag bei dir?“
15 „Ja“, sagt eine weibliche Stimme. „Aber wieso erzählt sie dir das?“
16 Er gibt keine Antwort, sondern fragt weiter:
17 „Und was wollte sie?“
18 Fräulein Gerlach lacht ärgerlich. „Das lass dir nur auch von ihr erzählen (это пусть она тебе сама расскажет: «дай, допусти ее саму рассказать об этом»)!“
19 „Antworte bitte!“
20 Ein Glück, dass sie sein Gesicht nicht sehen kann!
21 „Wenn man’s genau nimmt (если быть точной), kam sie, um mir zu verbieten, deine Frau zu werden!“ erwidert sie gereizt (раздраженно, задетая; reizen – раздражать /например кожу/; обижать, дразнить, вызывать).
22 Er murmelt etwas und legt den Hörer auf.
23 „Was fehlt ihr denn (что с ней: «что ей не хватает»)?“ fragt Fräulein Gerlach. Dann merkt sie, dass das Gespräch getrennt ist (прерван: «разъединен»). „So ein kleines Biest (тварь /надоедливое насекомое/; бестия)“, sagt sie halblaut (вполголоса). „Kämpft mit allen Mitteln (борется всеми средствами: das Mittel)! Legt sich hin (укладывается /в постель/) und spielt krank (симулирует)!“
1 Endlich ist die Oper aus! Der Kapellmeister rast in der Rotenturmstraße die Stufen hoch. Resi öffnet ihm. Sie hat noch den Hut auf, weil sie in der Nachtapotheke war.
Der Hofrat sitzt am Bett.
3 „Wie geht’s ihr denn?“ fragt der Vater flüsternd.
4 „Nicht gut“, antwortet der Hofrat. „Aber Sie können ruhig laut reden. Ich hab ihr eine Spritze gegeben.“
5 Lottchen liegt hochrot und schwer atmend in den Kissen. Sie hat das Gesicht schmerzlich verzogen, als tue ihr der künstliche Schlaf, zu dem sie der alte Arzt gezwungen hat, sehr weh.
6 „Masern?“
7 „Keine Spur“, brummt der Hofrat.
8 Die Resi kommt ins Zimmer und schnüffelt Tränen hinunter.
9 „Nun nehmen Sie schon endlich den Hut ab!“ sagt der Kapellmeister nervös.
10 „Ach ja, gewiss! Entschuldigen S’!“ Sie setzt den Hut ab und behält ihn in der Hand.
11 Der Hofrat schaut die beiden fragend an. „Das Kind macht offenbar eine schwere seelische Krise durch“, meint er. „Wissen Sie davon? Nein? Haben Sie wenigstens eine Vermutung?“
12 Resi sagt: „Ich weiß freilich nicht, ob’s damit etwas zu schaffen hat, aber … Heut Nachmittag ist sie ausgegangen. Weil sie wen sprechen müsst’! Und eh sie ging, hat sie g’fragt, wie sie am besten zur Kobenzallee käme.“
13 „Zur Kobenzallee?“ fragt der Hofrat und schaut zu dem Kapellmeister zu.
14 Palfy geht rasch nach nebenan und telefoniert. „War Luise heute Nachmittag bei dir?“
15 „Ja“, sagt eine weibliche Stimme. „Aber wieso erzählt sie dir das?“
16 Er gibt keine Antwort, sondern fragt weiter:
17 „Und was wollte sie?“
18 Fräulein Gerlach lacht ärgerlich. „Das lass dir nur auch von ihr erzählen!“
19 „Antworte bitte!“
20 Ein Glück, dass sie sein Gesicht nicht sehen kann!
21 „Wenn man’s genau nimmt, kam sie, um mir zu verbieten, deine Frau zu werden!“ erwidert sie gereizt.
22 Er murmelt etwas und legt den Hörer auf.
23 „Was fehlt ihr denn?“ fragt Fräulein Gerlach. Dann merkt sie, dass das Gespräch getrennt ist. „So ein kleines Biest“, sagt sie halblaut. „Kämpft mit allen Mitteln! Legt sich hin und spielt krank!“
1 Der Hofrat verabschiedet sich (прощается) und gibt noch einige Anweisungen (указания; weisen - указывать). Der Kapellmeister hält ihn an der Tür zurück (удерживает). „Was fehlt dem Kind?“
2 „Nervenfieber. - Ich komme morgen in der Früh wieder vorbei. Gute Nacht wünsch ich.“
3 Der Kapellmeister geht ins Kinderzimmer, setzt sich neben das Bett und sagt zu Resi: „Ich brauche Sie nicht mehr. Schlafen Sie gut!“
4 „Aber es ist doch besser …“
5 Er schaut sie an (смотрит на нее).
6 Sie geht. Sie hat den Hut noch immer in der Hand.
7 Er streichelt das kleine heiße Gesicht. Das Kind erschrickt im Fieberschlaf und wirft sich wild zur Seite.
8 Der Vater sieht sich im Zimmer um. Der Schulranzen liegt fertig gepackt auf dem Pultsitz. Daneben hockt Christl, die Puppe.
9 Er steht leise auf, holt die Puppe, löscht das Licht aus (выключает, гасит: auslöschen) und setzt sich wieder ans Bett.
10 Nun sitzt er im Dunkeln und streichelt die Puppe, als wäre sie das Kind. Ein Kind, das vor seiner Hand nicht erschrickt.
1 Der Hofrat verabschiedet sich und gibt noch einige Anweisungen. Der Kapellmeister hält ihn an der Tür zurück. „Was fehlt dem Kind?“
2 „Nervenfieber. - Ich komme morgen in der Früh wieder vorbei. Gute Nacht wünsch ich.“
3 Der Kapellmeister geht ins Kinderzimmer, setzt sich neben das Bett und sagt zu Resi: „Ich brauche Sie nicht mehr. Schlafen Sie gut!“
4 „Aber es ist doch besser …“
Er schaut sie an.