Text 14. Genuss oder Ethik: Warum Vegetarier auf Fleisch verzichten
Die Idee des Vegetarismus geht zurück auf den griechischen Philosophen Pythagoras, der an die Seelenwanderung glaubte. Heute stehen der Tierschutz, eine gesunde Ernährung oder auch die Furcht vor infiziertem Fleisch im Vordergrund. Gemeinsam ist allen Vegetarier-Gruppen nur eins: der Verzicht auf Nahrungsmittel vom toten Tier.
Gelegenheitsvegetarier. Die Unechten: Fleischlose Küche ist für sie keine Weltanschauung. Essen muss gesund sein und Spaß machen. Überwiegend ernähren sie sich pflanzlich – vor allem, wenn ihnen Skandale den Appetit verderben. Fleisch oder Fisch kommt bei ihnen höchstens zwei- bis dreimal im Monat auf den Tisch.
Lakto-Ovo-Vegetarier. Die Vielseitigen: Nahrungsmittel von lebenden Tieren verschmähen sie nicht. Dieser Vegetarier-Typ achtet besonders auf seine Gesundheit und nimmt außer pflanzlicher Kost auch Eier und Milch zu sich. Diese größte aller Vegetarier-Fraktionen ernährt sich aus Sicht von Wissenschaftlern am ausgewogensten. Lakto-Vegetatier verzichten zusätzlich auf Eier.
Rohköstler: Die Asketen: Wie Veganer verzichten auch diese New Vegans auf alle tierischen Produkte. Zusätzlich meiden sie Gekochtes aller Art. Ihr Credo: Alles, was vor dem Verzehr erhitzt wurde, schadet dem Körper. „Instinkto“-Rohköstler nehmen auch rohes Fleisch zu sich und sind deshalb keine Vegetarier.
Veganer. Die Hardcore-Vegetarier: Ihr Hauptmotiv ist die Wahrung der Tierrechte. Für sie sind alle Lebensmittel tabu, die von einem Tier stammen – also auch Milch, Käse und Honig. Auch Kleidung aus Leder oder Seide setzen viele Veganer auf ihren Index. Ihre einseitige Ernährung verlangt nach einem genau durchdachten Speiseplan.
Pudding-Vegetarier. Die Süßen: Den Verzicht auf Fleisch kompensieren sie durch einen vermehrten Konsum von Süßigkeiten, Kuchen oder Chips. Ihre Lust auf Zucker und stark verarbeitete Nahrungsmittel, die vergleichsweise wenige Nährstoffe enthalten, führt häufig zu Mangelerscheinungen.
„Keine unserer lebenswichtigen Tätigkeiten hat so großen Symbolcharakter wie das Essen. In unserer Gesellschaft wird der primäre Grund des Essens, nämlich Hunger zu stillen, zweitrangig. Die sekundären Motive wie Genuss, Geselligkeit oder gesellschaftlicher Status scheinen zu überwiegen. Bei einigen Lebensmitteln genießen wir sogar mehr die soziale Anerkennung als den Geschmack."
S. Fährmann, Ernährungswissenschaftlerin
46. Lesen Sie die Beschreibung verschiedener „Ernährungstypen".
„Gesund und natürlich"
Bei diesen Menschen steht die Gesundheit im Vordergrund. Die Nahrung soll möglichst naturbelassen und unbehandelt, also nicht weiterverarbeitet sein. Zusätze jeglicher Art werden abgelehnt. Authentischer, nicht künstlicher Geschmack ist für diese Menschen wichtig. Sie essen wenig Fleisch und viel frisches Obst und Gemüse. Hochindustrialisierte Produkte wie Dosen-, Instant-, und Fertiggerichte lehnen sie ab. Viele sind ökologisch orientiert, das heißt, sie kaufen konsequent im Naturkosthandel Erzeugnisse aus kontrolliertem Anbau.
„Gesund und fit"
Auch bei dieser Gruppe spielt die Gesundheit eine wichtige Rolle. Sie wird jedoch eher als Mittel zum Zweck gesehen, um im Beruf und bei den Hobbys möglichst fit zu sein. Nahrung soll vor allem den Körper leistungsfähig machen - oder erhalten. Der Geschmack ist Nebensache und darf durch künstliche Aromen erreicht werden. Gegessen wird auch Functional Food, also Lebensmittel mit gesundheitsfördernden Zusätzen, wie probiotischer Joghurt oder Mineraldrinks. Diese Esser sind vor allem an den Wirkungen ihrer Ernährung interessiert, nicht an weiter gehenden Informationen, etwa an Aspekten der Tierhaltung.
„Exklusiv und genussvoll“
Genuss beim Essen und die Exklusivität der Gerichte stehen bei dieser Gruppe im Vordergrund. Betont wird neben dem hohen Preis auch die Qualität von Lebensmitteln. Das Gesundheitsbewusstsein ist weniger stark ausgeprägt. Es wird viel und lange gekocht, aber auch häufig außer Haus gegessen.
„Traditionell und gut"
Anhänger des traditionellen Stils bevorzugen Mahlzeiten mit dem Etikett „wie früher", „gutbürgerlich" oder „deutsche Küche". Es wird deftig gegessen, mit viel Fleisch, Kartoffeln, Soßen und traditionellen einheimischen Gemüsen. Die Gerichte enthalten häufig einen sehr hohen Fettanteil. Deshalb ist in diesem Ernährungsmilieu der Fett- und Cholesteringehalt von Lebensrnitteln ein beliebtes Gesprächsthema. Man trifft die Gruppe oft auf dem Wochen- und Bauernmarkt.
„Schnell und bequem“
Einfachheit und Geschwindigkeit der Zubereitung von Mahlzeiten stehen bei dieser Gruppe im Mittelpunkt. Das drückt sich hauptsächlich in einem hohen Konsum von Fertig- und Halbfertiggerichten aus. Hinter diesem Ernährungstyp verbergen sich die meisten Fast-Food-Fans. Das Thema gesunde Ernährung scheint diesen Menschen nicht so wichtig zu
sein.
„Schnell und billig"
Auch für diese Esser ist Schnelligkeit Trumpf. Allerdings kommt bei ihnen noch der Preis als Entscheidungskriterium hinzu. Es wird fast ausschließlich auf billige Angebote geachtet und typischerweise bei Discountern oder in Verbrauchermärkten eingekauft. Diese Gruppe gilt in der Marktforschung als für weiterführende Ernährungsinformationen praktisch unerreichbar, da weder an gesundheitlichen noch an ökologischen Themen Interesse besteht. Die Entscheidung fällt - meist zwangsläufig wegen eines geringen Einkommens - über den Preis.
47. Zu welchem Typ gehören Sie am ehesten? Warum?