Kapitel 2. FRAGEN ZUR SELBSKONTROLLE

1. Darstellungsarten in ihrer Beziehung zu den Textsorten.

2. Erzählperspektive als linguistische Kategorie.

3. Arten der Rededarstellung.

4. Sprachporträt und seine Realisierung im literarischen Kunstwerk.

Kapitel 3. Lexik der deutschen Gegenwartssprache

Aus stilistischer Sicht

Allgemeine Kriterien der Wortwahl

Von dem Charakter der Wortwahl hängt es zum großen Teil ab, ob die Rede des Menschen klar oder verschwommen, wahrheitsgetreu oder verlogen wirkt; ob sie zündet oder kalt lässt, mitreißt oder abstößt. Die konkreten Anforderungen an die Wortwahl sind verschieden, je nachdem um welchen funktionalen Gattungsstil es sich handelt. Auf jedem Gebiet des Sprachverkehrs werden aber die gleichen allgemeinen Attribute verlangt: Klarheit, Wahrheitstreue (d.h. Übereinstimmung des Ausdrucks mit dem Sachgehalt der Rede) und Schlichtheit. Gefordert wird “das treffende Wort”. Jede Fügung, jedes Wort soll “sitzen”, ins Schwarze treffen. Nur auf dieser Grundlage kann Überzeugungskraft der Rede entstehen. “Die größte Deutlichkeit war immer die größte Schönheit” – sagt Lessing im “Testament Johannis”.

Unklarheit und Verschwommenheit zeugen einerseits davon, dass der Sprechende selbst seine Ideen noch nicht bis zu Ende gedacht hat, andererseits aber können sie als bewusstes Stilmittel verwendet werden, auch zur bewussten Täuschung und Irreführung der Menschen gebraucht werden. Im Zusammenhang mit der Forderung nach Klarheit und Wahrheitstreue der Wortwahl steht auch die Frage der Schlichtheit und Knappheit sprachlicher Darstellung. Das Feilen am Stil, von dem alle großen Dichter und Denker aus eigener Erfahrung berichten, beruht zum großen Teil auf dem richtigen Weglassen unwesentlicher Wörter und Fügungen, im Schärfen und Zuspitzen des sprachlichen Ausdrucks durch Vereinfachung und Kürzung. Jedes Wort wird als einzige passende Bezeichnung für bestimmte Sach- und Gedankenzusammenhänge an dieser oder jener Stelle des Satzes unentbehrlich. Welche sprachlichen Mittel in diesem oder jenem funktionalen Stil, in konkretem Zusammenhang zur Verwirklichung der stilistischen Grundgesetze (Klarheit, Wahrheitstreue, Schlichtheit) dienen, lässt sich nicht verallgemeinern. Stilnormen dieser Kategorie können nur innerhalb von engen Gattungs- und Genregrenzen mit bestimmter zeitlicher Bindung gegeben werden.

Die Beschäftigung mit den Fragen der Wortwahl (in praktischer sowie in theoretischer Hinsicht) verhilft dazu, den Wortschatz des Sprechenden zu erweitern. Stellen wir uns folgende einfache Situation vor: „Eine Frau geht über die Straße“. (Das Prädikat gehen gibt uns keinen Aufschluss über die näheren Umstände des Bewegungsvorganges.). „Eine Frau schleppt sich über die Straße“ (Die Wortwahl verrät, dass die Frau alt oder krank ist, vielleicht auch unter einer psychischen Depression steht.). „Eine Frau trippelt über die Straße“ (Wir stellen uns sofort die hohen Stöckelschuhe der Frau vor). „Eine Frau humpelt über die Straße“ (Wir hören ihren Krückstock auf dem Straßenpflaster aufschlagen und sehen gleichsam ihre mühselige, unregelmäßige Fortbewegung vor uns). „Eine Frau stampft über die Straße“ (Wir assoziieren das betreffende Verb sofort mit schwerfälliger Gangart und grobem Schuhwerk). Jedes Beispiel führt eine andere anschauliche, bildhafte Situation vor Augen, und dies ausschließlich dank der richtigen Wahl des Verbs. Die Arbeit an den Wortwahlfragen nimmt einen wichtigen Platz im Bereich der Sprachpflege ein und fördert die Kultur der Rede. Die “Kunst des Treffens” verhilft nicht nur die Rede anschaulich-bildhaft zu machen; nicht nur, den Ideengehalt klar, deutlich und überzeugend (dabei aber höchst sprachökonomisch) darzulegen. Darüber hinaus dient die richtige Wortwahl auch zum Ausdruck der persönlichen Einstellung der Sprechenden zum Sachverhalt der Aussage.

3.2. Thematische und synonymische Verwandschaft der Wörter

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