Text 4. Per Anhalter reisen – ein Abenteuer?
In der Reisezeit sieht man es immer wieder: junge Leute stehen an den Straßen und wollen mitgenommen werden.
Was bewegt junge Leute, auf diese doch recht unsichere Art zu reisen? Es gibt andere, bequemere und auch nicht zu teure Arten des Reisens. Ist es Abenteuerlust? Ist es der Reiz des Ungewissen? Sie vertrauen sich Zufällen an, denn sie wissen ja vorher nie genau, ob sie ihr geplantes Urlaubsziel auch erreichen. Ist es diese Unbestimmtheit des Reisens, das Abenteuer, an dem sie Spaß finden? Es wird wohl so sein.
Und wer nimmt Anhalter mit? Sind es alleinfahrende Autofahrer, die eine längere Strecke unterwegs sind und sich unterhalten möchten, oder eine Freude machen wollen oder mit dem Jugendlichen, der vielleicht gerade am Straßenrand draußen im Regen steht, Mitleid haben?
Doch es gibt auch Risiken, für den Anhalter ebenso wie für den Autofahrer. Immer wieder wird vor dieser Art des Reisens gewarnt. Und Zeitungen berichten nicht selten, dass Anhalter bei Autofahrern zugestiegen sind, die nichts Gutes im Schilde führten, oder dass ein Autofahrer einen Anhalter mitgenommen hat, der Böses im Sinn hatte. Aber das alles muß man richtig sehen und darf es nicht verallgemeinern. Gemessen an der Zahl der Anhalter, die jedes Jahr auf den Landstraßen unterwegs sind und ihr Ziel erreichen, handelt es sich hier ja nur um tragische Einzelfälle.
Trotzdem, einem Mädchen sollte man abraten, allein bei einem unbekannten Autofahrer zuzusteigen, ebenso wie man auch einer alleinfahrenden Autofahrerin nicht empfehlen kann, einen Anhalter in ihr Auto zusteigen zu lassen.
Text 5. Die heutige Jugend
Die älteren Menschen behaupten, die heutige Jugend ist ganz anders im Vergleich zu den älteren Generationen. Das ist ja klar, weil das Leben selbst ganz anders geworden ist. Das heißt aber nicht, dass wir schlimmer sind, wir haben einfach andere Interessen, andere Ziele, Möglichkeiten und Vorstellungen. Die Jugendlichen sind aktiver geworden. Um gut drauf zu sein und interessantes Leben zu führen, muss man Vieles können, wissen, gute interessante Freunde haben, immer neue Bekanntschaften machen. Man muss gute Stimmung haben und ganz genau bestimmen, was man von diesem Leben will. Das Leben ist heute wie Action, mit verschiedenen Treffen, Partys, Sportaktivitäten, Reisen. Ein langweiliger, nicht interessanter Mensch hat wenige Chancen, die Zeit in guter Gesellschaft zu verbringen. Zu einem guten Leben, das man anstrebt, gehören Karriere und eine gute, feste Familie. Es ist durchaus schwierig, das zu vereinigen, und manche denken, dass Karriere und Familie nicht zusammen-
gehören, kann man aber mehrere Beispiele nennen, wo die Menschen sowohl mit der Arbeit als auch mit der Familie ganz zufrieden sind. Um gute interessante Arbeit zu bekommen, braucht man gute Ausbildung, Computer –und Fremdsprachenkenntnisse. Man muss innovativ, flexibel, unternehmungslustig, aktiv sein. Man muss ständig was Neues dazulernen, um hinter der Zeit nicht zurückzubleiben. Jetzt verstehen alle, dass man ohne gute Ausbildung kaum zu etwas im Leben bringen kann. Manche studieren sogar an zwei Hochschulen gleichzeitig und besuchen noch Kurse. Oft studiert man heute Jura, Wirtschaft, Politologie. Dazu gehören auch eine oder mehrere Fremdsprachen, denn man arbeitet mit vielen ausländischen Firmen zusammen. Zu beliebten Freizeitaktivitäten gehören heutzutage Sport, Theater, Museen, Kino. Man besucht oft Diskos, Nachtklubs, Cafes.
Text 6. Grüße aus dem Urlaub
Urlaub ist schön. Urlaub muss einfach schön sein. Auf den Postkarten, die von der Reise in die Heimat geschickt werden, stehen immer positive Berichte. Warum das so ist , wollte ich eine Forscherin verstehen.
Eine Historikerin aus Münster hat sich mit der Beschreibung von Urlaubseindrücken auf Postkarten befasst und dabei herausgefunden, dass Urlaubsgrüße sehr einseitig sind. Genauso schön wie die Bilder auf der Vorderseite sind die Grüße auf der Rückseite. Diese Historikerin hat 1000 Postkartengrüße ausgewertet. Die Tendenz der Nachrichten macht skeptisch. So viel Positives ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Daraus schließt die Forscherin, dass für Verwandte, Freunde und Kollegen oft die Unwahrheit geschrieben wird. Auch wenn der Urlaub nicht befriedigend verläuft, wird er von den Reisenden auf Postkarten eben schön gefärbt, positiver dargestellt als er wirklich ist.
Der Grund für die übertriebene positive Schilderung ist gut verständlich. Man will die Freunde, die zu Hause geblieben sind, beeindrucken, deshalb wird nur die helle Welt beschrieben. Die Ansichtskarte ist in der heutigen Zeit ein Zeichen der Prestige , mit anderen Worten, derjenige, der am weitesten gereist ist, wird am höchsten angesehen.
Nach einer Befragung im Zusammenhang mit der Untersuchung stellte sich heraus, dass das eigentliche Kartenschreiben von den Urlaubern nicht als Vergnügen empfunden wird. Sehr viele sehen das Kartenschreiben als lästige Pflicht an, die erledigt werden muss. Sie erledigen diese Pflicht aber, weil Verwandte, Freunde und Kollegen das von ihnen erwarten und sie sie nicht enttäuschen wollen.