Der Tanz in der Laienkunst
1. Laienkunst ist nur eine bestimmte Art der künstlerischen Äußerung. Ihre gesellschaftliche Funktion fällt grundsätzlich zusammen mit der aller künstlerischen Aussagen. Wie es keine Kunst für die Kunst gibt, so darf auch Laienkunst nicht Selbstzweck sein. Die Kunst hat eine wichtige führende Rolle im gesellschaftlichen Leben zu erfüllen. So hat auch der Laientanz nicht sein Endziel in der künstlerischen Selbstbetätigung zu sehen, obgleich diese selbstverständlich in der laienkünstlerischen Arbeit und ganz besonders in der Zeit der Qualifizierung des Laienkünstlers einen breiten Raum einnehmen wird. Laientanz muss aber auch wie alle Laienkunst zu den Menschen sprechen, er muss wie alle Kunst sich dieser wichtigen aktiven gesellschaftlichen Rolle bewusst werden. Dabei kann der Laienkünstler besonders unmittelbar zu seinen werktätigen Mitmenschen sprechen.
2. Da der Zuschauer sich selbst in der künstlerischen Tätigkeit sieht, besteht von vornherein eine innige Verbindung zwischen Gebenden und Erlebenden. Der Laientanz wird dabei nicht nur als Erholung und Ausgleich für die Menschen Freude, Kraft und Optimismus vermitteln, er wird ihnen auch Anregung bringen. Er wird ihnen mit seinen Tänzen von der Schönheit des Lebens und auch von mancher Eigenart unseres Volkes berichten. Er wird ihnen Erlebnisse und Erkenntnisse aus Sitten und Bräuchen der Vergangenheit und Gegenwart übertragen. Laienkunst ist somit keine Verzierung des Lebens oder ein überflüssiger Luxus, Laienkunst ist wie jede künstlerische Äußerung eine Notwendigkeit für das Leben.
3. Der Laientanz erfüllt aber noch eine andere wichtige Aufgabe. Die Laientanzgruppen werden von Jahr zu Jahr in stärkerem Masse zu einer natürlichen Quelle für den Berufstanz. Aus den Laientanzgruppen werden die besten Laienkünstler auf die staatlichen Fachschulen für Tanz geschickt oder werden sich dann als Tänzer in den Ensembles hauptberuflich der Tanzkunst widmen können.
4. Um eine gute Arbeit in den Laientanzgruppen leisten zu können, müssen einige Voraussetzungen geschaffen werden. Der schwierigste, aber ausschlaggebende Punkt ist die Raumfrage. Oft sind Räume vorgesehen, in denen nicht einmal gemeinsame Übungen möglich sind, weil die Decke in bedenkliche Schwingungen gerät. Eine Tanzgruppe braucht einen gut aufgeteilten rechteckigen Raum, einen freien, großen Raum mit nicht zu glattem, aber ebenem Boden. Abgeschlossen muss dieser Raum sein und nicht ein „Durchgangszimmer“, in dem ein fortwährendes Kommen und Gehen herrscht. Leider wird nur in den seltensten Fällen ein vollkommen „idealer“ Raum gefunden werden, ein Raum, der alle eben angeführten Faktoren berücksichtigt. Ein guter Raum und zweckdienliche Kleidung sind zwei Grundbedingungen, ohne eine Gute Arbeit in den Laientanzgruppen nicht denkbar ist.