Text 2: Aus der offiziellen Webseite
Phänomen: Migrantenliteratur
Text:
Migrantenliteratur in Deutschland
Klaus Hübner, 2006, gekürzt
Andreas Schumann, gekürzt
Seit mindestens einem Jahrzehnt ist eine unübersehbare interkulturelle Vielfalt zu einem Kennzeichen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geworden.
Die Migrantenliteratur, die vor 1985 noch eher ein Schattendasein führte, hat in den letzten 20 Jahren äußerst unterschiedliche poetische Konzepte entwickelt und damit die deutsche Literatur bereichert und internationalisiert.
Als Migrantenliteratur (auch: Migrationsliteratur) bezeichnet man in der Regel sprachliche Kunstwerke, deren Autoren einen einschneidenden Kultur- und meistens auch Sprachwechselhinter sich haben. Die meisten von ihnen verfassen ihre Werke in deutscher Sprache.
Erst um 1980 wurden literarische Äußerungen von Arbeitsmigranten, damals oft unter dem Etikett "Gastarbeiterliteratur", von der deutschen Öffentlichkeit breiter wahrgenommen.
Viele Texte dieser ersten, über die Mitte der achtziger Jahre hinaus anhaltenden Phase hatten die Gegenüberstellung von Heimat und Fremde, den migrationsbedingten Sprach- und Kulturwechsel und die Probleme der sich dem "Multikulturellen" nur zögernd öffnenden deutschen Gesellschaft zum Thema.
Die immer stärker beachtete "Ausländerliteratur", wie sie seit etwa 1985 meist genannt wurde, erweiterte rasch ihr Spektrum. Autoren, die oft aus politischen Gründen ihre Heimatländer in Mittel-, Ost- und Südosteuropa hatten verlassen müssen, gerieten schon vor der "Wende" von 1989/90 verstärkt in den Blick. (Kaminer!)
Wladimir Kaminer
Text: Kurzbiografie
Wladimir Wiktorowitsch Kaminer ist ein deutscher Schriftsteller russisch-jüdischer Herkunft. Der Bestseller-Kurzgeschichtenband „Russendisko“ ist sein bekanntestes Werk. Es wurde über eine Million Mal verkauft und 2012 mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle verfilmt. Sein erstes Buch „Schönhauser Allee“ erschien schon 2001.
Kaminers Vater war Betriebswirt, seine Mutter Lehrerin. Er leistete seinen Militärdienst in Russland zwischen 1985 und 1987. Er studierte Dramaturgie an der Russischen Akademie für Theaterkunst in Moskau. 1990 wurde Kaminer Asyl in der damaligen DDR gewährt, später erhielt er die DDR-Staatsbürgerschaft. Heute ist er dementsprechend Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland. Seine häufig bestsellerverdächtigen Werke verfasst Kaminer jedoch nicht in seiner russischen Muttersprache, sondern auf Deutsch.
In Deutschland war der Bestsellerautor journalistisch tätig. Er veröffentliche in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften und moderierte unter anderem eine wöchentliche Sendung beim „radiomultikulti“ (eigene Schreibweise) mit dem Namen Wladimirs Welt. Kaminer äußert sich regelmäßig zu politischen Themen. 2011 kündigte er seine Kandidatur für das Amt des regierenden Bürgermeisters in Berlin an.
Kaminer ist mit Olga Kaminer verheiratet und hat zwei Kinder. Die Familie lebt heute in Berlin (Stadtteil Prenzlauer Berg).
Text 2: Aus der offiziellen Webseite
„Privat ein Russe beruflich ein deutscher Schriftsteller, bin ich die meiste Zeit unterwegs mit Lesungen und Vorträgen...“
Ich bin in einem Schwimmbad auf die Welt gekommen. Meine Mutter studierte Festigkeitslehre am Moskauer Institut für Maschinenbau, in ihrer Freizeit ging sie gerne schwimmen, in die offene Schwimmanstalt „Moskau“. Plötzlich kam ich. Meine Mutter legte mich in ein Aquarium und trug nach Hause. Unterwegs schwamm ich im Aquarium hin und her.
Irgendein stark behaarter Fisch mit großem Schnurbart kam mir entgegen, ich erschrak und weinte bitter. Der Fisch weinte ebenfalls. Dann lachten wir. Unsere Tränen lösten sich im Wasser des Aquariums auf es wurde unerträglich salzig. Seitdem habe ich einen Salzzwang.
Diese Geschichte ereignete sich in vorigem Jahrtausend, die offene Schwimmanstalt „Moskau“ wurde inzwischen in die „Kirche für Jesus den Retter am Kropotkin Boulevard“ umgewandelt, stark behaarte Schnurbartfische sind aus der Sowjetunion nach Kanada ausgewandert und niemand mehr weiß, was Festigkeitslehre ist, außer meiner Mutter natürlich, doch sie will es nicht erzählen.
Aus dem Blog:
Politisch und witzig
Also die Kindermode in Russland ist heute viel bunter als früher geworden, individuell auf die einzelnen Kinder zugeschnitten und doch hat sie etwas Verbindendes in sich, das alle zusammentragen ob es ihnen gefällt oder nicht, sie dürfen es nicht ablegen.