Text 3. Ernst beim Essen
Hisako Matsubara
Zweifellos ist das Essen lebensnotwendig. Man kann darauf nicht längere Zeit verzichten, ohne sein Leben zu gefährden. Also muss man essen, um zu leben. Das ist ja in Deutschland geradezu sprichwörtlich.
Nun taucht große Frage auf: Was heißt „leben“? Wenn „leben“ nur das Gegenteil von „tot sein“ ist, dann ist Essen eine Pflichtübung zur Erhaltung des Lebens, denn Selbstmord soll ja Sünde sein. Falls „leben“ hingegen etwas anderes bedeutet als bloßes „nicht tot sein“, dann könnte vielleicht auch im Essen ein höherer Sinn verborgen liegen.
Das Trinken erhält höherer Sinn durch den Alkohol, der auf das Gehirn wirkt, welches der edelste Teil des Menschen sein soll, und über dessen Funktion man folglich gerne spricht.
Für das Essen gibt es offenbar keine höheren Weihen. Es wirkt ja auch nur auf den nicht ganz so edlen Magen.
In Japan gibt es ein Sprichwort, welches behauptet: „Wie man isst, so liebt man…“
Die Franzosen lieben das Essen auch. Die Japaner scheinen mir in diesem Punkte eher den Franzosen nahe zu stehen. Jedenfalls legen die Japaner größten Wert auf die Gefühle, die sich beim Essen an den Enden der Geschmacksnerven ergeben.
Schon von meinem ersten Deutschlandbesuch her sind mir die Worte unauslöschlich im Gedächtnis haften geblieben, mit denen mir bei Tisch etwas angeboten wurde: „Das ist gesund“. Es war Quark mit Schnittlauch und Petersilie, aber ich fühlte mich damals gar nicht krank.
Der Essensprozess wird in Deutschland rationalisiert und unter dem Aspekt möglicher Zeitersparnis betrachtet. Japaner sind da anders. Je besser es schmeckt, umso mehr Zeit nehmen sie sich – auch wenn sie nur wenig Zeit haben. In Deutschland bin ich mit dem Essen immer erst halb fertig, wenn sich meine Tischgenossen schon nach dem Nachtisch sehnen. Suppe zu essen habe ich schon aufgegeben, damit ich mit dem Hauptgang eher anfangen kann. Auf den Pudding verzichte ich auch meist freiwillig, damit ich wenigstens bis zur Aufhebung der Tafel Zeit genug habe, meinen Teller leer zu essen.
Essen ist Arbeit – und ein Kampf mit dem Arbeitsgerät, mit Messer und Gabel. In Japan wird alles in mundgerechte Stücke geschnitten serviert. Ich finde das sehr entgegenkommend. In Deutschland bitte ich meist meinen Tischnachbarn, mir das Fleisch zu schneiden. Das ist sicherer für ihn und für mich.
„Warum essen die Japaner, die sonst doch schon so zivilisiert sind, immer noch mit Stäbchen?“ So werde ich bisweilen gefragt. Nun, vielleicht wollen wir nicht so zivilisiert sein…
Textaufgaben
1. Antworten Sie auf die Fragen.
1. Was passiert, wenn man längere Zeit nicht isst? 2. Könnte im Essen ein höherer Sinn liegen? 3. Wodurch erhält das Trinken einen höheren Sinn? 4. Wann nehmen die Japaner sich besonders viel Zeit zum Essen? 5. Warum verzichtet die Autorin meistens auf den Pudding? 6. Worum bittet die Autorin ihre Tischnachbarn? 7. Welche Frage stellen die Leute ihr manchmal?
2. Ergänzen Sie die Verben.
1. Man kann auf das Essen nicht längere Zeit … 2. Auch im Essen könnte ein höherer Sinn verborgen… … 3. Alkohol … auf das Gehirn. 4. Ein japanisches Sprichwort …: „Wie man isst, so … man.“ 5. In ihrer Meinung über das essen … die Japaner den Franzosen. 6. Die Worte „Das gesund“ sind ihr im Gedächtnis … 7. Wenn Japanern das Essen gut …, … sie sich besonders viel Zeit.
Text 4. „Sag mir, was Du …“
Gianni Belotti – Italien
Wie allgemein bekannt, assoziiert man die Deutschen mit Kartoffeln und die Italiener mit Spaghetti. Seltsam, denn Kartoffeln kamen im 16. Jahrhundert aus Amerika und Spaghetti aus dem fernen China. In deutschen Restaurants findet man jedoch heutzutage immer öfter Kartoffeln in Form von Pommes frites. Pommes frites sind ebenfalls keine deutsche Speise, die kommen nämlich aus Frankreich und Belgien oder sind vielmehr international, dank des amerikanischen Fast Food. Ein bisschen besser haben es die Italiener mit den Spaghetti. Die sind immer erhältlich. Aber die Italiener essen heute weniger Pasta als früher aufgrund der Diätprobleme.
Und es war einmal eine Pizza in Neapel. Doch auch das ist Geschichte, denn mittlerweile isst man überall auf der Welt Pizza. Sie ist nicht mehr neapolitanisch, sondern „planetarisch“.
Jing Yanjing – China
Ein Scherz: Ein Chinese schenkt einem Fremden chinesischen Tee. Am nächsten Tag fragt er den Fremden: „Wie schmeckt Ihnen der Tee?“ Der Fremde antwortet: „Vielen Dank, aber er ist zu bitter.“ „Oh“, sagt der Chinese, „wie trinken Sie den Tee denn?“ Darauf der Fremde: „Ich koche den Tee mit Wasser, dann kippe ich das Wasser aus und esse die Teeblätter.“
In China gibt es drei wichtige Arten von Tee – grünen Tee, schwarzen Tee und Jasmintee. „Longjing“ ist ein bekannter grüner Tee und „Wulong“ ein bekannter schwarzer Tee. Grüner Tee ist der Lieblingstee im Sommer und schwarzer Tee der Lieblingstee im Winter, weil der grüne Tee einen Charakter von „Yin“ hat und der schwarze Tee einen Charakter von „Yang“ hat („Yin“ und „Yang“ sind das negative und positive Prinzip in der Natur nach der altchinesischen Philosophie und Medizin).
Jasmintee ist populär, weil er billig und duftend ist. Andere Blumen können auch als Tee getrunken werden. Zum Beispiel die Blüten der chinesischen Winterblumen und Kamillen.
Es macht den Chinesen viel Spaß, Tee zu trinken. Tee ist sehr gut für die Gesundheit und es gibt ein spezielles Teeservice und viele Teehäuser. Früher waren meist alte Leute zu Gast in Teehäusern. Sie unterhielten sich mit alten Freunden und manchmal spielten sie Karten oder chinesisches Schach. Heute ist das Teehaus auch bei jungen Leuten beliebt. Dort kann man verschiedene Teesorten ausprobieren, mit Freunden plaudern oder ein Buch lesen.
Dorota Mierzejewska – Polen
Man isst am Heiligen Abend in Polen kein Fleisch, trotzdem bereitet man zwölf Speisen vor. Jedes Gericht hat seine Bedeutung. Es gibt vor allem Fisch, der Karpfen ist der König des Festessens. Jede Familie muss ihn unbedingt zubereiten, in Gelee, süßsauer oder gebraten. Man macht auch kleine, mit Sauerkraut und Pilzen gefüllte Teigtäschchen. Dazu braucht man sehr viel Zeit. Darum macht man sie heutzutage früher und friert sie einfach ein. Auch „Borschtsch“ gehört dazu, eine Suppe aus roten Rüben. Die Süßigkeiten sollen Honig und Mohn enthalten. Wer keinen Mohn an diesem Abend isst, wird im nächsten Jahr kein Glück haben. Deswegen backen die Frauen geduldig viele Mohnkuchen. Man bereitet auch andere Speisen vor, wie z. B. Kompott aus getrockneten Früchten und Heringssuppe mit Kartoffeln. Die wichtigste Rolle jedoch spielt an diesem Abend die Atmosphäre. Alle Menschen vereinbaren, dass es keinen Streit geben soll. Wenn der erste Stern erleuchtet, setzen sich alle an den festlich gedeckten Tisch. An diesem Abend soll niemand einsam sein, deshalb lädt man allein stehende Menschen ein. Man stellt immer ein Gedeck mehr auf den Tisch für die, die vielleicht noch unterwegs sind.
Amalia Murphy – Namibia
Bei uns in Namibia gibt es viele interessante Gerichte. Rind- und Lammfleisch, Wildbret, Strauß, Zebra, Kudu und Wildvögel stehen ebenso auf dem Speiseplan wie Meeresfrüchte: Hummer und Austern.
Kochen außerhalb des Hauses ist typisch für Namibier. Die traditionellen „Braaivleis“ und „Potjiekos“ sind sehr populär. „Potjiekos“ ist ein Gericht mit Hähnchen, Lamm oder Fisch und viel Gemüse. Es wird in einem dreibeinigen Topf über offenem Feuer gekocht.
Es gibt auch viele deutsche Spezialitäten, deutsches Vollkornbrot, Brötchen mit Käse, Salami und Salat, weil Namibia früher eine deutsche Kolonie war und es dort auch noch heute Deutsche gibt. Als kleine Zwischenmahlzeit gibt es namibische Spezialitäten wie „Biltong“ (gewürztes, getrocknetes Fleisch) und „Droe Wors“ (getrocknete Wurst), was auch Touristen gern mögen.
Und Namibia ist bekannt für sein Bier, gebraut nach dem traditionellen deutschen Reinheitsgebot. In einer sehr modernen Brauerei wird „Windhuk Lager“ gebraut, benannt nach der Hauptstadt von Namibia. Bier ist ein nationaler Durststiller in dem heißen, trockenen und schönen Land.
37. Erzählen Sie über die russische Küche.