Das Adverb (Umstandswort)
§ 190.Das Adverb ist eine Wortart, die auf die Eigenschaft eines Vorgangs, auf dessen Ort, Zeit, Grund, Zweck usw. hinweist. Daher tritt es im Satz meist als nähere Bestimmung zum Verb (Adverbialbestimmung) auf.
Doll antwortete, er habe solche öffentliche Ansprache bisher wohl noch nicht gehalten, aber das Vertrauen habe er schon, daß er das nicht schlechter, machen würde als ein anderer. (H. Fallada)
Manche Adverbien können (als Adverbialbestimmung) auch ein Adjektiv bzw. ein anderes Adverb und (als Attribut) ein Substantiv näher bestimmen.
Der Tag war grausam heiß gewesen. (W. Bredel)
Da kamen ernste Dinge zur Sprache, die ganz besonders das Dorf betrafen. (A. Seghers)
Die weite, hallende Diele drunten war mit großen viereckigen Steinfliesen gepflastert. (Th. Mann)
Die Adverbien werden nicht flektiert.
§ 191.Die morphologische Form der Adverbien ist sehr mannigfaltig und hängt mit ihrem Ursprung zusammen. Die ältesten Adverbien sind Stammwörter: hier, da, so, oben, unten, jetzt, dort, dann, nun, schon, fast, gut, kurz u. a. m.
Der Ursprung dieser Adverbien ist vom Standpunkt der modernen Sprache nicht zu erklären. Die meisten Adverbien sind aus anderen Wortarten entstanden:
1. durch Adverbialisierung: a) von Substantiven in verschiedenen Kasusformen (außer dem Nominativ): morgen, heim, weg, abends, morgens, anfangs, mittags u. a.; b) von Verbalformen: vorwiegend, fließend, wiederholt, auffallend, verkehrt u. a.;
2. durch Ableitung (von Substantiven, Adjektiven, Adverbien usw.) mittels der Suffixe -s, -ens, -lings, -lich, -wärts, -weise u. a. m.: flugs, öfters, höchstens, meistens, sittlings, blindlings, täglich, gelegentlich, abwärts, vorwärts, teilweise, stückweise u. a. m.;
3. durch Zusammensetzung: a) zweier Adverbien: sofort, hierher, sodann, dahin u. a.; b) eines Substantivs (Adjektivs, Pronomens) mit einer Präposition (einem Adverb): zuweilen, beizeiten, bergab, flußabwärts, zuletzt, insbesondere; unterdessen, deswegen, trotzdem, seinetwegen u. a.; c) eines Substantivs mit dessen Bestimmung: kurzerhand, jederzeit; meistenteils, jedenfalls u. a.
Manche Adverbien treten zuweilen als Wortpaare mit kopulativer Verbindung auf: kreuz und quer, hin und her, nach und nach, ab und zu, dann und wann, weit und breit, nach wie vor u. a. Zu den Adverbien können auch viele stehende Wendungen (namentlich präpositionale) gezählt werden: zu Hause, nach Hause, zu Fuß, auf der Stelle, aufs Geratewohl, im Handumdrehen, auf einmal, vor kurzem, seit langem, von neuem u. a.
Der Prozeß der Adverbialisierung dauert auch in der modernen Sprache an, sie ständig mit neuen Adverbien bereichernd.
Ihering, der von der Richtigkeit und Wichtigkeit des letztens von ihm in diesem Buche entwickelten Gedankens überzeugt war, glaubte,... nach seinem Prinzip handeln zu müssen. (R. Leonhard)
Die Kollegen bemerkten lächelnd seine Arbeitswut und nützten sie auf ihre Weise aus, indem sie ihm unterderhand manches von ihrer eigenen Arbeit abgaben. (W. Joho)
§ 192.Die Adverbien werden ihrer Bedeutung nach in drei Arten eingeteilt: qualitative, quantitative und Umstandsadverbien.
Die qualitativen Adverbien kennzeichnen den Charakter bzw. die Art und Weise einer Handlung, eines Zustandes: gut, langsam, schnell, falsch u. a.
Langsam begann sich die Gegend zu verändern. (E. Claudius)
Beides war nicht leicht festzustellen. (W. Joho)
Die qualitativen Adverbien können auch ein Adjektiv bzw. ein anderes Adverb näher bestimmen. Ihrer Form nach stimmen die qualitativen Adverbien mit den endungslosen Adjektiven überein, unterscheiden sich aber von diesen durch ihre syntaktische Funktion. Während die qualitativen Adverbien immer als Adverbialbestimmungen auftreten, erfüllen die endungslosen Adjektive die Funktion eines Prädikativs bzw. eines Attributs (s. §§ 249 u. 256). Vgl.:
Es ging nicht so schnell, wie Geschke es wünschte. (A. Seghers)
Seine Bewegungen waren, wie seine Worte, schnell und lebhaft. (W. Bredel)
Im ersten Beispiel ist schnell ein Adverb, im zweiten ein Adjektiv.
§ 193.Die quantitativen Adverbien kennzeichnen einen Vorgang oder eine Eigenschaft, und zwar deren Grad bzw. Maß: sehr, viel, ziemlich, ganz, völlig, vollends, größtenteils, kaum, beinahe, fast u. a.
„Bei alledem“, sagte er, „scheinst du völlig zu vergessen, mein Kind, daß ja Hilfe denkbar wäre...“ (Th. Mann)
Nach Tische hieß er den Knaben alles vollends einpacken... (J. W. Goethe)
„Franziska, laß den Kaffee nicht vollends kalt werden; schenk ein“. (G. E. Lessing)
Heinrich war etwas verwirrt und sehr überrascht. (W. Joho)
§ 194.Die qualitativen sowie manche quantitativen Adverbien sind steigerungsfähig. Der Komparativ wird mit dem Suffix -er, der Superlativ mit dem Suffix -(e)sten gebildet; dieser Form des Superlativs geht stets am voraus: spät — später — am spätesten; freundlich — freundlicher — am freundlichsten; klug — klüger — am klügsten.
Dem Jungen pochte das Herz schneller. (W. Bredel)
Folgende Adverbien werden unregelmäßig (nämlich suppletiv) gesteigert: gut — besser — am besten; viel — mehr — am meisten; gern — lieber — am liebsten; bald — eher — am ehesten; wenig — minder — am mindesten (auch weniger — am wenigsten).
„Ich habe von meinem Boot aus gesehen, wo Sie am liebsten sonntags mit Ihrem Jungen spielen“. (A. Seghers)
Manche Adverbien bilden noch eine zweite Form des Superlativs: mit dem Suffix -(e)ste; dieser Form geht die Partikel aufs voraus: freundlich — aufs freundlichste, grausam — aufs grausamste. Diese Form des Superlativs drückt jedoch keinen Vergleich aus, sie hat stets nur absolute Bedeutung.
Sie war aufs tiefste erschrocken, denn sie hatte es nie erlebt, daß die Mutter schluchzte. (B. Kellermann)
§ 195.Die Umstandsadverbien kennzeichnen eine Handlung, einen Zustand in bezug auf Ort, Zeit, Grund, Zweck usw.
Zu den Adverbien des Ortes und der Richtung (lokale Adverbien) gehören: oben, vorn, hier, da, draußen, rechts, überall, nirgends, bergauf, treppauf, wohin, irgendwo u. a.
Die lokalen Adverbien erfüllen im Satz die Funktion einer Adverbialbestimmung des Ortes und (seltener) die eines Attributs.
„Besondere Menschen verkehren dort...“ (J. R. Becher)
Der Mieter... sei in die Sante gebracht worden, von dort aus würde er bald nach Deutschland abtransportiert werden... (A. Seghers)
„Der Turm dort, der verschnörkelte, das ist der Rathausturm.“ (W. Bredel)
Zu den Adverbien der Zeit (temporale Adverbien) gehören: dann, jetzt, heute, jemals, morgen, heutzutage, oft, nie(mals), stets, erst usw. Im Satz erfüllen sie die Funktion einer Adverbialbestimmung der Zeit und (seltener) die eines Attributs. Im letzteren Fall steht das Adverb oft mit einer Präposition.
Nachts war manchmal das Haus wie aus Glas. (A. Seghers)
Stundenlang kauert Arnold in der Ecke... (W. Bredel)
Die Zunftordnungen sorgten dafür, daß der Geselle von heute in den Meister von morgen überging. (F. Engels)
Anmerkung. Zu unterscheiden sind das Adverb erst und die einschränkende Partikel erst (s. § 208); vgl.:
Erst wäg's, dann wag's. (Sprichwort)
Ihr Freund Janek hatte ihr erst kürzlich auf dem Tisch mit Kreide die Himmelsrichtungen klargemacht. (A. Seghers)
Im ersten Satz ist erst ein Adverb, im zweiten eine Partikel.
Zu den Adverbien des Grundes, des Zweckes, der Folge, der Bedingung, der Einräumung gehören: darum, deshalb, warum, deswegen; wozu, dazu, meinetwegen, deinetwegen; infolgedessen, folglich; andernfalls, sonst; trotzdem, dessenungeachtet; zufällig, absichtlich, notgedrungen. Die Zahl dieser Adverbien ist nicht groß. Sie erfüllen im Satz stets die Funktion der entsprechenden Adverbialbestimmung und manche zugleich die von Bindewörtern.
„Bei solchem Wetter laufe ich seinetwegen nicht hin!“ (W. Bredel)
Aber nicht nur darum hatte er es am schwersten. Die Gründe lagen auch in seinem widerspruchsvollen Charakter. (W. Joho)
Er hatte sich jahrelang nicht daran erinnern wollen. War ihm trotzdem etwas ins Gedächtnis gekommen, dann war er zusammengezuckt. (A. Seghers)
Kapitel IX
Das Modalwort
§ 196.Das Modalwort ist eine Wortart, die das Verhalten des Redenden zur Realität der Aussage ausdrückt: wahrscheinlich, vielleicht, wohl, gewiß, offenbar u. a.
Und dann dachte er wieder: wahrscheinlich ist überhaupt nichts geschehen... (A. Seghers)
Er dachte an Anka, sie war vielleicht in diesen Tagen umsonst gekommen... (A. Seghers)
Manche Modalwörter enthalten die subjektive Einstellung des Redenden zur Aussage: hoffentlich, leider, glücklicherweise, gottlob, eigentlich.
Worin bestand eigentlich der Schaden? (B. Kellermann)
„Ich mache jetzt rasch meine Visite, Taunusstraße 11. Das alte Fräulein ist hoffentlich gar nicht zu Hause.“ (A. Seghers)
Die Modalwörter verhalten sich im Satz wie Adverbien und erfüllen die Funktion einer Adverbialbestimmung der Modalität (s. § 281). Nehmen sie die Anfangsstellung ein, so weist der Satz die invertierte Wortfolge auf. (Vgl. § 293.)
Vielleicht könnte man das Haus vorläufig so lassen?“ fragte Studmann vorsichtig. (H. Fallada)
Manche Modalwörter können selbständig, als eingliedrige Sätze, gebraucht werden (s. § 213). Dazu gehören vor allen Dingen die Wörter, die etwas bejahen oder verneinen: ja, jawohl, doch, nein, keineswegs u. a.
„Ruth macht mir Sorge!“ sagte er. — „Ruth?“ — „Ja. Sie macht mir Sorge!“ — „Aber dieser Dietz war ja auch nichts für sie, Papa. Ein oberflächlicher Mensch.“ — „Oberflächlicher Mensch?“ Voller Erstaunen blickte der General Otto an. — „Ja, gewiß. Herzlich oberflächlich, Papa.“ (B. Kellermann)
Doch steht als Bejahung einer in negativer Form gestellten Frage:
„Geschwister hast du nicht?“ — „Doch, drei Brüder.“ (W. Bredel)
Die Modalwörter beziehen sich meist auf die ganze Aussage. Es kommt jedoch vor, daß ein Modalwort sich auf ein einzelnes Satzglied bezieht.
Unter all diesen seltsamen oder wohl gar unheimlichen Dingen hing... das unschuldige Bildnis eines toten Kindes... (Th. Storm)
Die Modalwörter sind aus Adverbien entstanden und werden auch heute noch von vielen als eine besondere Abart der Adverbien (modale Adverbien, Adverbien der Art und Weise) angesehen. Manche Modalwörter sind mit Adverbien gleichlautend: wohl, natürlich, kaum u. a. Vgl.:
Marinelli: Wie kann Ihnen so eine Abscheulichkeit in den Mund, in die Gedanken kommen?
Orsina. Wie? — Ganz natürlich. (G. E. Lessing)
Auch Sonja kannte die Geschichte, natürlich, er sah es ihren Augen an.... (B. Kellermann)
Im ersten Beispiel ist natürlich ein Adverb, im zweiten ein Modalwort.
Gleich den Adverbien sind die Modalwörter unflektierbar und werden meist nach denselben Wortbildungstypen gebildet wie die Adverbien. Vgl.: Adverbien — teilweise, fehlerlos, täglich; Modalwörter — glücklicherweise, fraglos, hoffentlich.
Ihrer Bedeutung nach stehen den Modalwörtern manche stehenden Redewendungen nahe: in der Tat (vgl.: tatsächlich), ohne Zweifel (vgl.: zweifellos), in Wirklichkeit u. a.
Der Richter sagte lächelnd: „Es dürfte in der Tat vollständig klar sein, daß der Gefangene unschuldig ist...“ (L. Frank)
Götz: Ihr seid müde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (J. W. Goethe)
Kapitel X
Die Präposition (Verhältniswort)
§ 197.Die Präposition gehört zu den Hilfswörtern. Es ist eine Wortart, die syntaktische Beziehungen zwischen zwei Satzgliedern bezeichnet und dabei ein Satzglied in ein bestimmtes Verhältnis zum anderen setzt. Es kann ein Verhältnis sein: 1) zwischen zwei Nomina: der Glaube an den Sieg, reich an Erdöl, die Hoffnung auf Genesung; 2) zwischen Nomen und Verb: an den Sieg glauben, auf den Zug warten; 3) zwischen Verb bzw. Nomen und Adverb: nach rechts blicken, die Zeitung von gestern.
Nach dem Essen saßen sie im Wohnzimmer, neben dem Kachelofen, in dem dicke Holzscheite krachten. (L. Frank)
Der Gedanke an den alten Buck hielt Diederich noch im Traum besessen. (H. Mann)
Arm am Beutel, krank am Herzen| Schleppt' ich meine langen Tage. (J. W. Goethe)
Lehrer Ziemer... starrte erschrocken nach vorn auf den Rektor. (W. Bredel)
Die meisten Präpositionen sind vieldeutig, vgl.: an der Wand, am Tage; um diese Stunde, um das Haus; vor neun, vor dem Haus, vor Freude; in einer Stunde, in der Fabrik usw.
Das geschieht alles in drei Sekunden, und Hedwig Brunner läuft in die Stube zurück. (B. Balazs)
Da er vor Aufregung sich nicht weiter erklären konnte, löste Kühnchen ihn ab. (H. Mann)
Sie riß die Augen auf und hielt die Hand vor den Mund. (H. Mann)
Es war kurz vor zwölf. (J. R. Becher)
Manche Präpositionen sind eindeutig: binnen, seit während, jenseits, diesseits, entlang, wegen, um... willen u. a.
Häufig haben die Präpositionen keinen eigenen semantischen Inhalt. Sie treten dann nur als grammatisches Mittel der Abhängigkeit auf.
Cat war stolz auf ihren großen Jungen... (W. Bredel)
Walter freute sich über diesen Brief. Es war ein fröhlicher Brief... (W. Bredel)
Die Präposition steht meist vor dem Wort, auf das sie sich bezieht. Manche Präpositionen jedoch werden auch nachgestellt. Sie können als Postpositionen bezeichnet werden. Hierher gehören: gemäß, entlang, wegen, nach, zufolge, gegenüber u. a. Halber und zuliebe werden stets nachgestellt.
Nun war es dieser junge, sympathische Arbeiter, den er schätzte wegen seines Könnens, seiner Intelligenz, seiner jungenhaften Frische. (F. Erpenbeck)
„Im übrigen, was ich getan habe: es geschah eurer Eltern wegen.“ (J. R. Becher)
Mutter und Tochter waren der Vorsicht halber nicht zur gleichen Zeit, sondern mit verschiedenen Zügen aus Hamburg weggefahren... (B. Uhse)
Die Präposition von wird oft durch eine zweite, nachgestellte Präposition ergänzt: von... an, von... ab, von... auf, von... aus usw.
Er war immer ein guter Freund gewesen, vom ersten Tage an... (W. Bredel)
„Ich habe von meinem Boot aus gesehen, wo Sie am liebsten sonntags mit Ihrem Jungen spielen.“ (A. Seghers)
Er gelobte, von morgen ab täglich Gymnastik zu treiben... (W. Bredel)
Die Rektion der Präpositionen
§ 198.Die Präpositionen werden mit einem bestimmten Kasus verbunden. Man unterscheidet folgende Gruppen:
1. Präpositionen, die den Dativ oder den Akkusativ regieren;
2. Präpositionen, die den Dativ regieren;
3. Präpositionen, die den Akkusativ regieren;
4. Präpositionen, die den Genitiv regieren.
Die Präpositionen, die den Dativ (auf die Fragen wo?, wann?) oder den Akkusativ (auf die Fragen wohin?, wie lange?, auf wie lange?) regieren, sind: an, auf, hinter, neben, in, über, unter, vor, zwischen.
An der Tür blieb er stehen. (H. Mann)
Der Alte erhob sich, trat an den Tisch, schnitt sich Brot und gab auch dem Jungen... (E. Claudius)
Am Ende des April zog Frau Grünlich wieder im Elternhause ein... (Th. Mann)
Ich setze sie in einen Korbstuhl in der Halle. (E. M. Remarque)
In diesem Augenblick geschah ein Klopfen, ein kurzer Trommelwirbel gegen die Korridortür... (Th. Mann)
„Bitte“, sagte der General, etwas unsicher und mürrisch, und deutete auf einen Sessel... Herr Herbst nahm auf der Kante des Sessels Platz... (B. Kellermann)
Er... erschien... auf einen Augenblick im Saale, um sich den Damen vorstellen zu lassen... (Th. Mann)
Sie trat vor das Tor und stellte die Eimer ab. (A. Seghers)
Fritz wartet vor der Tür. (A. Seghers)
Diese zwei Menschen mußte er jetzt vor der Arbeit aufsuchen. (A. Seghers)
§ 199.Die Präpositionen, die den Dativ regieren, sind: aus, außer, bei, binnen, dank, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, seit, von, zu, zuliebe, zuwider, nachstrebst, samt.
Die drei letzten werden selten gebraucht.
Zum Abschied gab er ihr die Hand. (H. Mann)
Mit starkem Schritt ging er von dannen... (H. Mann)
Gegenüber, gemäß, nach und zu können vor- und auch nachgestellt werden, zuliebe wird nur nachgestellt.
Gegenüber dem Inspektorenhaus stellen sich die Leute in Reihen an. (H. Fallada)
Waggons, die fertig beladen mitten im Walde stehn, sollen der Vorschrift gemäß bewacht werden. (A. Zweig)
Denn wenn Bück anfangs wohl nur einem besonders guten Kognak zuliebe kam, bald kam er sichtlich wegen Emmi. (H. Mann)
Bei zu und nach ist das mit einem Bedeutungsunterschied verbunden; das vorangestellte zu gibt den Endpunkt, das Ziel der Handlung an, das nachgestellte bloß die Richtung.
Das nachgestellte nach weist die Bedeutung „entsprechend“, „gemäß“ auf, die dem vorangestellten nach nur selten eigen ist.
Jean Meunier... schickte, als er gegen Abend aus dem Stadthaus kam, seinen ältesten Sohn zu den Kommissaren des Bezirks. (W. Bredel)
Die Großmutter lag mit dem Gesicht der Wand zu. (J. R. Becher)
...Anna Nieth... fühlte sich dort nach drei Jahren noch ebenso schlecht wie am ersten Tag. (A. Seghers)
Er schämte sich..., daß er darauf angewiesen war, wildfremden Leuten Geld abzuverlangen. Seiner Meinung nach schuldete keiner keinem etwas. (B. Brecht)
Die Präposition zu wurde ursprünglich in bezug auf den Ort der Handlung gebraucht. In dieser Bedeutung hat sie sich vor geographischen Namen, nämlich Städtenamen (im gehobenen und im Amtsstil) sowie in einigen erstarrten Wendungen (zu Hause, zu Wasser, zu Land, zu Pferde u. a.) erhalten.
Herr Zimmermann, Professor zu Hamburg, hat in seinen mündlichen Vorträgen die vortrefflichsten Urteile über Goethe ausgesprochen... (H. Heine)
§ 200.Die Präpositionen, die den Akkusativ regieren, sind: durch, für, gegen, um, wider, ohne, entlang.
Sali hob Vrenchen mit seinen Armen hoch empor und schritt durch das Wasser gegen das Schiff... (G. Keller)
Die Präposition ohne steht meist bei einem artikellosen Substantiv; in diesem Fall ist kein bestimmter Gegenstand gemeint.
Er sah ohne Uniform besser denn je aus. (A. Seghers)
Nichts, überlegte ich, ist ohne Folgen. (J. R. Becher)
Ist der Gegenstand durch die Situation näher konkretisiert, so steht das Substantiv mit dem bestimmten Artikel.
...ohne die rücksichtslose Initiative des kleinen Kai wären die beiden einander wohl fremd geblieben. (Th. Mann)
Die Präposition wider hat dieselbe Bedeutung wie „gegen“. Sie ist jedoch veraltet und kommt in der modernen Sprache hauptsächlich in der Wendung „wider (den, seinen usw.) Willen“ vor.
Da Reinhardt wider seine Gewohnheit nicht antwortete, so wandte sie sich um. (Th. Storm)
Diederich, ergriffen wider Willen, fragte: „Was haben Sie vor?“ (H. Mann)
Entlang kann als Präposition oder als Postposition auftreten. Als Präposition regiert es den Genitiv oder Dativ, als Postposition den Akkusativ.
Entlang der Wände sitzen die Frauen auf eisernen Bänken... (E. E. Kisch)
Sie schwenkten an ein paar Dörfern vorbei, das rechte Rheinufer entlang. (A. Seghers)
§ 201.Zu den Präpositionen, die den Genitiv verlangen, gehören: unweit, mittels, kraft, während, laut, vermöge, ungeachtet, statt, infolge, oberhalb, unterhalb, innerhalb, außerhalb, diesseits, jenseits, halber, wegen, inmitten, um... willen, längs, zufolge, trotz, zwecks u. a.
Zwischenzahls Haus stand außerhalb der zerstörten Stadt... (L. Frank)
Inmitten eines säulenumrankten Hofs war ein künstlicher See angelegt. (J. R. Becher)
Um Aljoschas willen wird ihm die Flucht nicht ganz so leicht. (A. Zweig)
Bei längsund trotzist auch der Dativ möglich.
Drunten längs den Mauern und in den Straßenöffnungen trat Stille ein... (H. Mann)
„Du darfst es nicht, trotz meinen grauen Haaren, auf die du, wie mir scheint, die Augen richtest.“ (Th. Mann)
Audi wirkte trotz seines verwegenen Aussehens gepflegt. (W. Bredel)
Zufolge steht als Präposition mit dem Genitiv, als Postposition mit dem Dativ.
Um 12¼ Uhr... trat ein Zwischenfall ein... der aber, seinem geschäftlichen Charakter zufolge, den Hausherrn nötigte, seine Gäste für kurze Minuten zu verlassen. (Th. Mann)
Halber wird stets postpositiv gebraucht.
Mutter und Tochter waren der Vorsicht halber nicht zur gleichen Zeit, sondern mit verschiedenen Zügen aus Hamburg weggefahren... (B. Uhse)
Anmerkung. Die Personalpronomen verschmelzen mit den Präpositionen wegen, halber und um... willen zu zusammengesetzten Adverbien: meinetwegen, deinetwegen, seinetwegen, ihretwegen, unsertwegen, euretwegen, Ihretwegen; meinethalben, unserthalben; um meinetwillen, um unsertwillen.
Er war krank, nur seinetwegen mußte die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt werden. (H. Mann)
„Du hast auch deine Jacke eingebüßt um meinetwegen...“ (P. Heyse).
§ 202.Die Präpositionen bis und ab unterscheiden sich von den übrigen dadurch, daß sie den Kasus des Wortes, mit dem sie stehen, meist nicht deutlich erkennen lassen. Bis steht mit artikellosen geographischen Namen und Zeitangaben; ab (im Sinne von an) mit Daten.
Wenn er vor Nacht nicht bis Frankfurt kam, könnte er Leni vielleicht eine Nachricht schicken. (A. Seghers)
„Ab heute nachmittag fünf Uhr werde ich mich im 'Residenzcafe' aufhalten und bis sieben Uhr auf Sie warten.“ (B. Kellermann)
Ab ersten Oktober war das eiserne Öfchen geheizt. (A. Seghers)
Die Präposition bis wird häufig außer den genannten Fällen mit einer anderen Präposition gebraucht, von welcher der Kasus des Substantivs abhängt.
Bis in den Hochsommer blieb unser Meister in Böhmen.“ (Th. Mann)
Manchmal begleitete er mich bis an den Hügelhang, an welchem die Stadt liegt... (W. Raabe)
§ 203.Ihrem Ursprung nach sind viele Präpositionen ehemalige Adverbien. Zu dieser Gruppe gehören alle Präpositionen der doppelten Rektion und viele Präpositionen, die den Dativ oder den Akkusativ regieren (durch, für, um, ohne, gegen, mit, nach, bei, aus, zu u. a.). Daher findet man im modernen Deutsch manchmal gleichlautende Präpositionen und Adverbien. Vgl.:
Das Theaterstück ist aus. (E. Strittmatter) Xaver führte das Pferd aus dem Stall. (J. R. Becher)
Vgl. auch: ab und zu, auf und ab, nach wie vor, durch und durch u. a.
Die jüngeren Präpositionen sind aus Substantiven (dank, laut, mittels, kraft, zwecks u. a.), Adjektiven oder Partizipien (unweit, während, ungeachtet u. a.) und manche aus präpositionalen Wendungen (zufolge, infolge, anstatt u. a.) entstanden. Die meisten dieser Präpositionen regieren den Genitiv, was in ihrem Ursprung seine Erklärung findet. So sind z. B. die Präpositionen laut, mittels, kraft, zufolge u. a. aus Substantiven mit oder ohne Präposition entstanden. Das Substantiv im Genitiv hing ursprünglich von einem anderen Substantiv ab und trat als Genitivattribut auf, vgl.: zu Folge des Befehls.
Die Wortklasse der Präpositionen bereichert sich ständig durch neue, aus Adverbien und anderen Wortarten entstehende Präpositionen: rechts, links, abseits, südlich, angesichts, anläßlich, seitens, seitlich u. a. Alle neu entstehenden Präpositionen verlangen den Genitiv.
...im Grunde hatte er abseits der Politik gestanden. (W. Bredel)
Rechts und links dieses Weges kampieren auf dem Felsenhang... die Pilger. (E. E. Kisch)
Ich... schaute mich im Zimmer um und entdeckte, seitlich des Kleiderschranks, nur einen einzigen Koffer... (J. R. Becher)
Den Präpositionen stehen manche präpositionalen Wendungen nahe: in Anbetracht (in Anbetracht dieses Umstands), an Hand (an Hand des Wörterbuchs), im Laufe (im Laufe des Vorjahres) u. a.
Kapitel XI