Konjugation der starken Verben
Die starken Verben mit den Stammvokalen a, o, au, e, ö verändern in der 2. und 3. Person Singular ihren Vokal: a → ä, o → ö, au → äu, e/o → i.
graben du gräbst stoßendu stöß t laufendu läufst
er gräbt er stöß t er läuft
geben du gibst erlöschen du erlischst
er gibt er erlischt
In den Verben nehmen und treten wird in der 2. und 3. Person Singular der lange Vokal durch einen kurzen ersetzt.
nehmen du nimmst treten du trittst
er nimmt er tritt
Der Wurzelvokal bleibt unverändert in den Verben:
– mit doppelter Konjugation, z. B.: bewegen, hauen, saugen, schaffen, scheren, schnauben, stecken, weben.
– mit Umlaut im Infinitiv, z. B.: erwägen, gären.
– gehen, genesen, heben, kommen, rufen, stehen.
Man beachte die starken Verben,
a) bei denen in der 2. und 3. Person Singular des Präsens der Wechsel
des Wurzelvokals von -e- zu -i/ie- auftritt:
befehlen, sich begeben, brechen, empfehlen, erschrecken, essen, fressen, geben, gelten, geschehen, helfen, lesen, messen, nehmen, schmelzen, sehen, sprechen, stechen, sterben, treffen, treten, verderben, vergessen, werden, werfen + (er)löschen;
b) bei denen in der 2. und 3. Person Singular des Präsens der Umlaut von
a → ä, o → ö, au → äu, e/o → i auftritt:
erfahren, fahren, fallen, fangen, empfangen, graben, halten, laden, lassen, laufen, raten, schlafen, schlagen, stoßen, tragen, verlassen, wachsen, waschen.
7.2.2 Zum Gebrauch des Präsens
Die Bedeutung des Präsens besteht darin, das im Verb ausgedrückte Geschehen auf die Gegenwart zu beziehen. Es umfasst alles, was nicht auf die Vergangenheit beschränkt.
1. Das aktuelle Präsensgibt die Gegenwart an. Wir verwenden es in Sätzen, in denen mitgeteilt wird, was gerade jetzt, unmittelbar gegenwärtig geschieht. Das ist die Hauptbedeutung des Tempus.
Ich lese ein interessantes Buch.
2. Das zeitlose (atemporale) Präsens
2.1bezeichnet die Immergültigkeit (das, was immer gilt). Es wird in den Feststellungen von Gesetzmäßigkeiten gebraucht.
Die Erde dreht sich um die Sonne. – Der Tag hat 24 Stunden. – Das Licht bewegt sich schneller als der Schall. – Bonn liegt am Rhein. – Drei mal drei ist neun.
2.2 hat einen hohen Grad an Verallgemeinerung. Es erscheint in Sentenzen, Aphorismen, Sprichwörtern.
Die Katze lässt das Mausen nicht. – Aller guten Dinge muss drei sein. – Lügen ist schlecht. – Doppelt hält besser. – Fröhlichkeit steckt an. – Morgenstund hat Gold im Mund.
3. Durch das habituelle Präsens wird eine gültige Aussage über bestehende Fähigkeiten oder Gewohnheiten gemacht, die im Moment des Sprechens gerade nicht vollzogen werden.
Hier schläft Peter, hier schläft Jana. (Erklärung für die Gäste) – Gehst du noch zur Schule? (Eine Frage in den Ferien) – Im Winter läuft sie Schlittschuh. – Meine Mutti steht gewöhnlich um 8.00 Uhr morgens auf. – Sprechen Sie Deutsch?
4. Das futurische Präsens wird manchmal als Synonym des Futurs gebraucht. Es drückt dabei das aus, was künftig geschehen soll, was noch bevorsteht.
Bald kommt der Frühling. – Heute Abend gehe ich ins Theater.
Wird das Präsens zur Wiedergabe zukünftigen Geschehens verwendet, so werden die Verbformen durch die Adverbialbestimmungen der Zeit (Zeitangaben) ergänzt. Die Zeitangabe wirkt als Umschalter aus der Gegenwart in die Zukunft: morgen, nächstes Jahr, in kurzer Zeit, in einigen Stunden (Tagen, Wochen, Monaten, Jahren), demnächst u. a.
5. Innerhalb des Textes kann auch ein Tempuswechsel vom Präteritum zum Präsens erfolgen, den man als historisches Präsens bezeichnet, und zwar:
– das szenische Präsens: Vergangene Ereignisse werden in lebendigen Schilderungen im Präsens erzählt.
Gestern eilte ich zum Unterricht. Da sehe ich plötzlich meinen Freund
gehen. Ich komme auf ihn zu und grüße ihn.
– praesens historicum(historisches Präsens) im engen Sinne.
Weihnachten 800 wird Karl der Größe zum Kaiser gekrönt.
1492 entdeckt Columbus Amerika.
– das Präsens zur Einleitung der Zitaten:
Goethe sagt: Arbeite nur, die Freude kommt von selbst.
In der Bibel heißt es: …
Übungsteil
7.3 Das Präteritum
7.3.1 Bildung des Präteritums
Das Präteritum ist ebenso wie das Präsens eine einfache Zeitform, d. h. sie wird vom Verbalstamm mit Hilfe des grammatischen Suffixes oder des Ablauts gebildet.
Der Präteritumstamm der schwachen Verben wird aus dem Präsensstamm und dem Suffix -(e)te gebildet, z. B.: widm(en), widmete; sag(en), sagte.
Das Suffix -ete erhalten die schwachen Verben, deren Stamm auf -d, -t, oder Konsonant + -m, -n auslautet, z. B.: wart(en), wartete; zeichn(en), zeichnete.
Im Präteritum erhalten die starken und schwachen Verben Personal-endungen, die 1. und 3. Person Singular ausgenommen.
schwach | stark | |
ich | sagte | kam |
du | sagtest | kamst |
er | sagte | kam |
schwach | stark | |
wir | sagten | kamen |
ihr | sagtet | kamt |
sie, Sie | sagten | kamen |
Singular
Plural
Der Präteritumstamm der starken Verben wird mit dem Ablaut gebildet. helfen – half, fahren – fuhr.
Die Präteritopräsentia bilden den Präteritumstamm mit dem Suffix -te und verändern den Stammvokal (außer sollen und wollen): können – konnte; dürfen – durfte; mögen – mochte; müssen – musste; wollen – wollte; sollen – sollte; wissen – wusste.
Die unregelmäßigen Verben haben folgenden Präteritumstamm: sein – war, haben – hatte, werden – wurde, bringen – brachte, tun – tat.
Übungsteil
Sagen Sie die Sätze im Präteritum.
A. 1. Die Busse fahren in längeren Intervallen. 2. Die Schule fängt in zehn Minuten an. 3. Die Eingrenzung finde ich eher langweilig. 4. Dieser Stil heißt Eklektizismus. 5. Bohnen isst man nur gekocht. 6. Bei Frauen geht der Alkohol ungefiltert ins Blut. 7. An Kreuzungen kommen zwei oder mehr Straßen zusammen. 8. Das Dorf Borodino liegt 110 km vor Moskau. 9. Als Weihnachtsbaum nehmen wir oft eine Tanne. 10. Das erste Wort im Satz schreibt man groß. 11. Das Essen steht schon auf dem Tisch. 12. Wir treffen uns für den Flug nach München. 13. An unserer Schule gibt es 800 Schüler. 14. Stiefel trägt man besonders im Herbst und im Winter.
15. Dieses Urteil trifft auch ihre Romane. 16. Blätter wachsen an den dünnen Stielen.
B. 1. Diese Kirche steht ganz in der Nähe des Museums. 2. Bis heute gibt es dort einen Park. 3. Alle Krankenhäuser liegen am anderen Ende von Athen. 4. In Sankt Petersburg vergisst man die Sorgen des Alltags. 5. An Silvester gibt es immer ein Feuerwerk. 6. Der Roman „Das Parfum“ hält sich jahrelang auf der Bestsellerliste. 7. Im Krieg verlieren sehr viele Menschen ihr Zuhause oder ihr Leben. 8. Die beiden Mädchen sitzen nebeneinander auf der Wiese und schweigen. 9. Das Alter lässt sich nicht leugnen. 10. Zwei Kollegen stehen an der Theke und trinken Bier. 11. Die Hyäne frisst nur tote Tiere und trinkt schmutziges Wasser. 12. Anschließend entscheiden sie sich für ein Gartenrestaurant. 13. Blüten wachsen an den dünnen Stängeln. 14. Dein ahnungsloser Chef tut mir irgendwie leid. 15. Durch das leere Haus pfeift der Wind. 16. Es riecht nach neuem Holz und frischer Farbe.
C. 1. Der Mord lässt bis Seite 273 auf sich warten. 2. Der Polizist hält einen Kraftfahrer an. 3. Die Hitze steigt sehr hoch. 4. Don Quijote hält die Welt für verrückt. 5. Ich stieß die Pforte auf. 6. Seit dieser Zeit trägt der Platz diesen Namen. 7. Wir graben alle im Dunkel. 8. Der Doktor gilt als einer der bedeutendsten Psychologen unserer Zeit. 9. Der Text über Liebe und Treue ruft in uns auch Gefühle wach. 10. Entfernungen und Größen misst man normalerweise in Metern. 11. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien tritt auch England in den Krieg ein. 12. Zu ihrem Pech entspricht das nicht ganz seinem Selbstbild. 13. Bei einem Sprung aus 3 650 Meter Höhe gerät Fallschirmspringerin Cindy in tödliche Gefahr. 14. Beim Personenverkehr geht es in erster Linie um Geschwindigkeit.
7.3.2 Zum Gebrauch des Präteritums
Das Präteritum drückt ein vergangenes Geschehen oder einen in der
Vergangenheit liegenden Zustand in seinem Verlauf aus, also bezeichnet vergangene Sachverhalte..
Das geschah in München 1944.
Damals war er weltberühmt.
Es donnerte und blitzte den ganzen Abend.
Um Vergangenes besonders lebendig darzustellen, es gewissermaßen in die Gegenwart herüberzuholen, verwendet man das Präsens (siehe auch 7.2.2).
Übungsteil