Aufgabe 13. Sagen Sie anhand des vorstehenden Textes, ob hier eine Verletzung von Art. 4 GG (Grundgesetz) vorliegt?
Artikel 4 Absatz 1 GG: Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
Aufgabe 14. Lesen Sie die Angaben der Jugendstudie zum Thema «Glaube» und äußern Sie Ihre Meinung dazu. Woran und an wen glauben Sie?
Die Jugendstudie zeigt, dass die meisten Jugendlichen in Deutschland nach wie vor eine nur mäßige Beziehung zu kirchlich-religiösen Glaubensvorgaben haben. Nur 30 Prozent glauben an einen persönlichen Gott, weitere 19 Prozent an eine unpersönliche höhere Macht. 28 Prozent der Jugendlichen stehen dagegen der Religion fern, der Rest (23 Prozent) ist sich in religiösen Dingen unsicher. Typisch für die heutige Jugend ist, dass sie zwar die Institution der Kirche grundsätzlich bejaht, gleichzeitig aber die Kirche stark kritisiert. 65 Prozent finden, die Kirche habe keine Antworten auf Fragen, die Jugendliche heute wirklich bewegen.
Aufgabe 15. Lesen Sie über andere Religionen. Erzählen Sie den Text nach. Was haben Sie Neues über Hinduismus, Judentum und Schamanismus erfahren?
Es ist keine leichte Aufgabe, den Hinduismus zu definieren, denn er hat keine einheitliche Lehre und keine priesterliche oder zentrale Hierarchie. Allerdings hat er Swamis (Lehrer) und Gurus (Meister, religiöse Lehrer). Eine allgemeine Definition des Hinduismus, die in einem Geschichtswerk zu lesen ist, lautet wie folgt: Der ganze Komplex von Glaubensanschauungen und Institutionen, die sich seit der Abfassung ihrer alten (heiligen) Schriften, der Weden, bis jetzt entwickelt haben. Eine andere Definition lautet: Hinduismus bedeutet den Kult der Götter Vishnu oder Shiva oder der Göttin Shakti beziehungsweise einen Kult ihrer Inkarnationen, verschiedenen Aspekte, Ehegatten oder Nachkommen. Das würde auch den Kult des Rama und des Krishna (Inkarnationen des Vishnu) einschließen sowie der Durga, des Skanda und des Ganesha (Gattin bzw. Söhne des Shiva). Es heißt, dass es im Hinduismus 330 Millionen Götter gibt, dennoch soll der Hinduismus nicht polytheistisch sein. Der indische Schriftsteller A. Parthasarathy schreibt: «Die Hindus sind nicht polytheistisch. Der Hinduismus spricht nur von einem Gott. Die verschiedenen Götter und Göttinnen des hinduistischen Pantheons stellen lediglich die Kräfte und die Aufgaben des einen höchsten Gottes in der manifesten Welt dar».
Die Hindus sprechen häufig von ihrem Glauben als dem Sanatana-Dharma, was «das ewige Gesetz» bedeutet. Das Wort Hinduismus ist eigentlich ein ungenauer Ausdruck für die zahlreichen religiösen Gruppen oder Sekten (Sampradayas), die im Laufe der Jahrtausende unter dem Schirm der komplexen alten hinduistischen Mythologie entstanden sind und floriert haben.
Unter Judentum versteht man einerseits die Religion, die Traditionen und Lebensweise, die Philosophie und meist auch die Kulturen der Juden (Judaismus) und andererseits die Gesamtheit der Juden. Die jüdische Religion, die als „ethischer Monotheismus“ umschrieben wird, ist die älteste der monotheistischen abrahamitischen Religionen. Sie hat eine Geschichte von mehr als 3000 Jahren, in denen sie sich entwickelt hat.
Eine Synagoge ist ein Ort des Gebets, des Lesens und Lernens der Gesetze und ein Ort für besondere Anlässe wie Hochzeiten. Dort treffen sich auch Jugendgruppen. Der wichtigste Gegenstand in der Synagoge ist der Thoraschrank, in dem die Thorarollen aufbewahrt werden. Dieser Schrank wird normalerweise mit Türen und einem Vorhang geschlossen. Er ist immer verschlossen und wird nur geöffnet, um die Thorarollen herauszunehmen. Diese sollen das Wort Gottes enthalten. Thora bedeutet „Gesetz“ oder „Lehre“.
In dem rechteckigen Gebäude stehen von drei Seiten Sitzbänke in Richtung Redepult. In orthodoxen Synagogen gibt es getrennte Sitzreihen für Männer und Frauen. An den Wänden sind Muster, aber keine Bilder, da das zweite Gebot lautet: „Du sollst dir kein Bildnis machen“.
Die Juden glauben, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf und sich am siebten Tag ausruhte. Das vierte Gebot lautet: „Gedenke des Sabbats (oder Schabbat auf Hebräisch) und halte ihn heilig. An ihm darfst du keine Arbeit tun.“ Der Sabbat beginnt am Freitag bei Sonnenuntergang und endet Samstag bei Sonnenuntergang. Vorher wird geputzt und das Essen vorbereitet. Am Sabbat wird nicht gearbeitet. Einige Juden machen am Sabbat auch kleine Dinge nicht, z. B. einen Lichtschalter betätigen. Den Sabbat verbringt man im Kreis seiner Familie, denkt an Gott und gestaltet den Tag anders als einen normalen Arbeitstag. Synagoge ist das griechische Wort für Treffpunkt. Synagogen wurden Treffpunkte für Juden nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr., als die Juden in die Welt verstreut wurden.
Der Schamanismus: Im Mittelpunkt dieses Phänomens steht der Schamane. Die ursprüngliche Heimat des Schamanismus war die arktisch-sibirische Region. Das Wort „Schamane“ kommt aus der Sprache der Tungusen, deren Lebensräume über weite Teile Ost- und Zentralsibiriens verstreut sind. Das Schamanentum nahm bei ihnen einst eine Zentralstellung im religiösen Leben ein. Die wichtigste Funktion des Schamanen besteht darin, die Seelen der Kranken aus der Gewalt der Geister zu befreien, das Böse zu bekämpfen, also in der Tätigkeit des Heilers. Er führt auch die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits, erbittet von Göttern eine erfolgreiche Jagd, führt Zeremonien durch und ist Hüter religiöser Traditionen und Mythen seiner Gemeinschaft. All das ist nur dann möglich, wenn er sich mit Hilfe einer Trommel in Ekstase versetzt.
ТЕКСТЫ ДЛЯ ЧТЕНИЯ
TEXTE FÜR DAS LESEN
TEXT 1
Familie im Wandel
Die meisten Deutschen beantworten die Frage nach ihrer Vorstellung von Familie selbstverständlich mit: Vater, Mutter, Kinder. Wissenschaftler nennen dies eine „Kleinfamilie“ oder „Kernfamilie“. Wird von „Familie“ geredet, ist stets die klassische Vater-Mutter-Kind-Konstellation gemeint. In der bürgerlichen Gesellschaft war die lebenslange („Bis dass der Tod Euch scheidet“), standesamtlich legitimierte Einheit von Vater-Mutter-Kind das Leitbild.
Durch die demographische Entwicklung und den Wandel der Lebensformen seit den 1960er Jahren hat die moderne Kleinfamilie ihre Stellung eingebüßt und befindet sich in Konkurrenz mit zahlreichen anderen alternativen Lebensformen.
Die normale Kleinfamilie, bestehend aus Mama, Papa, Kind ist heute nicht mehr die Norm. Man spricht daher von einer Pluralisierung der Lebensformen. Indikatoren hierfür sind die sinkende Geburtenzahl, der Rückgang der Eheschließungen und das Ansteigen der Scheidungen.
Dieser Wandel der Haushalts- und Familienstrukturen zeigt sich vor allem in der Anzahl der Alleinerziehenden und der kinderlosen Ehepaare sowie der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften. Durch die hohe Scheidungsrate entstehen auch immer mehr Stieffamilien (auch „Patchworkfamilien“ genannt), in denen Kinder unterschiedlicher Herkunft leben. Als Ursache für diesen Prozess wird der seit den 1970er Jahren beschleunigte Wertewandel gesehen.
Neben der „Normalfamilie“ haben sich verschiedene Alternative Lebensformen herausgebildet:
· nichteheliche Lebensgemeinschaft
· kinderlose Ehe
· Alleinerziehendenhaushalt
· getrenntes Zusammenleben
· Wohngemeinschaft
· Einpersonenhaushalt
· Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft (Regenbogenfamilie)
· Doppelkarrierepaare
· Fernbeziehung oder Wochenend-Familien (beide Partner arbeiten unter der Woche getrennt wohnend und sehen sich oft nur am Wochenende)
· Kinder mit mehreren (biologischen und sozialen) Müttern und Vätern (Adoptiv-Familien oder Stieffamilien; man spricht auch von sogenannten „binuklearen Familien“, wenn die geschiedenen – nicht sorgeberechtigten – Elternteile den Kontakt mit ihren Kindern aufrechterhalten).
TEXT 2
Die Familie in Deutschland
Die Deutschen sind in etwa demselben Maße Familienmenschen wie ihre Nachbarvölker auch. Eine intakte Familie ist auch ein Ideal, wo sich deutsche Treue zu Weib (oder Mann) und Kindern bewährt. Dennoch sind die Scheidungsraten ziemlich hoch, da auch die deutschen Menschen in ihrer Funktion als Ehepartner dem allgegenwärtigen Stress des modernen Lebens unterliegen. Obwohl es im individuellen Bereich oft ganz anders aussieht, gilt die deutsche Gesellschaft als nicht besonders kinderfreundlich. In der Öffentlichkeit wird man Ihrem Hund im Allgemeinen mit größerer Freundlichkeit begegnen als Ihren Kindern. Kinder gelten von vornherein als laut und störend. Man erwartet von ihnen nichts anderes, als dass sie jedermanns Recht auf Ruhe und Ordnung nicht respektieren werden. Einiges von dieser Grundeinstellung mag dadurch zu erklären sein, dass die Deutschen meistens in Etagenwohnungen leben, wo es viel eher zu Geräuschbelästigungen kommt. Da viele Vermieter nicht nur stillschweigend, sondern oft sogar ausdrücklich keine Kinder im Haus dulden, kann sich die Wohnungssuche für junge Familien in der Tat oftmals zu einem Alptraum an Diskriminierung auswachsen. Aber wo es intaktes Zuhause gibt, wachsen die Kinder wohlbehütet, in freundlicher und von starker Zuneigung geprägter Atmosphäre auf. Junge Eltern kümmern sich heutzutage in rührender Weise um ihren Nachwuchs und versuchen geradezu verzweifelt alle Fehler, Nachlässigkeiten und Mängel zu vermeiden, unter denen sie vielleicht selbst in ihrer Kindheit und Jugend zu leiden hatten. Dies wird nun oftmals so intensiv betrieben, dass man sich bisweilen die Frage stellen kann, ob diese supergute Kindererziehung nicht dazu führt, dass in fünfzehn oder zwanzig Jahren eine ganze Generation mit all den typischen psychologischen Problemen verwöhnter Kinder zu kämpfen haben wird.
Ihr Zuhause und ihr Familienleben ist für die Deutschen auch der Inbegriff von Gemütlichkeit. Hier ist Gemütlichkeit ganz alltäglich und direkt erfahrbar. Der Begriff „Gemütlichkeit“ hat in der Vorstellung der Deutschen auch sehr viel mit dem Begriff von „Heimat“ gemeinsam. Beides bezeichnet einen Ort, wo man sich geborgen fühlt, wo man seine Wurzeln hat, wo sich Familie, Heim und Herd befinden. In der Heimat und in einem gemütlichen Heim gibt es keine Verunsicherung, keine Angst mehr von der kalten und chaotischen Welt draußen, vor dem Unbekannten und Ungewissen. Hier herrscht Ordnung, es ist alles warm und vertraut.
TEXT 3