Kapitel 6 - Beruf und Arbeit
Das Recht auf Arbeit gilt als Grundrecht. Zudem wurde die Arbeit in Deutschland traditionell als Mittelpunkt, ja als Erfüllung des Lebens betrachtet. Diese Auffassung hat sich im Laufe der Zeit relativiert, besonders unter dem Einfluß der zunehmend rationalisierten Industriearbeit. Dabei haben sich die Arbeitsbedingungen in den meisten Berufen merklich verbessert: die meisten Arbeitsplätze sind humaner geworden, es gibt geregelte Arbeitszeiten, Arbeitsschutz, Sicherheiten für den Krankheitsfall, Anspruch auf Urlaub, Arbeitslosengeld usw.
In der Zeit des Wiederaufbaus der Bundesre-
publik und in der anschließenden Phase stetigen wirtschaftlichen Wachstums waren Arbeitskräfte knapp und gesucht. Es wurden immer mehr Gastarbeiter aus anderen Ländern beschäftigt. Es herrschte Vollbeschäftigung.
Seit Beginn der achtziger Jahre hat sich die Lage jedoch grundlegend verändert. Weltweite wirtschaftliche Schwierigkeiten, gesättigte Märkte und die immer stärker spürbaren Effekte der „elektronischen Revolution" haben den Verlust vieler Arbeitsplätze bewirkt. Ein besonderes Problem stellt dabei die hohe Jugendarbeitslosigkeit dar, mit allen psychologischen Folgen für die Betroffenen.
Asta Scheib
Ein Durchschnittsberuf
Sie hatte Peter kennengelernt, als sie bei Siemens Telefonistin war. Sie hatte gelesen, daß die meisten Ehepaare sich im Beruf kennenlernen. Das paßte also zu ihr. Durchschnitt. Die meisten Mädchen arbeiten im Büro, bis sie heiraten. Durchschnitt.
Ein durchschnittliches Leben, ein Durchschnittsberuf. Schließlich mußte Agnes froh sein, überhaupt einen Beruf zu finden. Die mo-I natelangen Krankenhausaufenthalte, die kontinuierliches Lernen unmöglich machten, schließlich Abgang von der Realschule mit achtzehn. Die Telefonzentrale bei Siemens hatte sie zunächst in größte Nöte gebracht. Das 15 lerne ich nie. All die Knöpfe, Tasten, Anschlüsse. Das geht nicht rein in meinen Kopf. Höchste Not, wenn sie für Augenblicke allein-
gelassen wurde mit der Anlage. Jeden Ankömmling hätte sie anflehen mögen, hereinzukommen und ihr beizustehen. Irgendwann lichtete sich das Durcheinander, lernte sie, in aller Ruhe Verbindungen herzustellen, sich in ein Gespräch einzuschalten, nicht nervös zu werden. Es machte ihr Freude, Gespräche zu verbinden, Anrufer herzlich zu begrüßen. Sie haben aber eine schöne Stimme, Frollein, Frol-leinchen. Manchmal kam einer und wollte sehen, wer die freundliche geduldige Stimme war. Sie konnte über Verehrer nicht klagen. Der Apparat mit seinen geheimnisvollen Fähigkeiten, die solide repräsentative Einrichtung der Telefonzentrale schien auf Agnes abzufärben. Gab ihr Gewicht. Nicht selten wurde sie eingeladen. Ins Kino, in den Biergarten, in die Disco. Hätten Sie nicht Lust?
BT1
Aus: Asta Scheib, „Langsame Tage", © 1981, by Nymphenburger Verlagshandlung, München
I. Lesen Sie den Text durch und schlagen Sie die unbekannten Wörter nach.
II. Notieren Sie die wichtigsten Informationen über Agnes' Lebenslauf und ihre berufliche Tätigkeit.
HA
6
III. Zum Verständnis
1. Warum fühlte sich Agnes als Durchschnitt?
2. Worüber mußte Agnes froh sein?
3. Wodurch wurde es ihr erschwert, einen Beruf zu finden?
4. Warum war die Telefonzentrale für Agnes ein Problem?
5. Worum hätte sie jeden Besucher gern gebeten?
6. Was begann Agnes Freude zu machen?
7. Wonach erkundigten sich manche Leute?
8. Welche Auswirkung hatte ihre berufliche Tätigkeit auf Agnes?
IV. Zum Inhalt
1. Warum läßt man im allgemeinen Telefonzentralen von Frauen bedienen?
2. Halten Sie es für eine normale Reaktion, daß Agnes' Selbstvertrauen durch ihre Arbeit in der Telefonzentrale stieg?
V. Setzen Sie die fehlenden Verben ein:
1. Agnes hatte gelesen, daß die meisten Ehepaare sich im Beruf............
2. Das......... also zu ihr.
3. Die meisten Mädchen arbeiten im Büro, bis sie............
4. Die Telefonzentrale hatte sie zunächst in größte Nöte.............
5. Das........ nicht rein in meinen Kopf.
6. Jeden Ankömmling hätte sie.......... mögen, hereinzukommen und ihr..............
7. Irgendwann lernte sie, in aller Ruhe Verbindungen.............. und sich in ein Gespräch
8. Es machte ihr Freude, Gespräche zu.......... und Anrufer herzlich zu...........
9. Sie konnte über Verehrer nicht............
10. Der Apparat mit seinen geheimnisvollen Fähigkeiten, die solide repräsentative Einrich
tung der Telefonzentrale schien auf Agnes........... und.......... ihr Gewicht.
VI. Trennen Sie den folgenden Text nach Wörtern und setzen Sie die Satzzeichen:
Siehattepeterkennengelerntalssiealstelefonistinarbeitetevieleandereehepaarelernten
sichauchimberufkennendaspaßtezuihrsiehatteeindurchschnittlicheslebenundeinendurch
schnittsberufagnesmußtefrohseinüberhaupteinenberufzufindendennsiewarmonate
langkrankgewesenundmitachtzehnvonderschuleabgegangendietelefonzentralehatte
siezunächstingrößtenötegebrachtsiedachtedaßsiedasnielernenwürdeunddaßdasinihren
kopfnichtreingingesiehättejedenankömmlinggerngebetenhereinzukommenundihrbeizu
stehenirgendwannlichtetesichdasdurcheinanderundsielernteverbindungenherzustellen
undsichineingesprächeinzuschaltenohnenervöszuwerdenesmachteihrspaßgespräche
zuverbindenundanruferfreundlichzubegrüßenmanchmalkamjemandundwolltedie
freundlichestimmekennenlernensiekonnteüberverehremichtklagen
VII. Äußern Sie sich zu folgender Behauptung:
Das Selbstwertgefühl des Menschen wird durch seine berufliche Stellung bestimmt.
Aus: Kurt Halbritter, „Gesellschaftsspiele", © 1978 Carl Hanser Verlag, München, Wien
Harry Tobinski
Arbeitslos
Es berichtet ein Jugendlicher, der die Schule ein Jahr vor dem Abitur aufgegeben hat. Ohne Schulabschluß ist er seit Monaten arbeitslos und wohnt immer noch bei seinen Eltern.
I. Hören Sie den Bericht und kreuzen Sie an, was nach dem Text richtig oder falsch ist:
r | f |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D D |
1. Der Junge geht zum Arbeitsamt, weil man ihn dorthin bestellt hat.
2. Er sollte in einem Supermarkt arbeiten, hatte aber keine Lust dazu.
3. Als er sich bei dem Supermarkt vorstellte, erfuhr er, daß die Stelle schon vergeben war.
4. Auf den Gängen im Arbeitsamt hingen Fotos und Statistiken.
5. Die jungen Leute, die vor dem Zimmer warteten, waren auch schon bei dem Supermarkt gewesen.
6. Der Angestellte ärgerte sich über die Bemerkungen des Jungen.
II. Hören Sie den Bericht noch einmal und beantworten Sie dann die folgenden Fragen:
1. Wie lange war der Junge schon arbeitslos?
2. Welchen Eindruck machte das Gebäude des Arbeitsamtes auf ihn?
3. Wie oft mußte er sich bisher melden?
4. Was für eine Arbeit bot man ihm an?
5. Wie hatte man ihm diesmal Bescheid gegeben?
6. Warum stellte er sich vor, obwohl es kein gutes Angebot war?
7. Was für andere Leute warteten bereits auf den Gängen?
8. Was wollte er die jungen Leute gern fragen?
9. Warum dauerte es so lange, bis er ins Zimmer reinging?
10. Was erklärte er dem Angestellten, als er die Karte zurückgab?
11. Welches Wort schockierte den Angestellten?
12. Wie viele Stellen hatte man ihm bereits angeboten?
III. Ergänzen Sie die Sätze im Sinn des gehörten Textes:
1. Der Jugendliche mußte sich einmal im Monat............
2. Der Besuch beim Arbeitsamt hatte sich jedesmal............
3. Als Aushilfe bei einem Supermarkt sollte er...........
4. Der Mann beim Supermarkt sagte ihm, daß...........
5. Die Arbeitsamtkarte muß..........
6. Die langen Gänge im Arbeitsamt sahen genau so aus...........
7. Vor Zimmer 24 saßen Leute und...........
8. Er traute sich nicht, die jungen Leute............
9. Nach ungefähr 2 Stunden...........
10. Der Angestellte sagte, daß er im Moment..........
11. Der Jugendliche war sehr deprimiert und fragte sich.............
IV. Sagen Sie Ihre Meinung zu folgenden Fragen. Notieren Sie Stichwörter dazu:
1. Warum ist die Arbeitslosigkeit gerade bei Jugendlichen besonders hoch?
2. Welche Funktion hat das Arbeitsamt?
3. Was könnte ein Arbeitsloser sonst noch versuchen, um Arbeit zu finden?
4. Welche Möglichkeiten bietet Teilzeitarbeit?
V. Diskutieren Sie in Ihrer Gruppe über die Folgen der Arbeitslosigkeit. Beachten Sie
dabei folgende Aspekte:
1. materielle Folgen: z. B. Konsumverzicht, Unsicherheit, Zukunftsplanung
2. psychologische Folgen: z. B. Frustration, soziales Ansehen, Probleme mit Familie oder
Partner
3. Folgen für den Staat: z. B. Kosten, soziale Unzufriedenheit, politischer Druck
-duale" System Berufsausbildung in der Bundesrepublik
^ Deutschland
Lemort Betrieb |
Д/Vn Lernort Berufsschule |
DD DD |
DDGDDDO |
Auszubildende (Lehrlinge) |
der Ausbildung: Schulpflicht Lehrpläne Schulgesetze der Länder |
n
Grundlagen
Berufsausbildungsvertrag Ausbildungsordnungen Berufsbildungsgesetz des Bundes
!S _ 1
1 ZAHLENBILDER \-pjp)
i Erich Schmidt Verlag
Das „duale" System: Berufsausbildung in der Bundesrepublik Deutschland
Im Mittelpunkt des Berufsbildungswesens der Bundesrepublik Deutschland steht das sogenannte duale System, in dem zwei voneinander unabhängige Ausbildungsträger —Betrieb und Berufsschule— mit dem gemeinsamen Ziel der beruflichen Qualifizierung von Jugendlichen zusammenarbeiten.
Die betriebliche Berufsausbildung wird in Betrieben der Wirtschaft, in vergleichbaren Einrichtungen des öffentlichen Dienstes und der freien Berufe oder in Haushalten durchgeführt. Grundlage des Ausbildungsverhältnisses ist ein Berufsausbildungsvertrag, den der Auszubildende (Lehrling) mit einem Betriebsinhaber abschließt. Die Ausbildung darf in der Regel nur in einem der rund 450 staatlich anerkannten Ausbildungsberufe erfolgen, zu denen der jeweils zuständige Fachminister im Einvernehmen mit dem Bundesarbeitsminister eine verbindliche Ausbildungsordnung erläßt. Für eine Übergangszeit gelten zum Teil auch noch die bisherigen Berufsbilder und Berufsbildungspläne fort. In der Ausbildungsordnung sind die Bezeichnung des Ausbildungsberufes, die Ausbildungsdauer, die zu vermittelnden Fertigkeiten und Kenntnisse, ein Rahmenplan zur sachlichen und zeitlichen Gliederung des Ausbildungsprozesses und die Prüfungsanforderungen enthalten. In der Ausbildungsordnung kann auch festgelegt sein, daß ein Teil der Berufsausbildung in Einrichtungen außerhalb des Betriebs, z. B. in überbetrieblichen Lehrwerkstätten, durchzuführen ist. Koordinations-, Verwaltungs-, Aufsichts- und Prüfungsinstanz im Bereich der betrieblichen Ausbildung sind die Kammern (Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern usw.). In der Berufsschule erhalten die Jugendlichen, die in einem Ausbildungsverhältnis stehen, vor allem fachtheoretischen Unterricht als Teil ihrer beruflichen Ausbildung. Rechtlich-organisatorisch gehört das Berufsschulwesen in die Zuständigkeit der Bundesländer, deren Schulpflichtgesetze von allen Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren den Besuch einer (Teilzeit-)Schule verlangen. Die Kultusminister der Länder erlassen Rahmenlehrpläne für die Berufsschule, die mit den entsprechenden Ausbildungsordnungen inhaltlich möglichst eng verzahnt werden sollen.
Der Berufsschulunterricht erfolgt an 1-2 Tagen der Woche oder zu mehrwöchigen Unterrichtsblöcken zusammengefaßt im Wechsel mit der betrieblichen Ausbildung. Als neues Element wurde 1969 das Berufsgrundbildungsjahr in das deutsche Berufsbildungssystem eingeführt. Mit ihm soll in einem von 13 übergreifenden Berufsfeldern (z.B. Wirtschaft und Verwaltung, Metalltechnik, Elektrotechnik) eine mehrtheoretisch orientierte berufliche Grundbildung vermittelt werden.
Berufsbildungseinrichtungen bestehen auch außerhalb des „dualen" Systems; die wichtigsten sind die vollzeitlichen Berufsfachschulen.
BT2SedatQakir
Der Grieche Mano
Da ist zum Beispiel der Grieche Mano, gerade neunzehn Jahre alt. Er arbeitet in einer Maschinenfabrik als gelernter Schlosser, neben seinem Vater und anderen Ausländern, die
5 Hilfsarbeiter sind. Mano hat es geschafft, hier in Deutschland eine Lehre abzuschließen. Mano selbst kommt nicht in unser Büro, aber sein Vater Dimitri kommt öfter. Er war früher einfacher griechischer Landarbeiter im Bergland
10 Mazedonien. Vor etwa zwölf Jahren ist er nach Deutschland gekommen und bekam eine Arbeit in einer Textilfabrik. Für die Vermittlung dieser Arbeit hat er in Griechenland seine paar Schafe hergegeben. Sein deutscher Arbeitslohn
15 betrug damals drei Mark die Stunde, bei Schichtarbeit. Sein Traum, in ein paar Jahren genug Geld gespart zu haben, um sich einen eigenen Bauernhof in Griechenland aufbauen zu können, ist sehr schnell zerronnen. Nach
20 zwei Jahren holte er dann eben seine Familie zu sich nach Deutschland. Wenn ich Dimitri heute frage, ob er hier bleiben will, weiß er keine Antwort. Er hat eine unbefristete Arbeitserlaubnis. Sein Lohn ist
25 gut, er verdient jetzt zwölf Mark fünfzig in der Stunde, ohne Schichtarbeit. Ich habe ihn auch
gefragt, ob er sich im Gegensatz zu den deutschen Arbeitskollegen benachteiligt fühlt. Er hat gesagt: Nein, die Deutschen verdienen mehr, aber sie sind ja auch Facharbeiter und 30 nicht Hilfsarbeiter wie ich. Irgendwie benachteiligt fühlt er sich nicht.
Dimitri hat sich seit vielen Jahren nicht krank
gemeldet, damit die Betriebsleitung mit ihm
zufrieden ist. Wenn es ihm schlecht geht, dann 35
nimmt er unbezahlten Urlaub. Wirklich krank
geschrieben war er überhaupt nur einmal, als
er eine Magenblutung hatte und ins Kranken
haus mußte. Jetzt nimmt er Tabletten und sagt,
er hätte keine Beschwerden mehr. Die Magen- 40
blutung hatte er, nachdem er und seine Kolle
gen versucht haben, einen Betriebsrat zu grün
den. Das ist gescheitert. Die Betriebsleitung
war dagegen, weil dadurch nur unnütze Fron
ten aufgebaut worden wären. 45
Dimitri sagt, er hat es nicht bereut, nach
Deutschland gekommen zu sein. Man könnte
hier doch sehr gut leben, wenn man sich ein
wenig anpaßt. Nur, so hat er das Gefühl, viel
leicht wird man ihn plötzlich auch wieder zu- 50
rückschicken, ohne ihn zu fragen, ob er hier
leben will.
Aus: Sedat Cakir, ,,Herholen und Wegschicken", in: „Ausländerbuch für Inländer - Bausteine zum Begreifen der Ausländerprobleme", hgg. von Pea Fröhlich und Peter Märthesheimer, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1980
HA I. Lesen Sie den Text genau durch, schlagen Sie die unbekannten Wörter nach und notieren Sie, von welchen Personen die Rede ist.
II. Unterscheiden Sie die Teile im Text:
a) in denen der Autor über Dimitri berichtet
b) in denen Dimitri selbst seine Meinung äußert (Unterstreichen Sie die Fragen/Antworten.)
III. Fragen zum Verständnis
1. Woher stammen Mano und Dimitri?
2. Wo arbeitet Mano? Wo arbeitet Dimitri?
3. Welche berufliche Qualifikation hat Mano?
4. Was hat Dimitri früher getan?
5. Wie hat er seine Fahrt nach Deutschland finanziert?
6. Welchen Plan hatte Dimitri, als er nach Deutschland ging?
7. Warum verdient Dimitri weniger als seine deutschen Arbeitskollegen?
8. Wie lange will er in Deutschland bleiben?
9. Was macht Dimitri, wenn er krank ist? "0. Weshalb bekam er einmal eine Magenblutung?
11. Woran ist die Gründung eines Betriebsrats gescheitert?
12. Was meint Dimitri zum Leben in Deutschland? *3. Was beunruhigt ihn?
o-o
IV. Erklären Sie bitte:Г I
1. Was für Arbeiten macht ein Schlosser?
2. Was ist der Unterschied zwischen Hilfsarbeiter und Facharbeiter?
3. Was ist Schichtarbeit?
4. Welche Funktion hat ein Betriebsrat?
о
V. Diskutieren Sie folgende Aspekte und Fragen. Sagen Sie Ihre Meinung dazu. Notie-l°"°
ren Sie Argumente und Beispiele:
1. Warum hat Dimitri seinen Traum vom eigenen Bauernhof nicht verwirklichen können?
2. Was hätte Dimitri tun können, um eine bessere Qualifikation zu erreichen?
3. Vergleichen Sie die Chancen von Dimitri und seinem Sohn Mano.
4. Wie sehen Sie Dimitris Verhalten im Betrieb?
VI. Schreiben Sie ein paar Zeilen zu folgenden Punkten:
1. Vergleichen sie das Leben eines Hilfsarbeiters in Deutschland mit dem eines Landarbeiters in einem Entwicklungsland.
2. Was müßte geschehen, damit Gastarbeiter nach einer bestimmten Zeit in ihre Heimat zurückkehren und sich dort eine Existenz aufbauen könnten?
VII. Ergänzen Sie die fehlenden Verben:
1. Mano hat es......... eine Lehre in Deutschland............
2. Sein Arbeitslohn......... 3 Mark.
3. Er möchte sich einen eigenen Bauernhof............
4. Leider war sein Traum bald...........
5. Mit DM 12,50 die Stunde......... Dimitri nicht schlecht.
6. Er........ sich nicht oft krank.
7. Zusammen mit Kollegen wollte er einen Betriebsrat.............
8. Der Versuch ist dann aber..........
9. Wer sich......... kann hier gut leben.
VIII. Attributive Funktion des Partizip Perfekt einiger Verben mit aktiver Bedeutung. Bil
den Sie analoge Beispiele:
1. Einer, der Schlosser gelernt hat, ist ein gelernter Schlosser.
2. Einer, der Physik studiert hat,..........
3. Ein Offizier, der gedient hat,..........
4. Ein Ingenieur, der promoviert hat,...........
5. Einer, der Schießen geübt hat, ist ein.......... Schütze.
6. Einer, der Bäcker gelernt hat,...........
o-o
IX. Interview: Sie sind Reporter und befragen Dimitri über sein Leben in Deutschland. L__
■/'■■
itJEwJTWORrUNS |
^DKSA7ZSTE|6ERuMG P
U«SA7ZSrf/SERö46 *----
UMSATZ UMSKE. rf4
r
^
>"
Aus: Kurt Halbritter, „Gesellschaftsspiele", ©1978 Carl Hanser Verlag, München, Wien
LV1 Peter 0. Chotjewitz Fabrikarbeit
Jürgen ist es gewohnt, eine Arbeit von Anfang bis Ende selbst vorzubereiten und durchzuführen. Bei Adolf rechnete jeder Geselle sich aus, was für Material und Werkzeug er brauchte, 5 und besprach die Arbeit mit dem Meister. Zum Schluß sah man, was man geleistet hatte. Während seiner Zeit bei Fahlbusch & Siebert sieht Jürgen nicht, wo das von ihm bearbeitete Blech herkommt und wo die von ihm geschnit-
10 tenen Streifen hingehen. Nie bekommt er das fertige Produkt zu sehen. Zur scheinbaren Sinnlosigkeit seiner Arbeit kommt die Eintönigkeit. Alle 55 Sekunden wiederholt sich derselbe Arbeitsvorgang. Pro
15 Blechtafel entstehen elf Streifen plus Reststreifen. Die Norm, im Ermittlungsbogen als Zeitbedarf bezeichnet, beträgt acht Minuten für 100 Streifen. Aber es handelt sich nicht um den Zeitbedarf den Jürgen hat, sondern den die Be-
triebsleitung vorschreibt. So werden Sinnlosigkeit und Eintönigkeit vom Streß überdeckt, um nach Feierabend mit um so größerer Wut hervorzubrechen. Die Arbeitszeit erscheint als ein unerhörtes, riesiges Loch im Leben. In der Fabrik hat Jürgen das Gefühl, gefangen zu sein, total unterworfen, ohne eine Möglichkeit der Befreiung. Es macht ihn wütend, daß jemand ihn einfach in seiner Bewegungsfreiheit einschränken kann, ihm vorschreibt, wie schnell er zu arbeiten hat, wann er Pausen machen darf, was er zu tun hat. Zugleich spürt er die Auswegslosigkeit. Jede andere Tätigkeit, die man ihm bei Fahlbusch & Siebert zuweisen würde, wäre genauso stupide und anstrengend. Er kann sich nicht vorstellen, daß es in der Firma irgendeine befriedigende Tätigkeit gibt.
Aus: Peter O. Chotjewitz, ,,Der dreißigjährige Friede", © by Ciaassen Verlag, Düsseldorf 1977
I. Lesen Sie den Text durch und schlagen Sie die unbekannten Wörter nach.
II. Vergleichen Sie diese Sätze mit dem Text. Welche sind richtig, welche falsch?
г | f |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
D | D |
1. Jürgen ärgert sich, weil er bei Adolf alles selbst machen mußte.
2. Bei Adolf berechnete sich jeder Geselle seinen Materialverbrauch selbst.
3. Bei Jürgens früherer Arbeit sah man am Ende das fertige Produkt, bei seiner jetzigen bekommt man es nie zu sehen.
4. Seine jetzige Arbeit erscheint Jürgen sinnlos.
5. Man erwartet von Jürgen, daß er 100 Streifen in acht Minuten schneidet.
6. Jürgen fühlt sich in der Fabrik wie ein Gefangener.
7. Er ist dumm, darum gibt ihm die Firma keine andere Arbeit.
8. Seine Arbeit ist einerseits eintönig, andererseits sehr anstrengend.
9. Jürgen hat das Gefühl, daß seine Arbeit bei Fahlbusch & Siebert ihm einen Teil seines Lebens raubt.
III. Zum Verständnis
1. Wie arbeitete Jürgen bei Adolf?
2. Wie unterscheidet sich seine Arbeit bei Fahlbusch & Siebert davon?
3. Worin besteht seine Arbeit bei Fahlbusch & Siebert?
4. Wodurch zeichnet sich seine Arbeit bei der neuen Firma aus?
5. Welches Gefühl vermittelt ihm seine Arbeit bei der neuen Firma?
6. Warum läßt er sich nicht an einen anderen Arbeitsplatz versetzen?
IV. Was ärgert Jürgen?
Beispiel: Die Arbeit ist scheinbar sinnlos.
die scheinbare Sinnlosigkeit seiner Arbeit
1. Die Arbeit ist eintönig.
2. Seine Situation ist auswegslos.
3. Die Arbeit ist stupide.
4. Die Pausen sind sehr kurz.
5. Er ist selbst sehr unzufrieden.
V. Drücken Sie den Inhalt der folgenden Sätze mit den angegebenen Wörtern und Wen
dungen aus! Setzen Sie begonnene Sätze fort!
Beispiel:
Jürgen ist es gewohnt, eine Arbeit von Anfang bis Ende selbst vorzubereiten und
durchzuführen.
a) .. .vollständig .. .
b) Normalerweise . . .
c) .. . selbständige Vorbereitung. . .
a) Jürgen ist es gewohnt, eine Arbeit vollständig selbst vorzubereiten und durchzuführen.
b) Normalerweise bereitet Jürgen eine Arbeit vollständig von Anfang bis Ende selbst vor und führt sie durch.
c) Jürgen ist die selbständige Vorbereitung und Durchführung einer Arbeit von Anfang bis Ende gewohnt.
6
1. Bei Adolf rechnete jeder Geselle sich aus, was für Material und Werkzeug er brauchte
und besprach die Arbeit mit dem Meister.
a) Bei Adolf war es üblich .. ..
b) Bei Adolf rechnete jeder Geselle seinen Bedarf.. ..
c) . . . sprechen über. ...
2. Während seiner Zeit bei Fahlbusch & Siebert sieht Jürgen nicht, wo das von ihm bearbei
tete Blech herkommt und wo die von ihm geschnittenen Streifen hingehen.
a) Während Jürgen bei Fahlbusch & Siebert....... woher das Blech kommt, das er. . .
und wohin die Streifen gehen........
b) . . . passieren mit....
3. Zur scheinbaren Sinnlosigkeit seiner Arbeit kommt die Eintönigkeit.
. . . sinnlos erscheinen . . . nicht nur. . . sondern auch . . ..
4. Die Norm, im Ermittlungsbogen als Zeitbedarf bezeichnet, beträgt acht Minuten für 100
Streifen.
Die Norm, die .. .
5. So werden Sinnlosigkeit und Eintönigkeit von Streß überdeckt, um nach Feierabend mit
um so größerer Wut hervorzubrechen.
a) So überdeckt der Streß ..., die . . ..
b) Vom Streß überdeckt. . . nach Feierabend . . .
6. Zugleich spürt er die Auswegslosigkeit.
a) Zugleich spürt er, wie . . ..
b) Einen Ausweg ....
VI. Dialogübung
Jürgen kann die Arbeit bei Fahlbusch & Siebert nicht mehr ertragen, deshalb geht er ins Personalbüro, um zu kündigen. Der Leiter des Personalbüros fragt ihn, warum er kündigen will. Setzen sie die Unterhaltung fort: Leiter: Wir hören, daß Sie unsere Firma verlassen wollen. Gefällt es Ihnen bei uns
nicht? Jürgen: Ich arbeite in Ihrer Firma seit einem Monat. Ich sitze an einer Maschine,
die Blechtafeln in Streifen schneidet. Leiter: Ach ja, das ist doch eine saubere und nicht sehr anstrengende Arbeit,
oder? Jürgen: Schon, aber....
VII. Zur Diskussion
I.Weiche Vor- und Nachteile bringt die Zerlegung des Arbeitsprozesses in kleinste
Arbeitsschritte für die betroffenen Arbeiter? 2. Was für eine Arbeit würden Sie nicht als entfremdet ansehen?
LV2 |
Vormittags macht Lothar zusammen mit seinem Gesellen Kundenbesuche. Es macht ihm Spaß, Rohre zu installieren und Badewannen einzusetzen, und sein Traum ist, gleich nach der Lehre noch den Meister zu schaffen und sich zusammen mit dem Vater selbständig zu machen. Aus: Klaus Pokatzky, „Lothar" in: ZEITmagazin, Hamburg, 16. 7.82, © ZEITmagazin/K. Pokatzky |
Klaus Pokatzky
Lothar
Wenn Lothar aus dem Fenster schaut, sieht er Beton. Wenn er auf die Straße geht, begegnet er Menschen, die ,,alle hier wohnen und sich doch nicht kennen". Im Jugendkeller trifft er Freunde, die 'rumhängen und ihre Langeweile im Bier ertränken. Lothar, 18, ist einer von 600 Jugendlichen, die auf dem „Holtenser Berg", einem Retortenvorort von Göttingen, leben. Er ist ein ganz „normaler" Junge und doch in seinem Freundeskreis eine Ausnahme: Er hat eine Lehrstelle. Er kann Pläne für die Zukunft schmieden. Seine Freunde haben nicht so „unheimlich viel Glück" gehabt.
Morgens um halb sieben, wenn es die Hälfte des Jahres noch dunkel ist und die meisten aus dem Jugendkeller ihren Rausch ausschlafen, steht Lothar an der Bushaltestelle. Manchmal beneidet er seine Freunde, weil sie so viel Zeit haben, aber da er viel Spaß an seiner Arbeit hat, verfliegen diese Gedanken, sobald er den Blaumann überstreift.
Fußball ist Lothars ganze Leidenschaft. Das Kicken im „TSV Holtensen" hat angenehme Pflichten in sein Freizeitleben gebracht. Statt, wie viele seiner Freunde, nur 'rumzuhängen, trainiert und spielt er regelmäßig, und manchmal fährt er nach Hamburg, um seinen Lieblingsverein, den HSV, anzufeuern.
In den Jugendkeller, den einzigen Treff seines Viertels, geht Lothar nur noch selten. Zuviel Suff, Zoff und Randale. Aber er kann seine Kumpels verstehen: Keine Arbeit, kein Geld, keine Freizeit nach Wunsch - da bleibt den meisten nur die Flucht in den Alkohol.
Mit seiner Familie kommt Lothar gut klar. Richtiggehend vernarrt ist er in seinen dreijährigen Bruder. Als der Nachzügler kam, war das „so'n richtig erhabenes Gefühl". Ihm tut er öf- 45 ter was in die Sparbüchse oder kauft ihm Spielzeug. Lothar verdient im ersten Lehrjahr 341 Mark monatlich. Davon gibt er der Mutter 100 Mark Kostgeld, 50 Mark legt er zur Seite, um irgendwann mal ,,ne richtig schöne Schiff srei- 50 se" zumachen.
I. Lesen Sie den Text und schlagen Sie die unbekannten Wörter nach.
II. Fragen zum Verständnis
1. Welche Vorteile hat Lothar gegenüber seinen gleichaltrigen Freunden?
2. Wie unterscheidet sich sein Leben von dem seiner Freunde?
3. Worin zeigt sich Lothars positive Einstellung, sein Optimismus?
HA
III. Vergleichen Sie Lothars Leben mit dem seiner Freunde. Benutzen Sie die vorgegebenen Strukturen:
Beispiel:
Während Lothar früh morgens an der Bushaltestelle steht, schlafen seine Freunde
ihren Rausch aus.
Lothar steht früh morgens an der Bushaltestelle. Seine Freunde hingegen (dagegen)
schlafen ihren Rausch aus.
W%
Lothar
1. Lehrstelle
2. Zukunftspläne
3. Kundenbesuche
4. Fußball
5. Geld verdienen
6. Freude in der Familie
seine Freunde
kein Glück
keine Perspektive
zu Haus, Langeweile
rumhängen
keine Arbeit, kein Geld
Jugendkeller, Alkohol
IV. Lothar berichtet in einem Brief über seinen Tageslauf.
(Lehre, Sport, Familie, Jugendkeller usw.).
Morgens, wenn es noch dunkel ist, gehe ich zur Bushaltestelle. Das fällt m
schwer, aber. . .
Schreiben Sie in seinem Sinn weiter!
stern/Markus |
„Auf die Einführung der 20-Stunden-Woche zu warten -ist dir das als Lebensaufgabe nicht zuwenig, mein Junge?"