Zu den deutsch-russischen Beziehungen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

als Vertreter des Deutschen Historischen Museums Berlin habe ich die Ehre, Sie hier in Rosenheim zur Eröffnung der Landesausstellung «Deutsche im Osten» willkommen zu heißen.

Die Ausstellung hat zum Ziel, die reiche Geschichte der deutschen Beiträge zu wirtschaftlichem Erfolg und kultureller Blüte in Osteuropa darzustellen und den Besuchern ein Kaleidoskop von Bildern und Geschichten zu präsentieren. Anhand großartiger Einzelstücke und vergessener Ansichten von historischen Schätzen sollen die Ausstellungsbesucher einen Einblick in Regionen und Orte der deutschen und der russischen Geschichte erhalten, die uns lange ferngerückt erschienen. Die politische Zeitenwende in Europa seit 1989 eröffnet jetzt die Möglichkeit, uns zu erinnern und nach diesen Jahrhunderten deutscher Kultur im Osten zu fragen.

Gestatten Sie mir zur Einstimmung auf die Ausstellung einen kleinen Streifzug durch die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen zu unternehmen.

Das Bestreben russischer Machthaber, westliche Errungenschaften nach Rußland zu importieren, zeigte sich nicht erst in diesem Jahrhundert, auch nicht trst unter Peter dem Großen und der «deutschen Kaiserin», Katharina der Großen, sondern diese Bemühungen reichen weit in die russische Vergangenheit zurück.

Schon Iwan III., der am Ende des 15. Jahrhunderts regierte, der Herrscher, dem es gelang, das Joch der Tataren abzuschütteln, schon dieser Iwan III. rief italienische Baumeister ins Land, die den Moskauer Kreml umbauen und ihm ein imperiales Aussehen verleihen sollten. Im 16. Jahrhundert setzte Iwan IV.. den wir Deutschen den Schrecklichen nennen, diese Bestrebungen fort. Jetzt waren es nicht mehr nur die ital ienischen Baumeister, die ins Land gerufen wurden, sondern auch andere «Bartlose», wie man damals die Europäer nannte, nämlich Holländer, Dänen und eben auch Deutsche.1 Alle diese sollten helfen, den Aufbau Rußlands nach westlichem Vorbild zu bewerkstelligen. Es waren Fachleute des Bergbaus, Goldschmiede, Zimmerleute, Brunnenbauer, Ärzte und vor allem auch Kanonenbauer, weil ja Iwan IV. schon die Absicht hatte, eine Großmacht zu errichten, die mit den westlichen Großmächten Schritt halten konnte, und dazu mußte sie natürlich auch gut gerüstet sein. Auch Handelsverbindungen mit Westeuropa entstanden bereits in dieser Zeit, vor allem mit den großen Hafenstädten an der Ostsee, wie z.B. mit Lübeck. In dieser Zeit entstand denn auch am Rande Moskaus, am Flußchen Jausa, die sog. «Deutsche Vorstadt». Sie war es auch, die schließlich — 100 Jahre später — Peter den Großen anregte, westliches Know-how zu importieren. Peter wohnte ja in Moskau in einem im Osten gelegenen Landhaus, und die deutsche Vorstadt lag auf dem Weg zum Kreml, in den er 1689 als Alleinherrscher einzog. Und genau diesen Weg, der auch geographisch von Ost nach West führt, hat Peter der Große beschriften. (Jene winzige Insel des Westens, ein Musterbeispiel des emsigen und fortschrittlichen Europa, ist ihm zum großen Vorbild geworden, das schon in dem jungen Peter den ehrgeizigen Plan reifen ließ, aus seinem unterentwickelten Rußland ein modernes europäisches Land zu machen.) So unternahm er dann 1696/97 jene berühmte 18-monatige Reise durch Deutschland, Holland und England, auf der er sich Peter Michailow genannt haben und z.T. Inkognito geblieben sein soll—,was ich mir kaum vorstellen kann, daja auch er nicht aufsein Gefolge verzichtet haben wird. Immerhin ist es verbürgt, daß er während dieser Reise 3 Monate als Zimmermann auf einer Werft arbeitete, um sich Schiffbaukenntnisse anzueignen — eine Episode, die ja bekanntlich Lortzing zu seiner küstlichen Oper «Zar und Zimmermann» anregte.

Die Reiseeindrücke setzte er dann in eine gewaltige Reform nach westlichem Vorbild um. Er verlegte den Regierungssitz nach Petersburg und baute dieses zu einem «Fenster zum Westen» oder «Fenster nach Europa» aus. Er führte die westliche Mode ein, veranlaßte die Gründung von Handwerksbetrieben, Schulen, Zeitungen und Theatern und reorganisierte den gesamten Justiz— und Verwaltungsapparat, wobei er darauf Wert legte, daß es auch für einfache Leute Aufstiegsmöglichkeiten gab. Er hatte ja selbst mit Katharina eine einfache Frau geheiratet, eine aus einer litauischen Bauernfamilie stammende Magd. (Übrigens heiratete seine und Katharinas Tochter Anna 1725 den deutschen Herzog Karl-Friedrich von Schleswig-Holstein und wurde dadurch Stammutter des Hauses Romanow-Holsstein, also strenggenommen einer deutsch-russischen Dynastie.)

Von größerer kultureller Bedeutung war aber die von einem deutschen Philosophen, nämlich Leibniz, stammende Idee, in St. Petersburg eine Akademie der Wissenschaften zu gründen, die Peter gierig aufgriff, wobei er sich jahrelang von Leibniz beraten ließ. Die Idee wurde auch in die Tat umgesetzt. Allerdings wurde die Akademie erst einige Monate nach seinem Tod — im Jahr 1725 — eröffnet. An dieser Akademie wirkten viele bedeutende europäische Wissenschaftler, z В eine Zeitlang auch der große Mathematiker und Physiker Leonhard Euler.

37 Jahre nach dem Tod Peters des Großen landete die Kaiserkrone nach einigen Verwicklungen bei einer Deutschen, nämlich Sophie von Anhalt-Zerbst. Dazu kam es so: Peters Tochter Elisabeth, die die Krone nach seiner Witwe Katharina I. erhalten hatte, bestimmte1 ihren Neffen zum Thronerben, einen deutschen Herzog namens Peter, der als Zar Peter III. hieß. Elisabeth suchte auch selbst eine Frau für Peter III. aus: eben diese Sophie. Sophie veranlaßte den Sturz ihres Mannes und wohl auch seine anschließende Ermordung, wodurch sie selbst unangefochtene Kaiserin wurde. Als Kaiserin nannte sie sich nun Katharina (Katharina П). Die Geschichtsschreiber verliehen ihr den Beinamen «die Große»». Jedenfalls in der ersten Zeit ihrer Regierung hat sie diesen Namen wohl verdient; denn sie setzte die Reformen Peters des Großen zunächst fort, zeigte sich auch für aufklärerische Ideen offen, schwenkte aber dann um und bekämpfte z.B. Voltaires Ideen. So war sie dann in den letzten Jahren ihrer Regierung eine eher reaktionäre Kaiserin. Was sie aber fortsetzte, war die Politik, die darauf abzielte, technische Errungenschaften aus dem Westen zu importieren. Vor allem war sie es, die durch das Versprechen von eigenem Grund und Boden über 30.000 deutsche Auswanderer nach Rußland lockte, die sich an der unteren Wolga

ansiedelten und dort eine Musterkolonie gründeten, deren Bevölkerung bis zum 1. Weltkrieg auf 600.000 anwuchs. Ferner ernannte sie den Baltendeutschen Jakob Johann von Sievers zum Gouverneur des Gebiets von Nowgorod, der hieraus eine blühende Provinz nach westlichem Vorbild machte.Aus Göttingen holte Katharina Professor Schlözer, der ein Schulprogramm entwarf, Kirchenbücher einführte und so die Grundlagen eines modernen Personenstandswesens schuf.

Katharinas Nachfolger setzen diese Politik mit unterschiedlicher Intensität fort, so daß Rußland während des 19. Jahrhunderts eine wachsende Annäherung an den wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Standard Westeuropas erreicht. So leitet der Münchner Baumeister Leo von Klenze, auf den ja große Teile des Münchner Stadtbilds zurückgehen, ab 1840 den Umbau der St. Petersburger Eremitage. Und Alexander II. schafft unter dem Einfluß der Aufklärung 1861 die Leibeigenschaft ab.

Aber es waren wieder Deutsche, die indirekt für den großen B,ruch in der russischen Geschichte verantwortlich waren, nämlich für die Oktoberrevolution von 1917. Und zwar aus zwei Gründen:

1) Es waren die Deutschen Marx und Engels, die 1848 das Kommuni­
stische Manifest verfaßten, das zusammen mit Marxens Hauptwerk
«Kapital» die theoretische Grundlage für den von Lenin weiterentwickelten
Kommunismus legte, und

2) ohne die Wirren des — zumindest auch von Deutschen
verschuldeten— l. Weltkriegs wäre wohl die Oktoberrevolution von 1917
nicht möglich gewesen.

Die folgenden Jahre bis 1945 sind dunkle Punkte sowohl in der deutschen wie in der russischen Geschichte. Während Hitler Millionen von Juden umbringen läßt, verfährt Stalin bei seinen sog. Säuberungen mit unliebsamen Bevölkerungsgruppen ähnlich. Im 2. Weltkrieg kommt es zunächst zu einem Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Rußland. Hitler kündigt ihn aber einseitig auf, überfällt Rußland, und obwohl er letztlich zurückgeworfen wird, müssen viele Millionen von Russen ihr Leben lassen.

Nach 1945 bilden sich im Westen und Osten Europas zwei feindliche Blöcke, die durch einen Eisernen Vorhang getrennt werden, der mitten durch das geteilte Deutschland verläuft. Im Ostteil Deutschlands bildet sich eine von Rußland abhängige, eine sozialistische Republik, die DDR, während sich der Westteil, die BRD, an die USA und die anderen westlichen Länder anschließt. Es entwickelt sich ein unsinniges Wettrüsten, das durch die neue deutsche Ostpolitik unter Willy Brandt abgelöst wird.

Hierdurch kommt es zu wachsender Entspannung zwischen den Blöcken, so daß die Zeit reif wird für Reformatoren wie Gorbatschow und Jelzin und schließlich auch für den Fall der Mauer und die Vereinigung beider Teile Deutschlands. Und vor wenigen Tagen unterzeichneten die 12 EU-Länder mit Rußland ein Partnerschaftsabkommen, das den Boden bereiten könnte für eine echte Erweiterung der EU nach Osten. Hoffen wir, daß die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, und daß sie schließlich zu einer dauerhaften Freundschaft zwischen den westlichen und den östlichen Völkern Europas führt.

Задание 8. Приведенные ниже тексты относятся к речево­му жанру «очерк», который является гибридным жанром, 'ибо в нем присутствуют элементы разных функциональных сти­лей и разных жанров: это и литературное повествование, и информационная заметка, и реферативная краткая статья, это и публицистический портрет, и научно-популярное сообщение, и репортаж, и многое другое. Ведущей КРФ в них является «сообщение» и «констатирующее сообщение», так как всем разновидностям «очерка» присуща, в принципе, повествова­тельная манера. Эмоциональность очерка определяется сте­пенью присутствия в нем эмоционального момента. Очерк не привязан к определенной тематике.

Определите, какие из указанных признаков присущи ниже­приведенным текстам? Какие КРФ организуют их структу­ру? Определите разновидности эмоциональности текстов (де­ловая, юмористическая, нейтральная и т.д.). Переведите ста­тьи на русский язык, установите языковые средства выраже­ния специфики каждого очерка.

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Alles Gelaber oder was?

Jugendsprache — Fundgrube für Werber

Eltern sind «verderbte» Wesen für den psycho-religiösen Pubi. Zu erkennen ist er/sie am Bucherregal, in dem sich Werke über Farblehren, Wünschelruten, Elfen und «Ich-Findung durch Fasten» stappeln. Der Spiri-Pubi ist also normalerweise ein dünnes Kärlchen/ Weibchen mit -weißer Haut und schwarzen Klamotten, der das Tageslicht meidet wie ein Vampir.

Egal ob Hip-Hopper, Punk, Müsli oder Normale: Wer zu einer der unzähligen Jugendgruppen gehören will, muß so reden wie die anderen. Nicht nur an ihrer Kleidung und Musik erkennen sich die Gleichgesinnten, sondern auch und vor allem an ihren Jargons.

Damit wollen sich die Jugendlichen in erster Linie vom "§uten Deutsch" der Eltern und Lehrer abgrenzen: "Sie distanzieren sich von der Erwachsenenwelt, in dem sie gegen deren Sprachnormen verstoßen", sagt die Düsseldorfer Linguistin Eva Neuland.

Dabei entwickeln die Kids bemerkenswerte Kreativität: Sie erfinden neue Begriffe (Du motziger Ätzer), übernehmen Wörter aus dem Englischen (Ich bin voll ausgepowert ) und setzen deutsche Wörter zu neuartigen Wendungen zusammen (Ich mach' mir da jetzt echt keinen Kopf drüber).

Angesichts der Wbrtspielereien ihrer Kinder warnen viele Eltern schnell vor «schlechtem Deutsch» und «Sprachverfall». Sie vergessen dabei, daß die Sprache nicht festgemauert in der Erden steht, unveränderlich bis ans Ende aller Tage, sondern sich weiterentwickeln muß, um einer sich immer schneller verändernden Welt gerecht zu werden. Für Sprach­wissenschaftler ist die Jugendsprache ein wichtiger Motor dieses Sprachwandels.

«Mit Twent-fluid no future für Pickel und Keime»: Vor aflem die Werbung übernimmt gern die Sprachspiele der Kids — und hat dabei den Marktfaktor Jugend fest im Blick. Wie Pickelkeime verbreiten sich die Trend-Wörter über die Medien und landen schließlich in den Lexika der Standardsprache. Wörter wie «abgefuckt», «affengeil» oder «ätzend» stehen zum Beispiel längst im Duden.

Für die Jugendlichen sind sie damit «out», zur Provokation der Alten untauglich, weil sie jetzt selbst ein Teil des Erwachsenen-Gelabers sind.

Trendwörter von A bis Z

Abgang:Aufforderung zum Verschwinden — blicken:etwas (nicht) verstehen — cool:1. ruhig, gelassen; 2. besonders gut — drauf sein:seelische Befindlichkeit, Laune—einwerfen:essen -fadisiert:langweilig

— geil:sehr gut — Horror:unangenehmes Erlebnis, Abneigung —
irre:1.sehr gut, 2.überraschend — Joke: Witz-kübeln:1.saufen, 2.sich
erbrechen — labern:reden, ohne etwas auszusagen — ... — mäßig:
läßt sich an fast alle Wörter anhängen: granaten -, frauen-, busineßmäßig

— Normale:Durchschnittsmensch — öden:langweilen — peilen:
feststehen — quatschen:ernsthaft reden — rattenscharf:besonders

gut — Schizzo:Spinner — turbo:1.schnell, 2.besonders gut — verschärft:besonders, beispielsweise verschärft cool — Waffel:Kopf, Geist — Zoff:Streit, Aufruhr.

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Europa spricht Deutsch

Vier Bundesminister haben gefordert, das Deutsche müsse endlich EG-Amtssprache werden, neben dem Englischen und dem Französischen. Klar ist, daß das Englische die Internationale Sprache der Wirtschaft ist. Aber welche Rolle spielen andere Sprachen, namentlich das Deutsche?

Für eine Untersuchung dieser Frage wurden an den Universitäten Bamberg und Duisburg Tageszeitungen aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien und Ungarn ausgewertet (die gesamte Studie erschien in einem Sammelband, Hrg.: Reinhold Weiß, im Deutschen Institutsverlag). Es wurde untersucht, in welchem Umfang in den SteUenanzeigen Fremdsprachenkenntnisse verlangt werden und welchen Anteil Deutschkenntnisse an dieser öffentlich dokumentierten Nachfrage haben. Als Zwischenresultat ergab sich folgendes Bild: von 14136 erfaßten Stellenangeboten aus dem 2. und 3. Quartal 1991 enthielten 2846 eine Sprachennachfrage (20,1 Prozent), davon: Englisch П Prozent, Deutsch 4Л Prozent, Französisch 1,9 Prozent, Fremdsprachen (ohne nähere Angabe) 1,7 Prozent, Spanisch 0,5 Prozent, Italienisch 0,4 Prozent und Russisch 0,1 Prozent. Alle übrigen Sprachen lagen unter einem Promille. Dies ergab folgende Rangliste: 1. Englisch 54,9 Prozent, 2. Deutsch 20, l Prozent, 3. Französisch 9,3 Prozent, 4. «Fremdsprachen» 8,6 Prozent, 5.Spanisch 2,5 Prozent, 6.Italienisch 1,9 Prozent, 7. Russisch 0,6 Prozent.

Das überraschendste Ergebnis besteht darin, daß das Deutsche an zweiter Stelle dieser Rangliste liegt. Dies beruht eindeutig auf seiner sehr starken Stellung in Ungarn und Polen; in allen anderen Ländern ist sie deutlich schwächer. Aus Berichten des Goethe-Instituts war bekannt, daß die Nachfrage nach Deutschkenntnissen in Osteuropa hoch ist. Daß in Ungarn das Deutsche noch vor dem Englischen (36,7 Prozent) rangiert, ist dennoch überraschend.

Die «Weltsprachen» Russisch, Arabisch und Chinesisch sowie das Japanische spielen durchgängig nur marginale Rolle. Offenbar wird der Wirtschaftsverkehr mit diesen Sprachräumen ganz überwiegend in der internationalen Sprache abgewickelt, eben auf Englisch: im Verkehr mit

dem russischen Sprachgebiet dürfte jedoch auch das Deutsche eine gewisse Bedeutung haben.

Die Stellung des Deutschen ist also stärker als vielfach angenommen. Eine «Weltsprache» ist es nicht (und war es nie), aber es sieht so aus, als nehme es seine frühere Rolle als wichtigste regionale Fremdsprache in Osteuropa wieder ein, und seine traditionelle Rolle als dritte Sprache (nach Englisch und Französisch) in Westeuropa ist stabil. EG-Amtssprache muß das Deutsche gar nicht werden, weil es das schon lange ist.

(3)

Skorpion-Gift und HIV-Virus ähnlich

Heimtückisch erscheinen beide: der giftige Skorpion und das Immunschwäche-Virus HIV, das die tödliche Krankheit Aids auslöst. Ansonsten besitzen beide Organismen wenig Gemeinsamkeiten. Volker Erfle, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München, und seine Mitarbeiter haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie jetzt eine weitere Ähnlichkeit entdeckt: Skorpion-Gift und HIV-Virus scheinen bestimmte Strukturen im Gehirn auf gleiche Weise zu «erkennen».

Schon die erste Beschreibung des Aids-Krankheitsbildes berichtet von einer Beteiligung des Nervensystems, von neurologischen Ausfällen. Die GSF-Virologen fanden in ihren molekularbiologischen Labors jetzt Indizien für eine unter Umstanden entscheidende Rolle eines HIV-Proteins, des Nef-Proteins, in diesem Prozeß. Obwohl das Nef-Protein in Zellen von HIV-Patienten produziert wird, war seine Funktion bisher unbekannt.

Den Münchner Wissenschaftlern jedoch stachen bei einer Computeranalyse Ähnlichkeiten eines bestimmten Teils von Nef mit dem Gift ins Äuge, das Skorpione ihren Opfern injizieren. Und dessen Funktion ist bekannt. Mit Hilfe dieses Bereichs dockt das Skorpion-Gift an sogenannten Kationen-Kanäle bestimmter Nervenzellen an.

Solche Strukturen leiten die Kaliumionen durch die äußere Hülle einer Zelle und beteiligen sich an der Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen. Dockt das Skorpion-Protein an den Kanal an, stört es die Zellkommunikation erheblich. Daraus resultieren dann die bekannten Vergiftimgssymptome nach einem Skorpionstich.

Erste Experimente der GSF— und Max-Planck-Forscher lassen vermuten, das HIV-Protein Nef könnte tatsächlich eine ähnliche Funktion haben. Im Labor jedenfalls stören künstlich hergestellte Produkte, die den

entsprechenden Bereich von Nef enthalten, die normalen Kaliumionen-Flüsse in den Kanälen.

Befunde häufen sich, nach denen HIV im Gehirn die Produktion von Nef anwirft. Möglicherweise wird über diese Zusammenhänge ein Weg aufgewiesen, in der Aids-Forschung demnächst entscheidende Schritte voranzukommen.

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Nichts Neues im Netz

In Berlin und Brandenburg besuchen Studenten virtuelle Seminare

Seit Beginn des Sommersemesters besuchen Studenten in Berlin und Brandenburg das erste deutsche «Virtual College». Sie belegen Seminare zu «Interaktivität bei Bildschirmmedien», diskutieren über «Globale Informationsnetzwerke» oder machen einen Schein in «Kommunikations­politik». Was ist daran virtuell?

Zunächst nichts. Die Studenten besuchen Seminare in wirklichen Räumen mit Tischen und Stühlen. Manchmal jedoch finden die Seminare ohne Dozent statt. Einige der Veranstaltungen werden per Videokonferenz in andere Hochschulen übertragen, so daß etwa zu einer Berliner Vorlesung Zuhörer in Cottbus und Frankfurt/Oder sitzen, den Ausführungen des Professors auf der Leinwand folgen und sich über eine Videokamera zu Wort melden können.

Im Datennetz stellen Studenten Hausarbeiten zur Diskussion, es werden Protokolle der letzten Sitzung ausgelegt und Skripte bereitgestellt. Ein Student aus Potsdam fragt etwa per E-mail bei seinem Kommilitonen in Frankfurt nach, ob der seine Ausführungen zur Textlinguistik noch einmal erläutern könne und welches Buch er empfehle. Überregionale Arbeitsgruppen treffen sich am Bildschirm zur Redaktion eines Thesenpapiers und Dozenten bieten Sprechstunden im Netz an.

Das «Virtual College» ist ein Feldversuch zur Nutzung neuer Medien im Bereich der Hochschulen. Ein Feldversuch jedoch, der auf die Probe zugleich die Analyse setzt, denn der größte Teil der Seminare beschäftigt sich mit dem, was zugleich praktiziert wird: mit den neuen Kommunikationstechniken.

Die Unis steuern zu diesem Experiment Rechnerkapazitäten und ihre Infrastruktur bei; die Mittel für die Netzverbindungen können sie nicht aufbringen. Daher wird das «Virtual College» in den ersten beiden Semestern von den Sponsoren getragen, die wie die Telekom ihre Leistungen oder wie der Online-Dienst «AOL» kostenlose Server zur

Verfügung stellen. Ob es nach Ablauf der Unterstützung wieder «abgeschaltet» wird oder öffentliche Geldgeber einspringen, ist ungewiß. Ulrich Lange, Leiter des Instituts für Medienintegration an der Freien Universität und einer der Organisatoren des College, erwartet, daß die Hochschulen in einigen Jahren neben privaten Bildungsinstituten als Anbieter von Dienstleistungen im Multimediabereich auftreten und Unterrichtsmaterialien, Lehrveranstaltungen und auch Fachbetreuung im Netz vertreiben werden. Bis dahin sind aber noch eine Fülle von Urheberrechts— und Zugangsfragen zu klären, etwa die, ob die Vorlesungen eines Professors sein geistiges Privateigentum (wie bisher seine Bücher) oder als Produkt eines öffentlichen Angestellten Allgemeingut sind.

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Der Wodka ist verrottet

Fähigkeiten und Schwächen gängiger Übersetzungsprogramme

«Gestern, alle meine Mühen schienen so weit fort, jetzt es blickt, als ob sie sind hier bleiben Ohio, ich glaube an gestern.»

Dieses Werk trägt gemeinhin den Titel «Yesterday», wurde auf Englisch von den Beatles gesungen und von Langenscheidts «T l» übersetzt, einem von rund zehn zur Zeit auf dem deutschen Markt erhältlichen Übersetzungssystemen für den eigenen PC. Mit Namen wie «Personal Translator plus» oder «Power Translator Professional» richten sich solche Programme an den fremdsprachenunkundigen Laien ebenso wie an den professionellen Dolmetscher.

Gemeinsam haben die digitalen Übersetzer den beherzten Umgang mit Sprache und eine häufig stoische Ignoranz gegenüber grammatischen Regeln. Um es mit dem «Telegraph» der amerikanischen Firma Globalink und seinem von ihm selber übersetzten Werbetext zu sagen: «Fremde Sprache-Übersetzung-Software kann Ihnen helfen Ihre persönlichen Horizonte ausdehnen.»

Auch die Hersteller der linguistischen Helfer räumen ein, noch «weit davon entfernt zu sein, den Menschen zu ersetzen». Ihre Produkte seien eher als «Werkzeuge beim Übersetzen» zu verstehen.

Größer noch als der Nutzwert ist für den Benutzer nicht selten der Unterhaltungswert: Unübertroffen die digitale Fehlleistung eines Computers, der den Satz «Das Fleisch ist willig, aber der Geist ist schwach» vom Englischen ins Russische und zurück übersetzte. Ergebnis: «Das Fleisch ist gut, aber der Wodka ist verrottet.»

Amüsant ist auch die Leistung des «T l», der Artikel eins der UN-Menschenrechtsdeklaration («All human beings are born free») in «Alle Menschen sind umsonst geboren» umwandelt. Auch Shakespeare ist vor den digitalen Übersetzern nicht sicher: Die Zeile «Fair is foul, and foul is fair» (Macbeth, «Schön ist haßlich, haßlich schön») zerschreddert die amerikanische Wortmaschine «Telegraph» in «Ausstellung ist verpestet, und Foul ist schön.»

Sicherlich ist es unfair, die maschinellen Übersetzer ausgerechnet mit Wort— und Satzgebilden von Shakespeare zu futtern. Auf alltäglichere Texte angesetzt, erweisen sich die Programme durchaus als brauchbare Übersetzungshilfen.

Die meisten der heute käuflichen Systeme analysieren den Text nicht mehr Wort für Wort, sondern satzweise. Mit Zusatzwörterbüchern können die Benutzer die digitalen Übersetzer ihren Bedürfnissen entsprechend erweitern. Zudem sollen die Programme durch fleißiges Korrigieren der maschinellen Übersetzung ihr Wissen langsam selbst erweitern.

So sind im deutschen Grundgesetz—vom 498 Mark teuren «Personal Translator plus» aus dem Englischen rückübersetzt—durchaus sinnrichtig «alle Personen vor dem Gesetz gleich» und haben «Männer und Frauen gleiche Rechte».

Doch schon bei simplen Bibelzitaten versagt auch dieser digitale Dolmelscher: «Wenn irgend jemand Sie auf die richtige Wange knallt, lassen Sie ihn auch Ihre linke Wange draufklatschen.»

Bisweilen scheint bei den Programmen sogar eine Spur von Einsicht in ihre eigene Begrenztheit durchzuschimmern — etwa wenn sich «T l» an der Übersetzung des Beatles-Songs «Help» versucht: «Hilfe ich, wenn Sie können, ich fühle unten und ich schätze Sie sein um, helfen mir zurückzubekommen meine Füße auf dem Boden, Willen nicht Sie bitte bitte helfen mir.»

Задание 9. Тема одного из частных писем А. Эйнштейна развернута в немецком тексте в критической газетной замет­ке, которая в русском тексте переработана в газетную ста­тью.

Обе публикации носят сенсационный характер. В чем их сходство и в чем различие? Как выражен критический ( сце­ничный ) момент в структуре текста и в языке? Как прояви-

лось различие в информационной и очерковой КРФ «сообще­ние»?

Определите общую тональность каждого текста, как она проявилась в их синтаксической структуре? Сохранено ли в русском тексте официальное звучание документальной осно­вы содержания? Как оценочный момент статей связан с ком­ментариями, содержащимися в тексте?

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