Die Mutter nickt und schaut starr vor sich hin.
14 „Nehmen Sie mir meine Offenheit nicht übel“, meint Fräulein Linnevogel, „ich war nie verheiratet, ich bin Erzieherin und habe keine Kinder - aber ich meine immer: Die Frauen, die wirklichen, verheirateten, nehmen ihre Männer zu wichtig! Dabei ist nur eines wesentlich: das Glück der Kinder!“
15 Frau Körner lächelt schmerzlich. „Glauben Sie, dass meine Kinder in einer langen, unglücklichen Ehe glücklicher geworden wären?“
16 Fräulein Linnekogel sagt nachdenklich: „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Sie sind noch heute sehr jung. Sie waren, als Sie heirateten, ein halbes Kind. Sie werden Ihr Leben lang jünger sein, als ich jemals gewesen bin. Was für den einen richtig wäre, kann für den anderen falsch sein.“
Der Besuch steht auf.
18 „Und was werden Sie tun?“
19 „Wenn ich das wüsste!“ sagt die junge Frau.
1 Luise steht vor einem Münchner Postschalter (перед окошечком почты; der Schalter – окошечко /кассы, банка, почты/). „Nein“, sagt der Beamte für die postlagernden Sendungen (служащий, отвечающий за посылки /писем/ до востребования) bedauernd (с сожалением, сожалея). „Nein, Fräulein Vergissmeinnicht, heut hätten wir wieder nix.“
2 Luise blickt ihn unschlüssig an (растерянно). „Was kann das nur bedeuten (что же это может значить, в чем же тут дело)?“ murmelt sie bedrückt (удрученно; drücken – давить, жать).
3 Der Beamte versucht zu scherzen (пытается шутить). „Vielleicht ist aus dem Vergissmeinnicht ein ‘Vergissmich’ geworden?“
4 „Das ganz gewiss nicht“, sagt sie in sich gekehrt (погруженная: «повернутая» в себя). „Ich frag morgen wieder nach.“
5 „Wenn ich darum bitten darf (как вам будет угодно: «если я могу об этом попросить»)“, erwidert er lächelnd.
1 Luise steht vor einem Münchner Postschalter. „Nein“, sagt der Beamte für die postlagernden Sendungen bedauernd. „Nein, Fräulein Vergissmeinnicht, heut hätten wir wieder nix.“
2 Luise blickt ihn unschlüssig an. „Was kann das nur bedeuten?“ murmelt sie bedrückt.
3 Der Beamte versucht zu scherzen. „Vielleicht ist aus dem Vergissmeinnicht ein ‘Vergissmich’ geworden?“
4 „Das ganz gewiss nicht“, sagt sie in sich gekehrt. „Ich frag morgen wieder nach.“
5 „Wenn ich darum bitten darf“, erwidert er lächelnd.
1 Frau Körner kommt heim. Brennende Neugier (жгучее любопытство) und kalte Angst streiten (спорят) in ihrem Herzen, dass es ihr fast den Atem nimmt.
2 Das Kind hantiert (возится, хлопочет) eifrig in der Küche. Topfdeckel klappern. Im Tiegel schmort es (на сковороде, в кастрюле тушится; der Tiegel – сковорода /с ручкой/; низкая кастрюля /с ручкой/).
3 „Heute riecht’s aber gut!“ sagt die Mutter. „Was gibt’s denn, hm?“
4 „Schweinsripperl (свиные отбивные: «ребрышки»: das Schwein – свинья + die Rippe – ребро) mit Sauerkraut (с кислой капустой: das Sauerkraut) und Salzkartoffeln (отварным картофелем)“, ruft die Tochter stolz (гордо).
5 „Wie schnell du das Kochen gelernt hast!“ sagt die Mutter, scheinbar ganz harmlos (как будто бы совершенно невинно, безобидно; scheinen – казаться; scheinbar – кажущийся, мнимый; видимо).
6 „Nicht wahr (не правда ли)?“ antwortet die Kleine fröhlich (радостно). „Ich hätt nie gedacht (никогда бы не подумала), dass ich …“ Sie bricht entsetzt ab (в ужасе замолкает: «прерывает /речь/»; das Entsetzen – ужас; entsetzt – объятый ужасом) und beißt sich auf die Lippen. Jetzt nur die Mutter nicht ansehen!
7 Diese lehnt sich an der Tür (прислоняется) und ist bleich. Bleich wie die Wand.
8 Das Kind steht am offenen Küchenspind (у кухонного шкафчика; der/das Spind – узкий шкафчик /например в раздевалке/) und hebt Geschirr heraus. Die Teller klappern wie bei einem Erdbeben (при землетрясении: die Erde + beben).
9 Da öffnet die Mutter mühsam (с трудом) den Mund und sagt: „Luise!“
10 Krach (бабах)!
11 Die Teller liegen in Scherben (разбитые вдребезги: «в осколках»: die Scherbe – черепок, осколок) auf dem Boden. Luise hat’s herumgerissen (опрокинула: «сорвала»; reißen - рвать). Ihre Augen sind vor Schreck geweitet (от страха широко раскрыты, вытаращены).
12 „Luise!“ wiederholt die Frau sanft und öffnet die Arme weit.
13 „Mutti!“
14 Das Kind hängt der Mutter wie eine Ertrinkende (утопающая) am Hals und schluchzt leidenschaftlich (рыдает во всю: «страстно»; die Leidenschaft - страсть).
15 Die Mutter sinkt in die Knie und streichelt Luise mit zitternden Händen. „Mein Kind, mein liebes Kind!“
16 Sie knien zwischen zerbrochenen Tellern (стоят на коленях посреди разбитых тарелок; zerbrechen – разбивать). Auf dem Herd verschmoren («перетушиваются») die Schweinsripperl. Es riecht nach angebranntem Fleisch (пахнет подгорелым мясом: das Fleisch). Wasser zischt (шипит) aus den Töpfen (из кастрюль: der Topf) in die Gasflammen.
17 Die Frau und das kleine Mädchen merken von alledem nichts (ничего этого: «всего этого» не замечают). Sie sind, wie es manchmal heißt (как это иногда говорится) und ganz selten vorkommt (и очень редко случается), nicht ‘von dieser Welt’ (не от мира сего).
1 Frau Körner kommt heim. Brennende Neugier und kalte Angst streiten in ihrem Herzen, dass es ihr fast den Atem nimmt.
2 Das Kind hantiert eifrig in der Küche. Topfdeckel klappern. Im Tiegel schmort es.
3 „Heute riecht’s aber gut!“ sagt die Mutter. „Was gibt’s denn, hm?“
4 „Schweinsripperl mit Sauerkraut und Salzkartoffeln“, ruft die Tochter stolz.
5 „Wie schnell du das Kochen gelernt hast!“ sagt die Mutter, scheinbar ganz harmlos.
6 „Nicht wahr?“ antwortet die Kleine fröhlich. „Ich hätt nie gedacht, dass ich …“ Sie bricht entsetzt ab und beißt sich auf die Lippen. Jetzt nur die Mutter nicht ansehen!
7 Diese lehnt sich an der Tür und ist bleich. Bleich wie die Wand.
8 Das Kind steht am offenen Küchenspind und hebt Geschirr heraus. Die Teller klappern wie bei einem Erdbeben.
9 Da öffnet die Mutter mühsam den Mund und sagt: „Luise!“
10 Krach!