Stil der Presse und Publizistik

Die soziale Funktion dieses Stils ist Informierung und Propaganda. Dieser Stil informiert die Massen über aktuelle Ereignisse in der Politik, im Gesellschaftsleben, in der Welt überhaupt; zugleich gehört es zu seiner Aufgabe, den Leser im Sinne einer bestimmten politischen und ideologischen Einstellung zu beeinflussen und zu erziehen.

Für diesen Stil ist die Mannigfaltigkeit von Textsorten charakteristisch: Leitartikel, Bericht, Kommentar, Chronik, Reportage, Nachricht, Zeitungsnotiz, Meldung u.a.

Die extralinguistischen Stilzüge sind: eine deutliche ideologisch-politische Orientierung; die Aktualität der Thematik; der unmittelbare Appell an den Leser.

Die linguistischen Stilzüge sind: viele Realienbezeichnungen (Namen, Titel, Orts-, Zeitangaben u.a.); gesellschaftlich-politische Termini, darunter viele Fremdwörter, Neologismen. Die Sonderlexik und Sonderphraseologie, d.h. stark emotional gefärbte Wörter und Wendungen, hauptsächlich politischen Charakters, gehören auch in den Wortschatz des Pressestils. Die Berichterstatter betonen durch die Wahl solcher Lexik ihre persönliche Position oder die Stellungnahme ihres Landes, ihrer Partei usw. In den Texten können wir variierte Wortfolge in Schlagzeilen und Überschriften finden.

Die elliptischen Sätze sind auch den Schlagzeilen und Überschriften typisch. Die Aufgabe der Ellipse besteht darin, den Kern des Inhalts, den wichtigsten Sinngehalt sofort in kurzer Form anzugeben. Im Pressestil kann man oft den Gebrauch der Frage- und Ausrufesätze finden. Sie sind zum Unterschied vom Aussagesatz emotionell gefärbt und verleihen bestimmten Zeilen oder Stellen, auch Überschriften, Schlagzeilen expressive Schattierungen. In den Texten gerade liegt die Hauptinformation.

Stil der Alltagsrede

Seine gesellschaftliche Funktion ist die sprachliche Gestaltung des alltäglichen Sprachverkehrs in der nichtoffiziellen Sphäre der gesellschaftlichen Kommunikation. Die Kommunikation wird dabei vorwiegend mündlich realisiert. Als Realisierungsformen gelten Mitteilungen und Berichte, Meinungsaustausch privater Natur, objektive und subjektive Feststellungen, Urteile über die Geschehnisse in der Welt und in der nächsten Umgebung usw. Für den alltäglichen Sprachverkehrs ist der unmittelbare Kontakt zwischen Gesprächspartnern charakteristisch, der Dialog ist hier Hauptform des Redeverlaufs.

Extralinguistische Stilzüge: die Konkretheit, die Ungezwungenheit und eine bestimmte Nachlässigkeit. Die Subjektivität, die Knappheit des Ausdrucks, der dynamische Verlauf der Gespräche, die emotionale Expressivität sind wesentliche Charakteristika des Alltagsstils.

Linguistische Stilzüge: zahlreiche Wörter und Wendungen aus unteren Sprachschichten mit umgangssprachlicher Färbung; Mundartwörter, Lieblings- und Modewörter, Schimpfwörter und Groblexik, seltener Gebrauch von Fremdwörtern, eine beschränkte Verwendung von abstrakten Substantiven usw.

An der grammatischen Seite des Stils lassen sich gleichfalls bestimmte typische Merkmale feststellen: Vermeidung langer und komplizierter Sätze; kurze Aussagesätze; Vorhandensein vieler Fragesätze, Ausrufesätze; allgemeine Tendenz zur Auflockerung des Satzbaus; relativ seltener Gebrauch von Passivsätzen.

4.5. Stil der schönen Literatur

Für den Funktionalstil der schönen Literatur ist typisch eine enge Verbindung von kommunikativer und ästhetischer Funktionen. Die schöne Literatur ist berufen, die Wirklichkeit in künstlerischer Form widerzuspiegeln, zu den wichtigsten Fragen des Lebens Stellung zu nehmen, die Menschen zu erziehen. In diesem Stil können alle anderen Stile vorkommen.

Für diesen Stil ist die Bildkraft,die in sich die Begriffe Bildlichkeit und Bildhaftigkeit einschließt, spezifisch. Die Bildhaftigkeit wird durch die treffende Wortwahl erreicht, die Bildlichkeit entsteht dank dem Gebrauch der Tropen, die für den funktionalen Stil der schönen Literatur einen sehr wesentlichen Stilzug bedeuten.

Thema 5: GRAMMATIK DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE AUS STILISTISCHER SICHT

Plan:

1. Stildifferenzierende Möglichkeiten der Hauptwortarten.

2. Stilistische Potenzen der strukturellen Satztypen.

3. Die kommunikativen Satztypen in ihrer stilistischen Leistung.

4. Stilwerte der Satzgliedfolge.

1. Stildifferenzierende Möglichkeiten der Hauptwortarten

Die grammatische Stilistik (auch sie stilistische Grammatik) bildet einen Aspekt der Linguostilistik. Der grammatischen Stilanalyse liegen bestimmte Prinzipien zugrunde, die durch die Eigenart der Grammatik bedingt sind.

Die morphologischen Formen und Elemente besitzen ihre eigenen stildifferenzierenden Potenzen. Besondere Beachtung verdienen in erster Linie die Hauptwortarten – das Substantiv und Verb, weil gerade sie durch ihre Paradigmen den gesamten und, im Vergleich zu den anderen Sprachen, spezifischen Charakter der morphologischen Struktur des Deutschen bestimmten.

Das Substantiv als Wortart ist nach seiner Semantik sehr umfassend, es ist auch zahlenmäßig die bedeutendste Wortart der Sprache, der über 50% des Gesamtwortschatzes zuzurechnen ist. Aber wenn man das Vorhandensein des Substantivs differenziert nach den einzelnen Funktionalstilen betrachtet, so wird sein Prozentsatz noch höher sein.

Die Wortbildungsstruktur des Substantivs kann selbst zu einem relevanten Merkmal des Stils werden. Die zusammengesetzten Wörter sind in der deutschen Sprache der Gegenwart eine höchste produktive Erscheinung. Im Rahmen eines solchen Wortes (eines Kompositums), das mehrere Bestimmungswörter einschließen kann, finden verschiedenartige Beziehungen der Realität ihren Ausdruck. In diesem Sinne ist die Wortzusammensetzung überhaupt ein geeignetes Mittel, komplizierte Sachverhalte auf kürzeste Art zu bezeichnen, z.B.: Der Sonntagsnachmittagsspaziergang usw.

Besonders große Anzahl von zusammengesetzten Substantiven gibt es im wissenschaftlichen Stil, im Stil des öffentlichen Verkehrs und im Pressestil.

Die abgeleiteten Wörter sind in der deutschen Sprache auch sehr produktiv. Sie sind nach ihrer Gestalt sehr verschieden und können ganz verschiedene inhaltliche und stilistische Potenzen in sich bergen. Besonders produktiv sind die suffixalen Wörter auf -ung, -heit, -keit, substantivierte Infinitive u.a.

Großer Vorzug des Substantivs als Wortart besteht in der Möglichkeit, den Gegenstandbegriff als Objekt, Subjekt, Adverbiale oder Attribut, also syntaktisch auf mannigfache Weise zu verwenden.

Als Nominalstil bezeichnet man Satzkonstruktionen, in denen weitgehend auf den Gebrauch von Vollverben verzichtet wird und stattdessen Nominalgruppen vorherrschen. Unter dem Nominalstil fasst man gewöhnlich die hohe Gebrausfrequenz der Substantive sowie der Adjektive zusammen.

Der Nominalstil ist in wissenschaftlichen, behördlichen und fachsprachlichen Texten weit verbreitet; nicht zuletzt aus Gründen der Sprachökonomie, Diversität im Ausdruck und Reduktion syntaktischer Komplexität bei gleichzeitiger Erhöhung informationeller Dichte.

Eine bestimmte Rolle in der Funktionalstilistik spielt die Kategorie des Kasus. Die deutsche Grammatik unterscheidet zwischen den reinen Kasusformen und den sogenannten Präpositionalkasus. Ihre Verteilung in verschiedenen Funktionalstilen ist verschiedenartig.

Das Gegenteil zum Nominalstil ist der Verbalstil, der sich durch die Verwendung relativ vieler Verben auszeichnet. Der Verbalstil entspricht eher der Umgangssprache und gilt als lebendiger, allerdings auch langatmiger und weniger prägnant. Man findet ihn häufig in der Belletristik.

Das Verb als Wortart besitzt die höchste Zahl von kategorialen grammatischen Formen. Unter stilistischem Gesichtspunkt verdienen besondere Beachtung die Kategorien der Genera verbi, des Tempus und des Modus.

Die Kategorie der Genera verbi verfügt über zwei oppositionelle Glieder, denen eigene Formensystem Aktiv und Passiv entsprechen.

Der wissenschaftliche Stil zeigt eine besonders starke Tendenz zum Gebrauch des Passivs. Der Pressestil scheint in dieser Hinsicht eine Zwischenstellung einzunehmen, doch steht er offensichtlich dem wissenschaftlichen Stil näher als dem Stil der schönen Literatur.

Innerhalb der Genera verbi existiert noch eine Form, die im Gegensatz zum Vorgangspassiv als Zustandspassiv aufgefasst wird und Stativ heißt.

Die Stativ-Sätze erscheinen am häufigsten im Funktionalstil der Wissenschaft. Dagegen erscheint der Stativ-Satz im Stil der schönen Literatur viel seltener.

Die Tempora des Verbs als Stilelemente stehen schon mehrere Jahre im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Stilforscher, die bewiesen haben, dass das Präsens sehr stark im Stil der Wissenschaft dominiert. Das Präteritum ist dagegen am meisten für den Stil der schönen Literatur charakteristisch. Im Stil der Alltagsrede überwiegt auch das Präsens, aber seine Funktion hier eine andere sein muss als im wissenschaftlichen Stil. Im letzteren steht es im Dienst der Abstraktion, Verallgemeinerung, Zeitlosigkeit, entspricht also dem erörternden, betrachtenden und argumentierenden Charakter der wissenschaftlichen Rede. Dagegen ist seine Hauptaufgabe im Stil der Alltagsrede mit der Betonung des Redemoments, der Gegenwart, mit der Gestaltung des unmittelbaren Verlaufs der Gespräche verbunden. Der Sprecher benutzt dabei das Präsens, besonders beim Erzählen, auch in Bezug auf die Vergangenheit zum Zweck ihrer Verlebendigung und zugleich zu Emotionalisierung der Aussage (das erzählende Präsens).

Das Präteritum ist auch im Stil der schönen Literatur weit gebräuchlich. Auch das Beschreiben bedient sich oft des Präteritums, besonders bei den epischen Darstellungen.

Das Perfekt als Angabe der Vergangenheit in ihrer Beziehung auf die Gegenwart dominiert im Stil der Alltagsrede. Im wissenschaftlichen Stil sind weder das Plusquamperfekt noch das Futur wesentlich vertreten. Demgegenüber zeigt der Stil der schönen Literatur einen relativ hohen Prozentsatz des Plusquamperfekts.

Präsens erscheint sehr oft im Pressestil (in Überschriften, Schlagzeilen, Bekanntmachungen usw.) und bedeutet, dass eine genaue Zeitangabe dabei nicht wesentlich ist. Aber auch das Präteritum kann zu denselben Zwecken verwendet werden.

Die Modi des Verbs dienen zur Charakterisierung der Aussage hinsichtlich ihrer Realität oder Irrealität. Die Hauptopposition im Bereich dieser Kategorie bilden der Indikativ und der Konjunktiv. Die höchste Gebräuchlichkeit des Konjunktivs kennzeichnet den Funktionalstil der schönen Literatur.

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