Wie die Herren alle zu den Heunen fuhren

Wie man dort gebahrte vernahmt ihr nun genug.

Wohl kamen nie gefahren in solchem stolzen Zug

So viel beherzte Degen in eines Königs Land;

Sie hatten was sie wollten, beides, Waffen und Gewand. (1551)

Der Vogt von dem Rheine erhob aus seinem Bann

Der Degen tausend sechzig, so ward uns kundgetan,

Und neuntausend Knechte zu dem Hofgelag;

Die sie zu Hause ließen beweinten es wohl hernach. (1552)

Da trug man ihr Geräte zu Wormes übern Hof.

Wohl sprach da von Speyer ein alter Bischof

Zu der schönen Ute: “Unsre Freunde wollen fahren

Zu dem Hofgelage; möge Gott sie da bewahren.” (1553)

Da sprach zu ihren Söhnen Ute die Fraue gut:

“Ihr solltet hier verbleiben, Helden hochgemut;

Mir hat geträumet heunte von großer Angst und Not,

Wie alles das Gevögel in diesem Lande wäre tot.” (1554)

“Wer sich an Träume kehret,” sprach dawider Hagen,

“Der weiß noch die rechte Kunde nicht zu sagen,

Wie es mög am Besten um seine Ehre stehn:

Es mag mein König immer mit Urlaub hin nach Hofe gehn. (1555)

“Wir wollen gerne reiten in König Etzels Land,

Da mag wohl Köngen dienen guter Helden Hand,

So wir da schauen sollen Kriemhildens Hochzeit.”

Hagen riet die Reise, doch ward es später ihm leid. (1556)

Er hätt es widerraten, nur dass Gerenot

Mit großem Ungestüme ihm Spott entgegenbot.

Er mahnt' ihn an Siegfried, der Kriemhilde Mann,

Er sprach: “Darum steht Hagen die große Reise nicht an.” (1557)

Da sprach von Tronje Hagen: “Nicht Furcht ists, dass ichs tu;

Gebietet ihr es, Helden, so greifet immer zu:

Wohl will ich mit euch reiten in König Etzels Land.”

Bald ward von ihm verhauen mancher Helm und Schildesrand. (1558)

Die Schiffe standen fertig: Da war gar mancher Mann.

Was sie an Kleidern hatten trug man an Bord heran;

Sie waren sehr beflissen bis zur Abendzeit:

Sie huben sich von Hause bald in hoher Fröhlichkeit. (1559)

Sie bauten überm Grase sich Hütten und Gezelt

Jenseits des Rheines, wo Obdach war bestellt.

Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schönes Weib;

Sei herzte Nachts noch einmal des Mannes waidlichen Leib. (1560)

Flöten und Posaunen erschollen morgens früh

Den Aufbruch zu verkünden: da griff man rasch dazu.

Wem Liebes lag im Arme, der kos'te Freundes Leib;

Mit Leide schied bald manche des Königs Etzel Weib. (1561)

Der schönen Ute Söhne, die hatten einen Mann,

Der war getreu und bieder; als man die Fahrt begann

Sprach er zu dem Könige geheim nach seinem Mut;

Er sprach: “Ich muss wohl trauern, dass ihr die Hofreise tut.” (1562)

Er war geheißen Rumolt, ein Degen auserkannt.

Er sprach: “Wem wollt ihr lassen die Leute und das Land?

Dass niemand doch euch Recken wenden mag den Mut!

Die Märe Kriemhildens däuchte mich niemals gut.” (1563)

“Das Land sei dir befohlen und auch mein Söhnelein,

Und diene wohl den Frauen: Das ist der Wille mein;

Wen du weinen siehest, dem tröste Herz und Sinn:

Es wird uns nichts zu Leide Kriemhilde tun, die Königin.” (1564)

Die Rosse standen fertig den Köngen und dem Bann:

Mit minniglichem Kusse schied da mancher Mann,

Dem noch in hohem Mute prangte Seel und Leib:

Das musste bald beweinen manches waidliche Weib. (1565)

Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn,

Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn.

Dass sie auf ewig schieden sagt' ihnen wohl der Mut:

In großem Schaden kommen, das tut niemanden gut. (1566)

Die schnellen Burgonden begannen ihren Zug:

Da ward im ganzen Lande das Treiben groß genug;

Beiderseits der Berge weinte Weib und Mann.

Wie auch das Volk gebahrte, sie fuhren fröhlich hindann. (1567)

Niblungens Helden zogen mit ihnen aus

In tausend Halsbergen: Die hatten dort zu Haus

Viel schöne Fraun gelassen und sahn sie nimmermehr.

Siegfriedens Wunden, die schmerzten Kriemhilden sehr. (1568)

Da lenken mit der Reise auf dem Mainstrom an

Hinauf durch Ostfranken die in Gunthers Bann.

Hagen war ihr Führer, der war da wohlbekannt;

Ihr Marschall war Dankwart, der Held von Burgundenland. (1569)

Da sie von Ostfranken nach Schwanefelde ritten,

Da konnte man sie kennen an den stolzen Sitten,

Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam!

An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam. (1570)

Es ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor;

Er hielt den Nibelungen wohl den Mut empor.

Da schwang der kühne Degen sich nieder auf den Sand,

Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band. (1571)

Die Flut war ausgetreten, die Schiff' verborgen:

Die Nibelungen kamen in große Sorgen

Wie sie hinüber sollten? Das Wasser war zu breit.

Da schwang sich zu der Erde mancher Ritter allbereit. (1572)

“Übel,” sprach da Hagen, “mag dir hier geschehn,

König an dem Rheine: Du magst es selber sehn,

Das Wasser ist ergossen, zu stark ist keine Flut;

Ich fürchte wir verlieren noch heute manchen Recken gut.” (1573)

“Hagen, was verweis't ihr mit?”, sprach der König hehr,

“Um eurer Tugend willen, erschreckt uns nicht noch mehr.

Ihr sollt die Furt uns suchen hinüber in das Land,

Dass wir von hinnen bringen beides Ross und Gewand.” (1574)

“Mir ist ja noch,” sprach Hagen, “mein Leben nicht so leid,

Dass ich mich möcht ertränken in diesen Wellen breit:

Es soll von meinen Händen ersterben mancher Mann

In König Etzels Landen; wozu ich gute Lust gewann. (1575)

“Bleibet bei dem Wasser, ihr stolzen Ritter gut.

Ich selber will die Fergen suchen bei der Flut,

Die uns hinüberbringen in Gelfratens Land.”

Da nahm der starke Hagen seinen guten Schildesrand. (1576)

Er war wohl gewaffnet: Den Schild er mit sich trug,

Den Helm aufgebunden: Der glänzte licht genug;

Überm Harnisch führt' er eine breite Waffe mit,

Die an beiden Schärfen aufs allergrimmigste schnitt. (1577)

Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann.

Er hörte Wasser gießen: Zu lauschen hub er an:

In einem schönen Brunnen tat das manch weises Weib;

Die wollten sich da kühlen und badeten ihren Leib. (1578)

Hagen sie gewahrend wollt ihnen heimlich nahn:

Sie stürzten in die Wellen, als sie sich des versahn.

Dass sie ihm so entrannen des freuten sie sich sehr;

Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr. (1579)

Da sprach das eine Meerweib, Habburg war sie genannt:

“Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt,

Wenn ihr uns zum Lohne die Kleider wiedergebt,

Was ihr bei den Heunen auf dieser Hoffahrt erlebt.” (1580)

Sie schwebten wie die Vögel vor ihm auf der Flut.

Den Helden dächt ihr Wissen von den Dingen gut:

Da glaubt' er um so lieber was sie ihm wollten sagen.

Sie beschieden ihn darüber was er begann sie zu fragen: (1581)

Sie sprach: “Ihr mögt wohl reiten in König Etzels Land;

Ich setz euch meine Treue dafür zum Unterpfand:

Es fuhren niemals Helden noch in ein fremdes Reich

Zu solchen hohen Ehren, in Wahrheit, das sag ich euch.” (1582)

Die Rede freute Hagen in seinem Herzen sehr;

Die Kleider gab er ihnen und säumte sich nicht mehr.

Als sie umgeschlagen hatten ihr wunderbar Gewand,

Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land. (1583)

Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind:

“Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind.

Es hat der Kleider willen meine Muhm gelogen:

Und kommst du zu den Heunen, so bist du schmählich betrogen. (1584)

“Wieder umzukehren, wohl wär es an der Zeit,

Dieweil ihr kühnen Helden also geladen seid,

Dass ihr müsst ersterben in König Etzels Land:

Die da hinreiten, haben den Tod an der Hand.” (1585)

Da sprach wieder Hagen: “Ihr trügt mich ohne Not:

Wie sollte das sich fügen, dass wir alle tot

Bei den Heunen blieben durch jemandes Groll?”

Da sagten sie dem Degen die Märe deutlich und voll. (1586)

Da sprach die eine wieder: “Wohl muss es so geschehn:

Keiner von euch Degen wird die Heimat wieder sehn

Als der Kaplan des Königs, das ist uns wohl bekannt,

Der kommt geborgen wieder heim in König Gunthers Land.” (1587)

Da sprach mit grimmem Mute der kühne Recke Hagen:

“Das ließen meine Herren schwerlich sich sagen,

Dass wir bei den Heunen verlören all den Leib:

Nun zeig uns übers Wasser, du allerweisestes Weib.” (1588)

Sie sprach: “Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn,

So siebst du überm Wasser eine Herberge stehn:

Darinnen wohnt ein Fährmann und nirgend sonst umher.”

Der Mär, um die er fragte, glaubte nun der Degen hehr. (1589)

Dem unmutsvollen Recken rief noch die eine nach:

“Nun wartet, Herr Hagen, euch ist gar zu jach;

Vernehmet erst die Kunde wie ihr kommt durch das Land.

Der Herr dieser Marke, der ist Else genannt. (1590)

Sein Bruder ist geheißen Gelfrat der Held,

Ein Herr im Bayerlande: Nicht so leicht es hält,

Wollt ihr durch seine Marke: Ihr mögt euch wohl bewahren,

Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren. (1591)

Der ist so grimmes Mutes, er lässt euch nicht gedeihn,

Wollt ihr nicht verständig bei dem Helden sein.

Soll er euch über holen, so gebt ihm guten Sold;

Er hütet dieses Land und ist Gelfraten hold. (1592)

Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft über Flut,

Und sagt, ihr heißet Amelrich; das war ein Degen gut,

Der seiner Feinde willen räumte dieses Land:

So wird der Fährmann kommen, wird ihm der Name bekannt.” (1593)

Der übermütge Hagen dankte den Frauen hehr.

Der Degen schwieg stille, kein Wörtlein sprach er mehr;

Dann ging er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,

Wo er auf jener Seite eine Herberge fand. (1594)

Laut begann zu rufen der Degen über Flut:

“Nun hol mich über, Ferge,” sprach der Degen gut,

“So geb ich dir zum Lohne eine Spange goldesrot;

Mir tut das Überfahren, das wisse, in Wahrheit Not.” (1595)

Es brauchte nicht zu dienen der reiche Schiffersmann,

Lohn nahm er selten von jemanden an;

Auch waren seine Knechte zumal von stolzem Mut.

Noch immer stand Hagen auf dieser Seite der Flut. (1596)

Da rief er so gewaltig, der ganze Strom erscholl

Von des Helden Stärke, die war so groß und voll:

“Mich Amelrich hol über; ich bin es, Elses Mann,

Der starker Feindschaft wegen aus diesen Landen entrann.” (1597)

Hoch an seinem Schwerte er ihm die Spange bot;

Die war schön und glänzte von lichtem Golde rot,

Dass man ihn überbrächte in Gelfratens Land.

Der übermütge Ferge nahm selbst das Ruder in die Hand. (1598)

Derselbe Schiffmann hatte neulich erst gefreit.

Die Gier nach großem Gute oft böses Ende leiht:

Er dachte zu verdienen Hagens Gold so rot;

Da litt er von dem Degen den schwertgrimmigen Tod. (1599)

Der Fährmann fuhr gewaltig hinüber an den Strand.

Den er nennen hörte, als er den nicht fand,

Da hub er an zu zürnen: Als er Hagen sah

Mit grimmen Ungestüme zu dem Helden sprach er da: (1600)

“Ihr mögt wohl sein geheißen mit Namen Amelrich:

Doch gleicht ihr dem mitnichten, des ich versehen mich.

Von Vater und Mutter war er der Bruder mein:

Nun ihr mich betrogen habt, so müsst ihr dieshalben sein.” (1601)

“Nein! Um Gottes willen,” sprach Hagen dagegen,

“Ich bin ein fremder Ritter, besorgt um andre Degen:

Nun nehmt, den ich geboten, freundlich hin den Sold

Und fahret uns hinüber: Ich bin euch wahrhaftig hold.” (1602)

Da sprach der Fährmann wieder: “Das kann nun nicht sein.

Viel Feinde haben die lieben Herren mein:

Drum fahr ich keinen Fremden hinüber in das Land;

Wenn euch das Leben lieb ist, so tretet aus an den Strand.” (1603)

“Nein, tut das nicht,” sprach Hagen, “traurig ist mein Mut;

Nehmt von mir zum Lohne die goldne Spange gut,

Und fahrt uns über, tausend Ross und auch so manchen Mann.”

Da sprach der grimme Fährmann: “Das wird nimmer getan.” (1604)

Er hob ein starkes Ruder, das war groß und breit,

Und schlug es auf Hagen; dem tat es solches Leid,

Dass er im Schiffe nieder strauchelt' auf das Knie.

Solchen grimmen Fährmann fand der von Tronje noch nie. (1605)

Noch stärker zu erzürnen den kühnen Fremdling, schwang

Er seine Ruderstange, dass sie ganz zersprang,

Auf das Haupt dem Hagen; er war ein starker Mann;

Davon Elses Ferge bald großen Schaden gewann. (1606)

Mit grimmigem Mute griff Hagen gleich zur Hand

Zur Seite nach der Scheide, wo er eine Waffe fand:

Er schlug das Haupt vom Rumpf ihm und warf es auf den Grund.

Bald macht' er diese Mären auch den Burgonden kund. (1607)

Im selben Augenblicke, als er den Fährmann schlug,

Glitt das Schiff zur Strömung; das war ihm leid genug.

Eh er es richten konnte, fiel ihn Ermüdung an:

Da zeigte große Kräfte König Gunthers Untertan. (1608)

Er versucht' es umzukehren mit schnellem Ruderschlag.

Bis ihm das starke Ruder in der Hand zerbrach.

Er wollte zu den Recken sich wenden an den Strand;

Da hat er keines weiter: Wie bald er es zusammen band. (1609)

Mit seinem Schildriemen! Einer Borte schmal.

Da kehrt' er nach dem Walde das Schifflein zu Tal.

Da fand er seine Herren harren an dem Strand;

Es gingen ihm entgegen viel der Degen auserkannt. (1610)

Mit Gruß ihn wohl empfingen die schnellen Ritter gut:

Sie sahen in dem Schiffe rauchen noch das Blut

Von einer starken Wunde, die er dem Fergen schlug:

Da ward darnach Degen Hagen ausgefragt genug. (1611)

Als der König Gunther das heiße Blut ersah

In dem Schiffe schwimmen, wie bald sprach er da:

“Wo ist denn, Herr Hagen, der Fährmann hingekommen?

Eure starken Kräfte haben ihm wohl das Leben benommen.” (1612)

Er sprach mit Lügenworten: “Als ich das Schifflein fand

Bei einer wilden Weide, da lös't es meine Hand:

Ich habe keinen Fergen heute hier gesehn,

Es ist auch niemand Leides von meinetwegen geschehn.” (1613)

Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:

“Heute muss ich bangen um lieber Freunde Tod,

Da wir keinen Schiffmann hier am Strome sehn:

Wie wir hinüber kommen, darob muss ich in Sorgen stehn.” (1614)

Laut rief da Hagen: “Legt auf den Boden her,

Ihr Knechte, das Geräte: Ich war, gedenkt mir, mehr

Der allerbeste Ferge, den man am Rheine fand:

Ich bring euch hinüber gar wohl in Gelfratens Land.” (1615)

Dass sie desto schneller kämen über Flut,

Banden sie die Mähren an; ihr Schwimmen ward so gut,

Dass ihnen auch nicht eines die starke Flut benahm.

Einge trieben ferner, als Ermüdung ihnen kam. (1616)

* Das Schiff war ungefüge, stark und weit genug:

Fünfhundert oder drüber es leicht auf einmal trug

Ihres Volks mit Speise und Waffen über Flut:

Am Ruder musste ziehen des Tages mancher Ritter gut. (1617)

Sie trugen zu dem Schiffe ihr Gold und auch den Staat,

Da sie der Hofreise nicht wollten haben Rat.

Hagen fuhr sie über; da bracht er an den Strand

Manchen zieren Recken in das unbekannte Land. (1618)

Zum ersten bracht er über tausend Ritter hehr,

Dazu auch seine Recken; dann kamen ihrer mehr,

Neuntausend Knechte, die bracht er an das Land:

Das Tages war unmüßig des kühnen Tronejers Hand. (1619)

Da er sie wohlgeborgen brachte über Flut,

Da gedachte jener Märe der schnelle Degen gut,

Die ihm verkündet hatte das wilde Meerweib:

Dem Kaplan des Königs gings schier an Leben und Leib (1620)

Bei seinem Weihgeräte er den Pfaffen fand

Auf dem Heiligtume sich stützend mit der Hand:

Das kam ihm nicht zu Gute, als Hagen ihn ersah;

Der gottverlassne Priester, viel Beschwerde litt er da. (1621)

Er schwang ihn aus dem Schiffe mit eilender Gewalt.

Da riefen ihrer viele: “Halt! Herr Hagen, halt!”

Geiselher der junge hub zu zürnen an;

Er wollt es doch nicht lassen bis er ihm Leides getan. (1622)

Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:

“Was hilft euch nun, Herr Hagen, des Kaplanes Tod?

Tat dies anders jemand, es sollt ihm werden leid:

Was verschuldete der Priester, dass ihr so wider ihn seid?” (1623)

Der Pfaffe schwamm und Kräften; er hoffte zu entgehn,

Wenn ihm nur jemand hilfe: Das konnte nicht geschehn,

Denn der starke Hagen, gar zornig war sein Mut,

Stieß ihn zu Grunde wieder: Das däuchte niemanden gut. (1624)

Als der arme Pfaffe hier keine Hilfe sah,

Da kehrt' er sich zurücke; Beschwerde litt er da.

Ob er nicht schwimmen konnte, doch half ihm Gottes Hand,

Dass er wohlgeborgen hinwieder kam an das Land. (1625)

Da stand der arme Priester und schüttelte sein Kleid.

Daran erkannte Hagen, ihm habe Wahrheit

Unmeidliche, verkündet das wilde Meerweib.

Er dachte: “Diese Degen verlieren Leben und Leib.” (1626)

Als sie das Schiff entladen und weggetragen dann

Was darauf besessen der dreien Fürsten Bann,

Schlug Hagen es in Stücke und warf es in die Flut:

Das wunderte gewaltig die Recken edel und gut. (1627)

“Was tut ihr das, Bruder?”, sprach da Dankwart,

“Wie sollen wir hinüber bei unsrer Wiederfahrt,

Wenn wir von den Heunen reiten an den Rhein?”

Hernach sagt' ihm Hagen, das könne nimmermehr sein. (1628)

Da sprach von Tronje Hagen: “Ich tat es mit Bedacht:

Wenn wir einen Feigen in dieses Land gebracht,

Der uns entrinnen möchte in seines Herzens Not,

Dass er an diesen Wogen finde schmählichen Tod.” (1629)

* Als der Kaplan des Königs das Schiff zerschlagen sah,

Über das Wasser zu Hagen sprach er da:

“Mörder ohne Treue, was hat ich euch getan,

Dass mich unschuldgen Pfaffen euer Herz zu ertränken sann?” (1630)

* Zur Antwort gab ihm Hagen: “Die Rede lasst beiseit:

Mich kümmert, meiner Treue, dass ihr entkommen seid

Hier vor meinen Händen, das glaubt mir ohne Spott.”

Da sprach der arme Priester: “Dafür lob ich ewig Gott. (1631)

* Ich fürcht euch wahrlich wenig, des dürft ihr sicher sein;

Fahrt ihr zu den Heunen, so will ich an den Rhein.

Gott lass euch nimmer wieder nach dem Rheine kommen:

Das wünsch ich euch von Herzen; schier das Leben habt ihr mir genommen.” (1632)

Mit ihnen zog einer aus Burgondenland,

Der ein behender Degen und Volker war genannt.

Der redete gar launig nach seinem kühnen Mut:

Was Hagen je begangen von Fiedler däuchte das gut. (1633)

Die Rosse standen harrend, die Säumer wohl geladen;

Sie hatten auf der Reise bisher noch keinen Schaden

Genommen, der sie schmerzte, als des Königs Kapellan:

Der musst auf seinen Füßen sich zum Rheine suchen Bahn. (1634)

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