Richtig lesen. Oder: Wie man sich Texte besser merken kann

Wahrscheinlich kennen Sie das: Sie bereiten sich auf eine Prüfung vor und müssen dafür viele Bücher durcharbeiten. Oder auf Ihrem Schreibtisch liegen Berge von Papieren, die alle erledigt werden müssen. Wie schafft man es, dieses ganze Informationsmaterial nicht nur zu lesen, sondern die Sachen auch noch zu behalten?

Oft passiert es einem, daB man etwas liest und hinterher feststellt, dass man sich an nichts mehr erinnern kann. Das heisst aber noch lange nicht, dass man sich nur schlecht etwas merken kann. Meist liegt es nur an der falschen Methode. Deshalb hier ein paar Tips, wie man sich richtig mit einem Text beschäftigt - und wie man es macht, dass man das Gelesene nicht gleich wieder vergisst.

Wichtig sind zuerst einmal die äusseren Bedingungen, soweit man sie beeinflussen kann: Man muss richtig sitzen, gerade und mit beiden Beinen auf dem Boden. Gut ist es, wenn das Licht von links kommt, dann kann man mit der rechten Hand Notizen machen, ohne dass Bleistift und Finger Schatten werfen.

Auch die Stimmung, in der man ist, ist wichtig. Wer sehr traurig oder sehr glücklich ist, für den ist es schwer, sich auf das Lesen zu konzentrieren. Also: besser nicht an andere Dinge denken.

Bevor man anfängt zu lesen, sollte man sich überlegen, was man von dem Text erwartet. Möchte man nur einen allgemeinen Eindruck bekommen, oder muss man auch viele Einzelheiten wissen? Also muss man sich vor dem Lesen die Fragen überlegen: Was möchte ich aus diesem Text erfahren?

Welche Fragen soll mir der Text beantworten?

Diese Vorbereitung ist notwendig, denn man merkt sich nur das, was man sich auch wirklich merken will, man erinnert sich nur daran, was man selbst für wichtig hält. Deshalb muss man lernen, während des Lesens die wichtigen Dinge zu verstehen und alles andere wegzulassen. Bei einem Buch ist es deshalb gut, vorher das Inhaltsverzeichnis* zu lesen und sich so über den Inhalt zu informieren. Da sieht man, welche Punkte vor allem behandelt werden und welche besonders wichtig sind. Auch in Zeitungsartikeln steht das Wichtigste oft schon in den ersten, manchmal auch dick gedruckten Zeilen. Beim Lesen kann man dadurch die Hauptsachen von den nicht so wichtigen Einzelheiten besser unterscheiden.

Wenn man nun mit einem neuen Text beginnt, sollte man ihn zuerst einmal schnell lesen, um einen Eindruck vom Inhalt insgesamt zu bekommen. Danach liest man ihn ein zweites Mal und konzentriert sich besonders auf die interessanten Einzelheiten. Es kann auch sehr nützlich sein, wenn man bestimmte Stellen farbig markiert. Aber Vorsicht: Zu viele Markierungen machen das Lesen beim nächsten Mai schwieriger.

Sehr hilfreich ist es, sich während des Lesens besondere Punkte des Textes aufzuschreiben. Das sollte man aber mit eigenen Worten tun und nicht einfach den Text übernehmen. Will man einen bestimmten Abschnitt aber wörtlich lernen, sollte man ihn nur so oft lesen, bis man ihn sich ungefähr gemerkt hat - und nicht, bis einem der Kopf weh tut. Man sieht dann nämlich gleich, ob man den Inhalt wirklich verstanden hat.

Auch die richtige Lesetechnik kann das Verständnis eines Textes verbessern. Viele glauben, man müsse unbedingt von Wort zu Wort lesen, wie man es in der Schule gelernt hat, um auf jeden Fall alles zu verstehen. Das ist aber nicht richtig. Es ist besser zu versuchen, mit den Augen gleich ganze Satzteile zu sehen und zu verstehen. Das muss man aber üben. So zu lesen, geht erstens schneller, und zweitens sieht man das Wichtigste besser. Das Auge braucht dann nicht so lange bei Stellen zu bleiben, die leicht zu verstehen sind, sondern kann sich dafür auf wichtigere Stellen konzentrieren.

Alle diese Ratschläge gelten nattülich für Texte mit vielen Informationen, mit denen man im Berufsleben oder beim Studium zu tun hat. Es ist klar, dass man einen spannenden Krimi auch auf dem Bett oder im bequemen Sessel lesen kann. Aber: Auch dabei kann man diese Techniken üben und so schneller lesen.

Text 6

Deutschland, Deutschland über alles ...

In dem kleinen Dorf Fallersleben, das heute zu Wolfsburg gehört, wurde im Jahre 1798 August Heinrich Hoffmann geboren, der sich später „Hoffmann von Fallers­leben “ nannte. Hoffmann studierte deutsche Sprache und Literatur, beschäftigte sich mit der Erforschung der altniederländischen Sprache (wofür er die Ehrendoktorwürde der Universität Leyden bekam) und schrieb Gedichte und Kinderlieder. Fast fünfzig Jahre nach seinem Tode wurde er in ganz Deutschland bekannt. Damals. im Jahre 1922, bestimmte nämlich der Präsident der Weimarer Republik, daB Hoffmanns „Lied der Deutschen” die deutsche Nationalhymne werden sollte. Das „Deutschlandlied” wie es später hieB, wurde nach einer Melodie des österreichischen Komponisten Joseph Haydn gesungen.

1945 wurde das „Deutschlandlied” durch die damalige Militärregierung verboten. Deutschland war besiegt, in vier Besatzungszonen aufgeteilt, es reichte nicht mehr-wie 1841. als Hoffmann das Lied schrieb - „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt”.

Sieben Jahre lang hatte die junge Bundesrepublik keine Nationalhymne. Dann wurde (wiederum vom Präsidenten) entschieden, das „Lied der Deutschen” sei die Nationalhymne des neuen Staates. Bei staatlichen Veranstalumgen solle allerdings nur die dritte Strophe gesungen werden.

Seitdem erklingt Joseph Haydns wunderbare Melodie wieder bei allen offiziellen Anlässen. sei es, dass Staatsmänner der Bundesrepublik Besuche im Ausland machen oder dass Sportler bei der Siegerehrung „oben auf dem Treppchen” stehen.

Text 7

Der kluge Richter

Ein reicher Mann hatte eine grosse Geldsumme verloren. Das Geld war in einer Tasche. Der Mann machte seinen Verlust bekannt. Dem wollte er 100 Taler geben. Bald kam ein Mann und sagte: “Ich habe dein Geld gefunden.Nimm es.” Der Reiche war sehr froh, aber er wollte dem Findler seine 100 Taler nicht geben. Er zahlte das Geld ind sagte : “Guter Freund, in der Tasche waren 800 Taler, und jetzt sind hier nur 700 Taler. Die 100 Taler hast du schon selbst genommen.” Der Findler war böse, und beide gingen zum Richter und erzählten ihm alles. Der Richter war ein kluger Mann.Er verstand alles und sagte:”Ich glaube euch beiden. Du, reicher Mann, hast eine Tasche mit 800 Taler verloren, und du, Finder, hast eine Tasche mit 700 Taler gefunden. Also sind das verschidene Taschen. Finder, nimm das Geld zurück und warte, vielleicht kommt jemand, der 700 Taler verloren hat. Du reicher Mann, geh auch nach Hause und warte, vielleicht findet jemand deine 800 Taler.”

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