Die treffende Wortwahl als Mittel der Bildhaftigkeit

Als Mittel der Bildkraft kann die treffende Wortwahl aufgrund direkter Bedeutung betrachtet werden. Bildkraft ist die Wirkung aller Wörter des Sprachsystems, die Gegenstände, Vorgänge und Erscheinungen der wahrgenommenen Realität bei bloßer Nennung (außerhalb des Kontextes) so lebendig in unseren Bewusstsein reproduzieren, dass sie Gesichts-, Gehörs-, Geruchs-, Geschmacks- und Tastenempfindungen hervorrufen. Durch die in ihrer lexischen Struktur eingeschlossenen semantischen und stilistischen Bedeutungselemente verleihen sie dem Allgemeinbegriff klare Details und zeichnen dadurch immer schärfere Umrisse eines Vorstellungsbildes.

Das literarisch-umgangssprachliche Substantiv Bengel beispielweise wirkt dank dem lexischen Ergängzungssem „ungezogen“, „rüpelhaft“ sowie der abwertenden expressiv-stilistischen Komponente bedeutend informativer und farbiger als der neutrale Allgemeinbegriff „junger Bursche“. Das normalsprachliche Adjektiv mollig ruft in uns den Eindruck von angenehm wirkendem Rundlichsein hervor: ein molliger Säugling, ein molliges Händchen; passende, bequeme Kleidung für Mollige (Werbung).

Besonders interessant ist die Betrachtung der bildhaften Verben. Je größer ihr Sememreichtum, desto anschaulicher wird ihre Bedeutungstiefe. Das Lexem gehen gibt eine visuelle und kinästhetische (motorische) Vorstellung von verhältnismäßig geringer Bildkraft: die Fortbewegung eines Menschen, ohne nähere Merkmalsbestimmung des Allgemeinbegriffs. Hingegen ermöglicht das Verb trippeln einen viel deutlicheren Einblick in die Eigenart dieser Wircklichkeitserscheinung. Denn in der lexikalischen Struktur ist das zusätzliche Sem „mit kleinen Schritten gehen“ enthalten. Wir sehen gleichsam ein Kind mit seinen zarten Füßchen an der Hand der Mutter einherhüpfen; oder wir glauben eine Dame entgegenkommen zu sehen, deren enger Rock sie nicht richtig ausschreiten lässt.

Das Verb nippen enthält neben dem denotativen Grundsem „trinken“ die lexischen Zusatzelemente „in kleinen Schlucken“, „mit Pausen“. Dieser Ausdruck bewirkt in gewissem Sinn eine Geschmackempfindung (ein süßer Likör, ein saurer Wein) und sogar ein Tastgefühl (man spürt unwillkürlich die wiederholte Berührung zwischen Lippen und Glas). Aus solchen Details von empirischen gewonnenen Wahrnehmungen und Vorstellungen setzt sich der bildhafte Eindruck des Wortes nippen zusammen.

Die Bildhaftigkeit der sinntragenden Wörter ist ein inhärentes Merkmal der Lexeme im Sprachsystem, d. h. sie beruht auf eigentlicher, nominativer Bedeutung der Wörter.

Wenn ein Lexem sich gleichzeitig an mehrere Sinnesorgane wendet, wird seine Anschaulichkeit zweifellos erhöht. Wie schon gesagt, sind die optischen Eindrücke mit kinästhetischen Reizen verbunden: das Licht brennt – das Licht zuckt; der Apfel hängt auf dem Zweig – er baumelt an dem Zweig. Aus dem statischen wird ein dynamisches Bild.

Stellen wir uns weiter eine kleine, lebenswahre Beschreibung vor, in der alle Verben durch Bildhaftigkeit schon im Sprachsystem gekennzeichnet sind: Der Mercedes schoss den andern Wagen voran in die Dunkelheit. Ein Moped schob sich vor. Der Bus knatterte vorbei. Ein Radfahrer kurvte durch die Reihe der wartenden Fahrzeuge hindurch.

Man darf nicht behaupten, dass ein besonderes, bildhaftes Wort immer „besser“ sei als das allgemeine, blasse. E. Riesel und E. Schendels betonen, dass es Kontexte und Situationen gibt, in denen aus inhaltlichen und stilistischen Gründen nur allgemeine, mehr oder weniger farblose Ausdrücke am Platze sind. [Riesel, Schendels: 208] Die funktionalen Anwendungsnormen für Über- und Unterschrift in einem Brief an Fremde fordern z. B. die Formulierung: Sehr geehrter Herr Schmidt! … Mit vorzüglicher Hochachtung Hans Schmidt. Eine Mutter hingegen schreibt ihrem Kind: Mein innigstgeliebtes Mäuschen! … Ich drücke dich ans Herz. Deine Mutti. In diesen Beispielen entsteht deutlich der Kontrast zwischen der bildkräftigen, emotionalen Ausdrucksweise im Privatbrief und der trockenen Blässe im Amtsbrief.

Vergleiche

Wegen seiner Stellung zwischen den Mitteln der Bildhaftigkeit und der Bildlichkeit bietet der Vergleich gewisse Klassifikationsschwierigkeiten. Der Vergleich (sowohl der individuelle als auch der gemeinsprachliche) verbindet zwei Wörter aus verschiedenen Begriffsbezirken und ruft durch die bloße Nebeneinanderstellung sprachökonomisch eine Fülle von bildhaften Assoziationen hervor. Wird z. B. von einem Menschen gesagt, dass er wie ein Löwe kämpft, so werden die zwei Substantive Mensch und Löwe zueinander in Beziehung gebracht; dies löst eine schnell vorbeiziehende Serie von Einzelbildern aus und erweckt eine neue Vorstellung: mutiger, tapferer Mensch. Obwohl es sich hier um einen gemeinsprachlichen, ja sogar stehenden Vergleich handelt, ist seine Bildkraft doch noch nicht verblasst.

Jeder Vergleich besitzt eine Vergleichsbasis (nach der traditionellen Terminologie: „tertium comparations“, d. h. das Dritte des Vergleichs; das Verbindende, das Gemeinsame zwischen den beiden Komponenten des Vergleichs).

Wenn man im Alltagsstil sagt: Diese Frau ist so dick wie eine Litfasssäule (d. h. Anschlagsäule), so ist die Vergleichbasis augenfällig-konkret (der große Umfang); wenn es idiomatisch heißt: Er sieht aus wie sieben Tage Regenwetter, so liegt das Gemeinsame der Vergleichs in einer Gefühlsstimmung: trüb das Wetter, trüb die Stimmung, trüb der Gesichsausdruck. Und doch ist auch dieser Vergleich bildhaft.

1. Nach der pragmatischen Wirkung unterscheidet man:

a)rational präzisierende Vergleiche, d. h. Vergleiche aufgrund direkter (eigentlicher) Bedeutung, mit rationaler, objektiv-präzisierender Aussageabsicht. Sie gehören zweifellos zu den Mitteln der Bildhaftigkeit.

So sagt die Mutter mit Stolz: Mein Sohn ist ebenso groß wie der Vater. Damit stellt sie objektiv und wahrheitsgetreu fest, dass ihr Mann und der Junge von gleicher Größe sind. Rational-präzisierende Vergleiche stecken oft in der eigentlichen Bedeutung adjektivischer und substantivischer Kleinkontexte (Komposita): honigsüß, messerscharf, Kirschenmund, mit Bienenfleiß (arbeiten). Die wissenschaftliche Prosa neigt zu sachlichen Vergleichen. Termini und Fachausdrücke unterschiedlicher Bereiche können objektiv-präzisierende Vergleiche im Bestimmungswort enthalten. Ein Mantelgesetz ist ein Gesetz, das wie ein Mantel mehrere allgemeine Bestimmungen umfasst, die erst im weiteren durch spezielle Verordnungen geregelt werden; ein gleiches Bild enthält das Synonym Rahmengesetz.

b) metaphorisch-hyperbolische Vergleiche, d. h. Vergleiche aufgrund metaphorischer, uneigentlicher Bedeutung, meist hyperbolisch zugespitzt, emotional und subjektiv bewertend: Du hast ja Nerven wie Stricke, sagt man bewundernd oder je nach der Situation auch gutmütig-spottend zu jemand, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, also zu einem nervenstarken Menschen.

2. Nach der Strukturunterscheidet man:

a)einfache Vergleiche und b) erweiterte Vergleiche.

Die einfachen Vergleiche bestehen aus einer Wortgruppe. Sie werden durch wie, als, als ob eingeleitet: er ist so alt wie du; sie ist älter als mein Bruder; Du tust so, als ob du ein kleines Kind wärest. Als knappste Form des Vergleichs darf man ein Kompositum ansehen, in dem der Vergleich im Bestimmungswort eingeschlossen ist.

Die erweiterten Vergleiche enthalten eine beliebige nähere Bestimmung des Begriffs, mit dem verglichen wird: Alltagssprache ist ein bescheidenes Thema, das sich unter den anderen Vortragsthemen ausnimmt wie ein Dackel in einer Versammlung von Berhardinern. [Trier]

3. Nach der Häufigkeit und Verbreitung unterscheidet man:

a)gemeinsprachliche Vergleiche und b) individuelle (okkasionelle) Vergleiche.

Die gemeinsprachlichen Vergleiche werden überall gebraucht. In der schönen Literatur, in der Publizistik, manchmal auch im Alltagsverkehr stoßen wir oft auf Einmalbildungen: Gerüchte waren wie ein Schwarm Krähen aufgeflogen. Der Flug der Krähen gleicht einer Sonate, voll verblichener Akkordeund männlicher Schwermut. [Remarque] Der letzte Vergleich ist auf rein subjektiver Basis aufgebaut, auf individuellen Phantasie- und Gefühlsvorstellungen. Betrachten wir zwei Vergleiche über das Lachen eines Menschen: Er lachte sein sanftes gutturales Lachen, das klang, als gluckste eine Quelle in seiner Brust. – Er lachte wie sechs Truthähne.[Remarque] Das erste Textbeispiel ist mit einem aus dem Leben gegriffenen Bild leicht vorstellbar, das zweite hingegen überrascht durch Unvorhersehbarkeit einer solchen Feststellung und befremdet.

Der stilistische Ausdruckswert der Vergleiche hängt von dem jeweiligen Kontext ab. Die Vergleiche können vom Rational-Präzisierenden über das Hyperbolisch-Emotionale bis zum Irrationalen führen. Die rational-präzisierenden Vergleiche verstärken Konkretheit, Anschaulichkeit der Äußerung, bei metaphorisch-hyperbolischen Vergleichen treten Bildkraft, Expressivität und subjektive Wertung in den Vordergrund. Dieses Stilistikum ist – in eigentlicher oder uneigentlicher Bedeutung – mehr oder weniger in allen Bereichen des gesellschaftlichen Sprachverkehrs verbreitet.

Metaphern

Hauptmittel der bildlichen Ausdrucksweise ist die Metapher, eine Erscheinung, die nicht als Einzelwort, sondern als kleines „Stück Text“ zu verstehen ist. [Riesel, Schendels: 213] Mittel des bildlichen Ausdrucks auf Grund übertragener Bedeutung sind die Tropen und eine der Arten von Tropen ist die Metapher. Unter der Metapher versteht man die Übertragung der Namensbezeichnung von einem Gegenstand auf einen anderen, von einer Erscheinung auf eine andere, unter der Voraussetzung, dass „eine äußere oder innere Ähnlichkeit … diese Übertragung rechtfertigt.“ [Riesel: 134] Man spricht gewöhnlich über lexikalische und stilistische Metaphern.

1. Lexikalische Metaphern. Die metaphorische Bedeutung kann sich im Verlauf der historischen Entwicklung verfestigen und zu Bedeutungswandel führen, dann spricht man von lexikalischer Metapher: begreifen ursprünglich „anfassen“, „abtasten“, hell der Farbe > hell der Tonart, Fliege > Krawatte. [Ivleva: 62] Nach ihrer Genesis unterscheidet man zwei Arten der Metaphern:

a) die Metaphern, bei denen das Sem der bildlichen Übertragung sich innerhalb einer lexischen Struktur befindet: In diesen Kähnen laufe ich mir die Blasen über Blasen. Kähne ist als Pluraletantum in den Soldatenjargon eingegangen – eine saloppe Bezeichnung für ausgetretene Schuhe. Auch Fremdsprachler, die diese Sonderbedeutung innerhalb der lexischen Struktur von Kahn (Boot) nicht kennen, erraten den Sinn dieser Metapher leicht, weil man sich ja nur durch schlechte Fußbekleidung Blasen laufen kann. Feuer lodert aus seinem Mund, d.h. der Vortragende versetzt das Publikum durch seine leidenschaftlichen Worte in Begeisterung;

b) die Metaphern, bei denen aufgrund emotionaler oder/und rationaler Verrgleichsmöglichkeit ein gemeinsames Merkmal verschiedener lexischer Strukturen semantisch modifiziert wird. Voraussetzung ist hier ein konnotationsreiches tertium comparationis zwischen zwei verschiedenen lexischen Strukturen. In Bechers „Kinderschuhe aus Lublin“, dieser Ballade in Form eines poetischen Mahnmals, begegnen wir der leitmotivischen Metapher Sonne in Lublin – einem Modellfall sowohl gezielter Doppelsinnigkeit als auch dichterischer Klarheit: Sonne – Krematoriumsofen. Das gemeinsame Merkmal besteht in der Hitze als lebensspendendes und lebensvernichtendes Element.

Nach der Häufigkeit und Verbreitung unterscheidet man:

a) verblassteMetaphern: Feder als Schreibfeder oder Bestandteil einer Maschine;

b) gemeinsprachliche Metaphern: Die Sirenen heulen bei Feueralarm auf(Vergleichsbasis – Klangart), Am Sonntagmorgen hängen Trauben vonMenschen an den Trittbrettern der Ausflugszüge (Vergleichbasis – Form und Beschaffenheit). Sie werden, zum Unterschied von den verblassten, noch durchweg als bildlicher Ausdruck empfunden, obwohl sich auch bei ihnen der Verblassungsprozess schon mehr oder minder spürbar macht;

c) individuelle Metaphern: Auf deiner Wange steht endgültiger Abschied; An seine Stirn flog ein Spinnennetz von Falten [Strittmatter].

Nach der Struktur unterscheidet man:

a) knappe Metaphern: Angst flatterte in seinem Gesicht;

b) erweiterte Metaphern: Er rührte an den Schlaf der Welt mit Worten, die wurden Maschinen, wurden Traktoren, Häuser, Bohrtürme und Minen …;

c) ausgebaute/geschlossene Metaphern: Der eine war ihr zu dick. „Das Weinfass!“ sprach sie … Der vierte zu blass, „Der bleiche Tod!“, der fünfte zu rot, „Der Zinshahn!“, der sechste war nicht gerad genug, „Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!“ [Märchen «König Drosselbart»]

Die Metapher kommt in allen funktionalen Stilen in stärkerer oder geringerer Frequenz vor. In der schönen Literatur ruft sie ästhetische Wirkung hervor, in der Publizistik – hauptsächlich Appell, in der Alltagsrede – Eindringlichkeit, Humor und Spott. In der Wissenschaft dient sie teils zur Benennung neuer Denotate, teils zur Veranschaulichung und Verlebendigung der Darstellung: Die Tunnels wurden nach der Maulwurfmethode gebohrt.

Als besondere Abarten der Metapher gelten Personifizierung, Entpersonifizierung, Synästhesie, Allegorie und Symbol (gleichfalls individuell oder gemeinsprachlich).

Die Personifizierung (Personifikation, Verlebendigung) ist die Übertragung menschlicher Eigenschaften, Merkmale und Handlungen auf tierische und pflanzliche Organismen sowie auf Nichtlebewesen, d.h. die Übertragung von Eigenschaften eines Lebewesens auf ein unbelebtes Wesen: die Uhr schlägt, der Berg mit ruhigem Herzklopfen, die Blumen flüstern zärtlich, der Wind singt.

Die Entpersonifizierung erfolgt mit Hilfe des sächlichen Geschlechts, da es vor allem mit dem Begriff der Geschlechtslosigkeit verknüpft ist: Doch zur Sache , es begann ein neuer Tag, die übliche Maskerade, und was da aus dem Bette kommt, gelb, mit Zahnbelang, Träume unter der Haut und drüber das Nachthemd, das alles verkleidet sich rasch, färbt sich, rasiert sich, und am Ende bei einer Tasse Kaffee sitzt da ein junger Mann, sauber und breit … [Geißler]. Borchert gibt das Gespräch zwischen dem Polizeibeamten und dem Fabrikwächter wieder: Und vom Schreibtisch her wehte es wieder samtweich und verschlafen auf ihn zu … [Borchert 1]. Die Entpersonifizierung bedeutet auch die Versächlichung des Menschen: der Mann bellt, die Frau zwitscherte, Der Junge spitzt die Ohren.

Allegorie – eine besondere Form der Personifizierung. Es handelt sich um körperhafte Verbildlichung von Ideen und abstrakten Begriffen, von Naturgeschehen und Naturgewalten (meist Verlebendigung in Menschengestalt). Manche traditionellen Allegorien sind tief in der deutschen Sprache verankert. Die Sorge wird als graue weibliche Schattengestalt dargestellt, die sich am Bett des Schlafenden niederlässt – Frau Sorge „госпожа забота“. Der Tod erscheint als Sensenmann, in der Volksdichtung gewöhnlich als Gevatter Tod genannt. Der Frühling ist ein lieblicher Jüngling oder Freund Lenz. Der Winter wird als alter Mann, die Sonne als Frau dargestellt (im österreichischen Volksbrauch mit dem konkreten Namen „Liesl“ angerufen: die Liesl scheint). In verschiedenen Sprachen bestehen oft verschiedene Personifikationen, z.B. im Russischen: der Tod – eine alte Sensenfrаu „женщина с косой, старая с косой – смерть ( в образе скелета с косой)“, der Frühling – ein liebliches Mädchen „весна-краса“. Dies steht natürlich im Zusammenhang mit dem grammatischen Geschlecht der Substantive.

Als Beispiel interessanter, individueller Allegorien sei ein Gedicht von Bertolt Brecht genannt: «Der anachronistische Zug» oder «Freiheit und Democracy». Hier erscheinen, handeln und sprechen sechs allegorische Gestalten, die Plagen der Hitlerzeit: Unterdrückung, Aussatz, Betrug, Dummheit, Mord und Raub.

Der Ausgangspunkt der Allegorisierung ist also ein abstrakter Begriff oder eine verallgemeinerte Vorstellung, für die der Sender eine konkrete Einkleidung gesucht und gefunden hat. Im Gegenstaz zur Allegorie bildet den Ausgangspunkt zur Entstehung des Symbols ein Gegenstand, eine Pflanze, ein Tier, seltener ein Mensch. Es können auch reale Vorgänge aus dem Leben der Gesellscheft als Basis des Symbols benutzt werden: Die Erde reist durch den Weltraum. Der Mensch sendet eiserne Tauben aus und harrt ungeduldig ihrer Heimkehr. Er wartet auf ein Ölblattvon Brüdern auf anderen Sternen. [Strittmatter 2]Die eisernen Tauben sind Flugkörper, die zu friedlichen (auch zu militärischen) Zwecken in den Kosmos vorstoßen. Diese individuelle Verbildlichung ist aus dem Kontext eindeutig verständlich; dasselbe gilt für das alte gemeinsprachliche Symbol: Ölblatt als Zeichen des Friedens. Gemeinsprachlich, daher allgemeinverständlich und allgemeingebräuchlich, sind beispielweise Symbole, die durch Nennung konkreter Pflanzen impliziert werden: die Lilie ist das Sinnbild für Sanftmut und Unschuld, das Veilchen für Bescheidenheit, die Rose für Schönheit.

Die nächste Abart der Metapher ist die Synästhesie (griech.: Zusammenempfindung). Darunter versteht man die Verbindung von zwei verschiedenen Sinnesempfindungen, wobei eine von ihnen übertragene Bedeutung annimmt: seidene Stimme. Hier wird die Vorstellung durch Tast- und Gehörsempfindungen gebildet (Vergleichsbasis: Weichheit). In der Synästhesie kann eine beliebige Vereinigung von Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten vor sich gehen: helle/dunkle Töne, giftige/kalte/warme Farben; duftende Stimme.

Die funktionale Metapher ist die Übertragung auf Grund der Ähnlichkeit der inneren und äußeren Merkmale wie Form (Reihe – Schlange), Größe (ein Berg Papier), Farbe (Kommunist – der Rote, Mitglied von Greenpeace – der Grüne), Funktion (Tischbeine – Stützen), Eigenschaften (eine giftige Frau – Schlange).

Metonymien

Die Metonymie ist die Übertragung aufgrund räumlicher, zeitlicher, stofflicher und logischer Beziehungen. Hauptkriterium dieses Stilistikums ist nicht, wie bei der Metapher, die semantische Gleichsetzung zweier Begriffe aufgrund einer Merkmals- und Namensübertragung, sondern ein Austausch zweier Begriffe aus unterschiedlichen Sinnbereichen.

Die Vertauschung zweier Wörter aus verschiedenen Begriffsbezirken beruht:

1. auf einem Raumverhältnis: Die ganze Universität kam zur Jubiläumsfeier. (anstatt: alle Professoren und Studenten kamen …). Am Sonntag zieht die ganze Stadt ins Freie (anstatt: die Einwohner der Stadt);

2. auf einem Zeitverhältnis: Das Zeitalter der Technik fordert… (anstatt: die Menschen dieses Zeitalters);

3. auf einem Stoffverhältnis: Traube anstatt Wein, Stahl anstatt Dolch;

4. auf einem Kausalverhältnis: Zunge anstatt Sprache, Hand anstatt Handschrift /Übertragung vom Mittel auf das Ergebnis;

5. auf einem Symbolverhältnis: Lorbeer anstat Ruhm, Taube anstatt Friede, Herd anstatt Haus.

Der häufigste Fall von Metonymie beruht jedoch

6. auf einem Quantitätsverhältnis und führt einen besonderen Namen: Synekdoche (griech.: Mitverstehen). Die Synekdoche erscheint in mehreren Variationen. So wird anstelle des Ganzen ein wichtiger oder auffalender Teil genannt, daher die Bezeichnung «Teil für das Ganze» (pars pro toto): Mein Fuß (anstatt: ich) betritt nicht mehr diese Schwelle. Die Menge zählte tausend Köpfe (anstatt: Menschen). Die Synekdoche kann auch als Mittel zum Spott und Satire gewählt werden: Die Aktentasche eilte durch die Stadt; Bierbauch (ein dicker Mensch). [Riesel, Schendels: 224]

Eine besondere Gruppe der Stilfigur pars pro toto bilden die sog. Bahuvrihi. Es sind Possesivkomposita, die das ganze (gewöhnlich ein Lebewesen) durch einen wesentlichen oder auffallenden Teil charakterisieren: Rotkäppchen, Grünschnabel (junger Allesbesserwisser), Langohr (Esel oder Hase), Teerjacke (Seemann), Glatzkopf, Eierschädel.

Als wichtige Erscheinungsformen der Synekdoche seien noch angeführt die Verwendung von Plural statt Singular: Auch in Moskauer und Leningrader Gebiet wird jetzt die Weinrebe gepflanzt (anstatt: die Weinreben).

Und die Nennung des Eigennamens für den Gattungsnamen: ein Mitschurin (für einen Agronomen), ein Paganini, ein Oistrach (für einen Violinvirtuosen).

Mittel der Umschreibung

Zu den Mitteln der Umschreibung gehört vor allem die stilistische Periphrase. Darunter versteht man die sekundäre Nominierung eines Denotats entweder durch Hervorhebung charakteristischer Merkmale, Eigenschaften, Tätigkeiten, Wirkungen (Rom – die Stadt der sieben Hügel, Achilles – Sohn des Peleus) oder durch Verbildlichung in uneigentlicher Rede (die Ostsee – das Meer des Friedens), d.h. die Umschreibung der üblichen Bezeichnung einer Sache, Person, eines Vorgangs oder einer Erscheinung durch ein anderes Wort oder eine Wendung, die wesentliche oder charakteristische Eigenschaften des betreffenden Gegenstandes ausdrücken: auf Schusters Rappen – zu Fuß. [Ivleva: 71-72]

Die Umschreibung eines Gegenstandes oder einer Erscheinung erfolgt entweder auf Grund direkter Wortbedeutung (sog. logische Periphrase) oder auf Grund übertagener Wortbedeutung (metaphorische und metonymische Periphrase).

Zahlreiche logische Periphrasen sind auf der Hervorhebung objektiver Merkmale begründet: Die Apenninenhalbinsel – Italien (wissenschaftlich-nüchtern) /das Land, wo die Zitronen blühn – Italien (poetisch-emotional); Stadt an der Elbe/Elbmetropole/Elb-Athen/Elb-Florenz – Dresden; die Stadt der Lieder – Wien; das Land der Pyramiden – Ägypten. Zu den logischen Periphrasen könnte man auch Periphrasen zählen wie z.B. die Göttinger Sieben, d.h. jene sieben Göttinger Professoren (darunter auch Jakob Grimm), die mutig gegen die reaktionären Übergriffe ihres tyrannischen Landesherren auftraten. Dazu ließe sich aus jüngster Zeit eine Paralelle bilden: die Göttinger Achtzehn, d.h. jene achtzehn Göttinger Kernphysiker, die in einem flammenden Aufruf gegen die Verwendung der Atomenergie zu militärischen Zwecken protestierten. Umfangreich ist die Gruppe logischer Periphrasen zur Umschreibung von Eigennamen: der Dichter der Ilias – Homer, der Dichter des Faust – Goethe, die häßliche Herzogin – Margarete Maultasch u. ä.

Metaphorische und metonymische Periphrasen entstehen auf Grundlage einer Merkmalshervorhebung, in der eine Metapher oder eine Metonymie eingeschlossen ist. In der bildlichen Periphrase wird das Wort, um dessen Umschreibung es sich handelt, nicht genannt. Und doch versteht man aus den lexischen Elementen der Periphrase, welchen Begriff sie in sich einschließt: Langfinger – Dieb.

Der Verbreitung nach können Periphrasen gemeinsprachlich und individuell sein. Wendungen wie Lenz des Lebens – Jugend, König der Lüfte – Adler, Beherrscher des Olymps/Olympier – Goethe sind gemeinsprachliche metaphorische Periphrasen. In all diesen Beispielen bestimmen die lexischen Elemente der Periphrase einen Begriff, der in der Umschreibung selbst nicht genannt ist.

Der Struktur nach unterscheidet man:

1. einfache Umschreibungen (überwiegend Wortgruppen oder Komposita): Tochter des Himmels – der Mond, Parzen – Weberinnen, der Korse – Napoleon;

2. erweiterte Umschreibungen (in Satzform): der andere aber machte geographische Untersuchungen in fremden Taschen (Taschendiebstahl), wurde deshalb wirkendes Mitglied einer öffentlichen Spinnanstalt (Strafanstalt). [Heine 2]

Der pragmatischen und stilistischen Leistung nach unterscheidet man:

1. Euphemismus (vom griech.: gut sprechen) – eine Periphrase, die den Zweck hat, etwas Unangenehmes angenehmer darzustellen, etwas Unhöfliches höflicher, etwas Schreckliches harmloser auszudrücken: Eier – Fliegerbomben, Eierlegen – Bombenabwurf, rollende Konservenbüchsen – allerlei Arten von schweren Panzern, der Schwarze – der Teufel. Der Euphemismus tritt häufig in Presse und Publizistik, im Diplomatenverkehr und in anderen Formen offizieller Rede auf: Arbeitswillige – Arbeitlose, Umschulungslager – KZ (in der Nazilügeterminologie). Wenn man sagt, dass die Angaben auf unrichtiger Information beruhen oder jeder Grundlage entbehren, bleibt zwar die äußere Form der Höfflichkeit gewahrt, dabei wird aber doch unmissverständlich Kritik am Gegner geübt. Die euphemistische Umschreibung wird in der Publizistik hauptsächlich zum Aufdecken des wahren Sachverhalts gebraucht, zur Entlarvung von Lüge. In der Dichtung wird der Euphemismus verwendet, um manche Härte des Inhalts und der Form zu verhüllen; oft wird aber durch seine Verwendung satirische Wirkung hervorgerufen und vertieft.

2. Die Litotes(griech.: Schlichtheit) – eine Periphrase auf Grund von Verneinung. G.G. Ivleva versteht darunter verneinende Periphrase mit verstärkt positiver Aussageabsicht [Ivleva: 42]: Das ist nicht übel – Das ist sehr gut. Diese Idee ist so dumm nicht! Sie ist gar nicht dumm! – Die Idee ist sogar sehr klug. E.Riesel spricht aber auch über negative Aussageabsicht: Ich möchte nicht sagen, dass deine Leistungen auf der Höhe sind. Durch die Verneinung wird der Eindruck der Unzulässigkeit, der schlechten Arbeit stärker unterstrichen.

3. Die Hyperbel (griech.: Übertreibung) – die Darstellung des Sachverhalts in übertriebener Form: totmüde anstatt müde, es regnet wie aus Scheffeln, in Strömen anstatt es regnet stark, eine Ewigkeit warten anstatt lange warten. Sehr häufig treten Übertreibungen in den sog. Zahlenhyperbeln auf: ich habe dir das schon tausendmal gesagt, bitte tausendmal um Entschuldigung, er kommt vom Hundersten ins Tausendste, der Tausendfuß / der Tausendfüßler – сороконожка.

Die Volksdichtung enthält eine Reihe stehender (traditioneller) Hyperbeln: tausendschönes Mädchen, die marmorweiße Stirn.

Besonders viel wird die Hyperbel in der Werbung verwendet. Die Ware wird angekündigt als: feinst, hochfein, extrafein, superfein, prima, extraprima usw.

Gegenstück der Übertreibung ist die sog. Untertreibung – Meiose, die den Sachverhalt unterspielt: Er hat nur zwei Worte zum Thema gesagt; Er wohnt einen Katzensprung von uns entfernt; Ich lade dich zu einem Butterbrot ein; Trinken wir einen Tropfen Wein!

4. Ironie (im engeren Sinne) ist die Umschreibung durch Gegenteil. Die Mitteilung wird nicht direkt durch Nennung des realen Sachverhalts gemacht, sondern durch Behaupten des Gegenteils. Das Wetter ist ja wirklich prachtvoll! – sagt man, wenn man, gebadet wie eine Maus, aus dem regentriefenden Mantel schlüpft.

Epitheta

Die Epitheta (Beiwörter) gehören – wenigsten in ihrer überwiegenden Mehrzahl – zu den Mitteln der Bildhaftigkeit. Mit ihrer Hilfe entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers, Hörers oder Gesprächspartners die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnesempfindungen, aber auch die Vorstellung von auffalenden Eigenschaften und Merkmalen.

Epitheton ist jede Merkmalsbestimmung eines Substantivs, durch die der betreffende Begriff entweder logisch-sachlich konkretisiert oder emotional eingeschätzt wird. Das Epipheton erscheint in allen Redestilen. Es ist ein stilistischer Begriff, grammatisch ausgedrückt:

a) durch kongruierendes adjektivisches oder partizipiales Attribut: das neue (spannende) Buch;

b) durch nichtkongruierendes Attribut (in der Regel abgesondertes): prima Qualität, lila Kleid, ganz Berlin, Röslein rot, das Jahr 2002;

c) durch erweitertes Attribut: die auf ihre Mutter stolze Mutter, die im Raum sitzenden Studenten;

d) durch Genitivattribut: die Zone der Nadelwälder, das Lied der Lieder, Schillers Balladen;

e) durch präpositionales Attribut: die Werke von Goethe, der Mann mit der Brille, die Hilfe für den Kranken;

f) durch adverbiales Attribut: das Haus rechts, die Bäume rundum [Schendels: 286-293];

g) durch Attribursatz: Das Zimmer, das mein Freund mietet, ist sehr gemütlich;

h) durch Bestimmumgswort im zusammengesetzten Substantiv: das Klassenzimmer, der Schreibtisch.

Epitheta können nach dem Inhalt unterschieden werden.

Konkretisierende(logisch-sachliche) Epitheta geben die sinnlich warnehmbaren Merkmale an (die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnesempfindungen): Er schenkte ihr eine herrlich duftende gelbe Teerose; Auf dem Tisch stand eine hohe grüne Vase; Transistor mit Kurzwellen, bequem für Ausflüge, wird verkauft (Inserat). Im wissenschaftlichen und offiziellen Stil tragen Epitheta zur Verdeutlichung und näheren Erklärung des Gesagten bei: eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung, die obengenannten Beispiele, die anliegenden Dokumente.

Bewertende (emotionale) Epitheta offenbaren die persönliche Einstellung des Sprechenden zum Gegenstand der Darstellung. Im Stil der Wissenschaft kommen derartige Beiwörter selten vor. Sehr häufig werden die bewertenden Epitheta in der Publizistik verwendet: Man weiß, wie mit dem Aufkommen der großen Industrie eine ganz neue, grenzenlos unverschämte Exploitation der Arbeiterklasse durch die Fabrikbesitzer aufkam. Der Stil der Alltagsrede ist in der Regel von bewertenden Epitheta stark durchsetzt: ein entzückender Mensch, ein schrecklich interessanter Roman, mächtiges Glück. Besonders wichtig sind Epitheta in der schönen Literatur, weil sie die persönliche Einstellung des Sprechenden anzeigen. Sie offenbaren Sympathie und Antipathie zum Gegenstand der Rede, d. h. bewertende Epitheta können als positiv bewertende: ein bildhübsches Mädchen oder als negativ bewertende: diese schreckliche Stimme Epitheta betrachtet werden.

Die Epitheta treten in verschiedenen Erscheinungsformen mit verschiedenen Ausdruckswerten auf.

Stehende Epitheta bilden mit ihrem übergeordneten Begriff eine formelhafte Verbindung: grünes Gras, kühler Brunnen, tiefes Tal, feines Liebchen, böse (alte) Hexe, buckliges (winzliges) Männlein, stolzer (grausamer) König.

Den Gegensatz zu den stehenden bilden die sog. unerwarteten Epitheta. Das sind solche Beiwörter, die im Sprachgebrauch nicht üblich sind. Meist beruhen sie auf übertragener Bedeutung (metaphorische Epitheta): abstrakte Beine, mathematisches Gesicht, schlafende Schaufenster.

Lieblingsepitheta sind Epitheta, die zu einer bestimmten Zeit, innerhalb eines bestimmten Kollektivs, von bestimmten sozialen Gruppen, von bestimmten literarischen Richtungen und einzelnen Dichtern häufig gebraucht werden. Die Lieblingsepitheta bilden Verbindungen mit möglichst viel Substantiven. So war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der Gebrauch des Epithetons fabelhaft in der Mode, besonders in den Kreisen der bürgerlichen Jugend. Es verlor seine ursprüngliche Bedeutung als stehendes Epitheton zu einem einzigen substantivischen Begriff – nämlich : ein fabelhaftes Wesen (d.h. ein Wesen aus der Fabelwelt) – und wurde zum Allerweltswort: ein fabelhaftes Buch, ein fabelhaftes Konzert, eine fabelhafte Überraschung.

Ein Lieblingsepitheton der Österreicher ist seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts das Adjektiv fesch (Abkürzung des englischen Adjektivs fashionable – elegant, schick, flott): fesche Gestalt, fesche Kleidung. Im Allgemeinen haben die Lieblingsepitheta keine lange Dauer. Es sei aber ein Adjektiv erwähnt, das sich im Deutschen seit den ältesten Perioden der Sprache als Lieblingsepitheton erhalten hat, und zwar in allen Schichten der Bevölkerung und in den verschiedensten Stilarten. Es ist das Epitheton süß in übertragener Bedeutung: ein süßes Kind, süße Augen, ein süßes Ding.

Tautologische Epitheta sind solche Beiwörter, die von ihrem übergeordneten substantivischen Begriff ein Merkmal hervorheben, das ohnehin schon in ihm selbst enthalten ist: ein weißer Schimmel, ein Riese von ungeheuerer Gestalt, eine Tarnkape, die unsichtbar macht. Tautologische Epitheta können fast in allen Stilarten vorkommen. Im Amtsstil stoßen wir oft auf Fügungen wie: nach erfolgter Überprüfung der Akten …, die stattgefundene Erhebung hat bewiesen … Die Präpositionalgruppe nach der Überprüfung schließt schon die Erklärung ein, dass sie erfolgt; ebenso im nächsten Beispiel: sobald die Erhebung etwas bewiesen hat, ist es klar, dass sie auch stattgefunden hat.

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